Yā Ṣabūr
Bleibe heute mit dem Göttlichen Namen Aṣ-Ṣabūr.
Wiederhole immer wieder, wenn du nervös wirst, ungeduldig, wenn du genervt wirst und die Zeit und Dinge nicht so laufen, wie du es möchtest und es dir erwünschst: „Yā Ṣabūr.“
Umhülle dich mit dem Mantel der Schönheit, gewebt aus Geduld und Zuversicht.
Möge dieser Name dich vom Exil des Ichs, des Nafs, in die Heimat deiner Seele führen.
WUSSTEST DU
Ya ṣabr Ayyub!
Oh, (schenke mir) die Geduld Ayyubs!
Im Koran personifiziert der Prophet Ayyub (Hiob), Friede sei mit ihm, die höchste Tugend der Geduld in Widrigkeit. Der Prophet Ayyub lebte mit seiner Frau in Syrien. Er war ein sehr wohlhabender Mann, der gütig und großzügig mit seinen Mitmenschen umging. Auch seine Frau war eine dankbare, gutherzige Frau. Dann begann sein schweres Schicksal. All seine Kinder, seine ganze Familie, bis auf seine Frau, starben, er verlor all seine Besitztümer und erkrankte schwer. Alle Teile seines Körpers wurden befallen bis auf sein Herz und seine Zunge, mit denen er weiterhin Allah pries und geduldig anbetete. Die Menschen zogen sich von ihm zurück, sodass nur mehr seine Ehefrau blieb. Sie diente in verschiedenen Häusern und ernährte so beide. Je mehr ihm Allah Prüfungen und Beschwerden sandte, desto mehr blieb er im Preisen und Danken: „Wahrlich, Wir fanden ihn voller Geduld in Widrigkeit: was für ein vortrefflicher Diener, der sich immer zu Uns zu wenden pflegte.“ (38:44) 18 Jahre lang weilte diese schwere Zeit und seine Frau unterstützte Ayyub und blieb treu an seiner Seite.
Nach all diesem Leid bat Ayyub Allah, ihn von dieser Schwere zu befreien: „Heimsuchung hat mich getroffen, aber Du bist der Barmherzigste der Barmherzigen.“ (21:83)
Allah erhörte sein Bittgebet und sprach: „Schlage mit deinem Fuß (auf den Boden): hier ist kühles Wasser zum Waschen und zum Trinken.“ (38:42)
Ayyub trank davon und wurde von seinen Krankheiten geheilt und Allah schenkte ihm wieder Kinder und Besitz, noch mehr, als er zuvor gehabt hatte.
6. RAMADANTAG
DU’Ā`
BITTGEBETE
„Und wenn Meine Diener dich nach Mir fragen, siehe, Ich bin nahe, Ich erhöre den Ruf (Bittgebet) dessen, der ruft, wann immer er zu Mir ruft, so sollen sie denn auf Mich hören und an Mich glauben, auf dass sie dem rechten Weg folgen mögen.“ (2:186)
Allah ist Al-Muğīb, der Erhörende, der Antwortende, der Erwidernde. Der große Meister Al-Ghazali (1055 - 1111) erklärt den Namen Al-Muğīb folgendermaßen: „Derjenige, der sich beeilt, die Bitten Seiner Geschöpfe zu erhören, noch bevor sie geformt worden sind.“
Trage in deinem Herzen das Wissen, dass deine Bitten erhört werden und dass dies zum richtigen Zeitpunkt und in der für dich richtigen Art geschieht. Habe Vertrauen, Geduld und Ausdauer, denn nichts kann geschehen, wenn der rechte Zeitpunkt für dich noch nicht da ist.
Manchmal beten und bitten wir leidenschaftlich um etwas, und etwas anderes trifft ein. Gott gibt immer eine Antwort, doch die Antwort wird vielleicht nicht die Antwort sein, die wir erwarten, nichtsdestoweniger beinhaltet sie die Botschaft, welche wir in unserem Gebet gesendet haben.
Gott ist grenzenlos und wir sind Lebewesen der Begrenztheit. Dies ist genau unsere Rolle: Wir können unsere Bedürftigkeit, unsere Abhängigkeit, unsere Anlehnung hinhalten, das ist unsere kostbarste Gabe. Wir können im hingebungsvollen Vertrauen unsere tiefsten Bedürfnisse vortragen, im Vertrauen darauf, dass die Antwort, die darin enthalten ist, immer die Beste und Wertvollste ist.
Manche Gläubigen sagen, dass sie niemals irgendetwas von Gott erbitten dürften. Andere wiederum sagen: „Warum sollte ich mich Gott aufdrängen mit einer scheinbar unbedeutenden Angelegenheit?“ Dann gibt es jene, die sagen, dass Gott Allwissend und Allmächtig ist: „Er weiß bereits, was ich will, wenn es also nicht erfüllt wird, muss es dafür einen Grund geben, den ich nicht kenne.“
Sich bittend zu Allah zu wenden, heißt, dem Göttlichen Licht in die dunklen, verwirrten Sphären unseres Ichs Einlass zu gewähren, sodass Helligkeit uns umgibt und wir erkennen, worum wir eigentlich bitten. Damit beginnen wir, die Antworten, die stets da sind, zu sehen.
Es ist der Akt des Bittens und Betens, der uns zu dem macht, was wir werden müssen, der uns für das Göttliche öffnet. Indem wir den Raum zwischen dem isolierten Ich und dem Göttlichen durchschreiten, was wir Menschen nur durch die Öffnung unseres Herzens erreichen, treffen sich Bitte und Antwort.
Nicht zu wissen, wann, wo und wie die Antwort kommt, schützt uns vor unserer eigenen beschränkten Vorstellung. Doch im Herzen zu wissen, dass sie kommt, macht uns zu Liebenden.
Allah hat zwei Dinge in unsere Herzen gelegt: Sehnsucht und Hilfesuche. Und Er ruft uns zu sich, indem er Bedürftigkeit und Armut in uns anregt, so dass wir uns zu Ihm hin öffnen und wahrlich Allahs Worte verstehen: „Wir sind ihm näher als seine Halsschlagader, warīd.“ (50:16)
Halsschlagader, warīd, kommt von der Wurzel w-r-d und bedeutet: „einem zufließen“.
Allah schenkt uns Alles, was im Leben für uns von Nutzen ist, an Luft, an Nahrung, jeden Ertrag, jede Lebensgrundlage.
In keiner Zeit merken wir, wie schnell wir schwach und bedürftig werden, wie in Ramadan. Ein paar Stunden ohne Nahrung und Flüssigkeit und schon haben wir schon viel weniger Kraft und Konzentration, werden langsam, empfindsam und dünnhäutig.
In diesem offenen Zustand, in dem wir von unserem inneren Befinden hin und her gezerrt werden, zwischen der Sehnsucht nach Hingabe und dem ständigen Blicken auf die Uhr, hoffend, dass das Fasten, der innere Kampf, endlich Ruhe gibt, ruft uns Allah und sagt:
„Wir sind es, die den Menschen erschaffen haben, und Wir wissen, was sein innerstes Selbst in ihm flüstert.“ (50:16)
Allah kennt unseren Kampf, kennt den Kampf des Egos und Er sagt uns in Seiner unendlichen Liebe: Ich bin da. Egal, in welchem Zustand du bist, egal, wie oft du gescheitert bist, egal, wie sehr du glaubst, unwürdig zu sein, Ich bin immer da für dich! Wende dich mit all deinen Schwierigkeiten, deinen Schwächen, deinen Wünschen an Mich.
Unser Bittgebet ist nicht wirklich da, dass unsere Wünsche erfüllt werden, sondern vielmehr, dass unser menschlicher Wille sich wandelt, um sich so mit dem Göttlichen Willen zu vereinigen.
Wenn wir unser Herz und unsere Hände immer wieder im Vertrauen und in Hingabe öffnen und uns durchfluten lassen, dann beginnen wir Allahs liebende Fürsorge zu erfahren und das Geschick, das für uns bestimmt ist, als eigene Wahl anzunehmen.
„Sprich: ‚Mein Gebet und meine Opferung und mein Leben und mein Tod gehören Allah, dem Herrn der Welten. Er hat niemanden neben Sich. Und so ist es mir geboten worden, und ich bin der erste der Gottergebenen’. Sprich: ‚Sollte ich einen anderen Herrn als Allah suchen, wo Er doch der Herr aller Dinge ist?’“ (6:162-164)
Finde deine Aufgabe in dieser Welt und erfülle sie bestmöglich und bitte Allah um Hilfe. Öffne im Gebet deine Hände, sodass der Segen hineinfallen kann und du ihn auffangen kannst. Und sei offen. Das ist alles, was du tun sollst.
Denn der Sinn unserer Existenz ist, Allah näherzukommen, Ihn zu lieben und letztlich anzubeten.
ÜBUNG FÜR DEN TAG
Begleite deinen Tag mit: „Yā Samī‘ – Yā Ḥamīd.“
Im Gebet sagt man: