Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956178986
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bestimmt nicht.«

      »Das soll ich Ihnen glauben?«

      Wibbeke fuhr grob dazwischen: »Der Kerl lügt doch, Herr Kollege.«

      »Moment mal, ich lüge nicht, im September bin ich gar nicht - im September war ich im Urlaub. Mit meiner Frau. In der Eifel. Sie können sie fragen.« Vor Erregung begann er zu stottern und zu sabbern.

      »Pff. Seine Frau. Die wird uns Märchen erzählen, dass sich die Balken biegen.«

      »Nein, warum denn - sie weiß doch gar nichts von meinen - warum sollte sie - wir waren wirklich in der Eifel.« Jetzt jaulte Eckard vor Verzweiflung, schaute flehend von einem zum anderen.

      Rogge drohte leise, sodass der Kleine erneut zusammenfuhr: »Es gibt Zeugen, Herr Eckard.«

      »Die können mich doch gar nicht gesehen haben, ich war doch gar nicht da!«

      »Wer denn sonst?«

      »Das weiß ich doch - vielleicht dieser Hinkende. Oder dieser Kerl mit dem großen Mercedes.«

      »Ach, jetzt ist es auf einmal ein Mercedes«, höhnte Rogge, noch wie betäubt von dem Wort Hinkender. Wer das gewesen war, konnte er sich gut vorstellen.

      »Ja, ein S 500 Coupé, blau metallic.«

      »Toll!«, brüllte Kili los. »Was Sie nicht alles im Dunkeln sehen. Und das Kennzeichen?«

      »H-PE und drei Ziffern, aber die hab ich mir nicht gemerkt.« Unter Kilis gespielter Wut hatte Eckard sich regelrecht geduckt; Wibbeke hatte Mühe, ernst zu bleiben.

      »Aber die Buchstaben, die hat er sich gemerkt. Für wie dumm halten Sie uns eigentlich?«

      »Es sind doch die Anfangsbuchstaben von meinem Namen!«, schrie der Kleine in heller Verzweiflung.

      »Seine Initialen!«, jaulte Kili auf und schien zusammenzubrechen. »Nein, ich halt’s nicht mehr aus.«

      »Mach du mal weiter, Kili!«, befahl Rogge düster und winkte Wibbeke. »Wir gehen ein wenig vor die Tür. Und wenn er nicht reden.will ...«

      Wibbeke nahm eine Zigarette und fluchte leise: »Den Hinkenden kennen Sie?«

      »Höchstwahrscheinlich Benno Brockes. Und die kleine Hure ist Andrea Wirksen, ich hab sie bei ihrem Geschäft beobachtet.«

      »Und Sie glauben, Benno oder Andrea haben etwas gesehen?«

      »Ich weiß nicht, Herr Wibbeke. Irgendetwas ist da faul an der ganzen Geschichte. Es kann mit dieser Frau zu tun haben, aber vielleicht auch mit einer ganz anderen Sache ...«

      »Benno und Andrea, das ist ein Pärchen ...«

      »Ja, schon, aber was ist mit Ollis Hehlerei? Da läuft was unter der Decke, Gertrud scheint zu wissen, um was es sich handelt, heute Abend wollte sie noch mit mir reden.«

      »Gertrud ist in Ordnung«, betonte Wibbeke langsam.

      »Ich hoffe«, erwiderte Rogge bedrückt.

      Hinter der Tür erhob sich Kilis Stimme zum Gebrüll eines gereizten Löwen. Wibbeke griente verächtlich.

      »Ich überlasse Ihnen das Würstchen«, entschied Rogge. »Diebstahl, Veruntreuung, Unterschlagung, machen Sie mit ihm, was Sie wollen. Im Protokoll soll nur nicht auftauchen, dass ich mich für die Leute interessiere, die sich im vorigen September auf der Feltenwiese herumgetrieben haben.«

      »Geht in Ordnung. Er hat einen festen Wohnsitz, ich muss ihn laufen lassen. Wie haben Sie Ihren Rat dazu gebracht, vier Leute zur Bewachung des Rastplatzes abzustellen?«

      »Simon hat ein schlechtes Gewissen. Deshalb diese Aktion.« »Und Olli?«

      »Ich habe schon angekündigt, dass ich morgen früh abreise. Können Sie so lange warten?«

      »Kein Problem. Zwei meiner Leute passen vor seiner Garage auf, falls Eckard ihn sofort anruft.«

      »Er ist um 23 Uhr wieder im Bären erschienen.«

      »Dann hat er keine Zeit gehabt, die Ware irgendwo hinzubringen«, sagte Wibbeke zufrieden.

      Rogge grunzte: »Lassen Sie mir Brockes? Den brauche ich für meine Zwecke.«

      Wibbeke nickte und Rogge fragte spontan: »Wissen Sie, dass Ollis Frau einen Liebhaber hat?«

      »Nein, aber es verwundert mich nicht.«

      »Na fein, dann sind wir uns einig.«

      »Einschließlich des Versprechens, mir irgendwann einmal eine lange Geschichte zu erzählen.« Wibbeke schmunzelte und drückte die Zigarette aus. »Mein Schwiegersohn baut Wein an. Ganz ordentlich für hiesige Breitengrade.«

      »Ich sage nicht nein.«

      Als sie den Raum wieder betraten, schaute Rogge auf das Tonbandgerät und Kili drückte unauffällig die Aufnahmetaste. »Also, Herr Eckard, das Ganze noch einmal von vorne ...«

      In sehr manierlichem Tonfall stellte Kili seine Fragen nach den Diebstählen und der erleichterte Eckard wiederholte bereitwillig sein Geständnis. An einem bestimmten Punkt schüttelte Rogge leicht den Kopf, Kili stoppte das Band und gemeinsam nahmen sie den Kleinen noch einmal in die Zange. Aber es lohnte die Mühe nicht. Ja, er hatte einen großen, hinkenden Mann gesehen. Und eine Frau, die zu Männern ins Auto stieg. Und mehrmals diesen Mercedes mit dem Hannoveraner Kennzeichen, im vorigen Sommer. Nein, sonst nichts.

      Rogge schaute auf die Uhr.

      »Was geschieht jetzt mit mir?«

      »Das werden Sie von Oberkommissar Wibbeke erfahren.« Damit stand er auf und Kili kannte seinen Herrn und Meister gut genug, einen prächtigen Abgang hinzulegen: »Aber glauben Sie ja nicht, Sie seien uns los.«

      Auf dem Marktplatz schöpften sie beide tief Luft. Die Wolken hatten sich verzogen, den Mond verdeckte leider ein Dach zur Hälfte, aber die Sterne funkelten. Es war sehr still und sehr friedlich.

      »Was machst du jetzt?«

      »Ich muss in den Bären zurück, Wibbeke wartet bis zum Morgen. Vielleicht können wir Olli täuschen, dass er mich mit seinen Scherereien nicht in Verbindung bringt.«

      »Und ich peste das Kraftfahrzeugbundesamt.«

      »Okay, wir sehen uns dann morgen - nein, verdammt, heute schon.«

      »Ich glaube, die Staatsanwaltschaft hat Sehnsucht nach dir.«

      »Gute Nacht, Kili.«

      Rogge fuhr sehr langsam, müde und zugleich aufgekratzt. Hannover - das waren drei Stunden Fahrtzeit. Zwei, wenn man auf einer leeren Autobahn Tiefflug üben konnte. Etwas lang und weit, nur um eine Bordsteinschwalbe aufzupicken und zu vögeln. Eine Frau, die teure Unterwäsche trug und mit Schmuck für mehrere tausend Mark behängt war, passte eher in ein 500er Coupé.

      Der Bär lag im Dunkeln, irgendwo mussten Wibbekes Männer warten und ihn jetzt beobachten, aber Rogge sah niemanden. So leise wie möglich rangierte er seinen Wagen auf den reservierten Streifen neben dem Garagentor und ging rasch zum Gästehaus. Alle Türen waren verschlossen. In seinem Zimmer fand er einen Zettel, unter der Tür durchgeschoben: Tut mir Leid, dass ich Sie versetzen muss, aber Michael ist noch gekommen. Ihre Gertrud.

      Michael war wichtiger, stimmte Rogge belustigt zu.

      Freitag, 22. September

      Lautes Gebrüll weckte Rogge, das Geräusch von Schritten, Männer schrien, Türen knallten, er fuhr hoch, sein Herz raste, und erst nachdem sich der Schwindel gelegt hatte, verstand er: Wibbekes Männer hatten zugegriffen und sich Olli geschnappt. Rogge zog sich langsam an, lauschte auf ein Martinshorn, das sich entfernte, und packte gemütlich. Je später er nach vorne kam, desto besser.

      Die Polizeiaktion hatte den Fahrplan des Bären völlig durcheinander gebracht, die beiden Frühstückstische