7 Heinrich Gattineau, Dr. (1905, Bukarest – 1985, BRD) war Volkswirt und Manager. Er stammte aus der Familie eines deutschen Zahnarztes der rumänischen Königin. Er studierte an der Münchner Universität und schloss sein Studium mit dem Doktortitel ab. Er war Mitglied rechtsradikaler Körperschaften, auch der Organisation Bund Oberland, die 1923 am Hitlerputsch in München teilnahm. Er trat in die SA ein, später trat er der NSDAP bei. Seit 1928 war er bei I. G. Farben beschäftigt und als Assistent der bedeutenden Konzernmitarbeiter C. Duisberg und C. Bosch tätig. Er wurde mit der Leitung des Fachbereichs Presse, später der Wirtschaftspolitischen Abteilung (Wipo) betraut. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte er auf dem Posten des Direktors der I. G. Farben. Die Konzerninteressen setzte er auch im MWT durch. Im Sommer 1934 konnte er nur mit Glück den Repressalien der SS gegen die SA entkommen. In den darauf folgenden Jahren leitete er die Organisation von I. G. Farben-Unternehmen in Österreich und von 1939 bis zum Kriegsende war er als I. G. Farben-Vertreter mit der Leitung des Tochterkonzerns Dynamit Nobel in Bratislava beauftragt. Nach dem Krieg wurde er interniert und im I. G. Farben- Prozess angeklagt. Nach seinem Freispruch bekleidete er weiterhin Managerposten in Chemieunternehmen im Ruhrgebiet.
8 Wilhelm Karl Keppler, Ing. (1882 – 1960) war Techniker, Unternehmer, Volkswirt und Politiker. Er studierte an der Technischen Schule in Karlsruhe und an der Technischen Hochschule in Danzig. Er war Soldat im Ersten Weltkrieg. Nach 1918 war er in der Chemieindustrie tätig, Mitbesitzer eines chemischen Unternehmens und Leiter der Braunkohle-Benzin AG, einer Tochtergesellschaft der I. G. Farben. 1927 trat er der NSDAP bei und wurde ihr Wirtschaftsberater. Seit 1933 war er auch Reichstagsabgeordneter und Reichskommissar für Wirtschaftsfragen. Er spielte eine Schlüsselrolle in der Rohstoffwirtschaft Deutschlands und auf internationaler Ebene war er im MWT tätig. 1932 trat er in die SS ein. Er gründete den Freundeskreis Reichsführer SS (Keppler-Kreis). 1936 zählte er zu den Organisatoren des Vierjahresplans als persönlicher Berater von Göring. Er erhielt den Titel Generalexperte für deutsche Rohstoffe und Industriematerialien. Zwischen 1938 und 1939 nahm er an der Organisation des Anschlusses Österreichs, der Zerschlagung der ČSR, der Entstehung des Slowakischen Staates und den Vorbereitungen des Überfalls auf Polen teil. Er wurde Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und organisierte die Übernahme der Industrie im besetzten Polen und der Sowjetunion. 1943 wurde er zum SS-Obergruppenführer ernannt. Nach dem Krieg wurde er im Wilhelmstraßen-Prozess angeklagt t und 1949 als Kriegsverbrecher zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren verurteilt. Seine Entlassung erfolgte jedoch bereits 1951.
9 FREYTAG: Deutschlands „Drang nach Südosten“, S. 99-102.
10 Horace Greeley Hjalmar Schacht, Dr. (1877, Tingleff, heute Tinglev, Dänemark – 1970, München) war Volkswirt, Bankier und Politiker. Er stammte aus einer deutsch-dänischen Adelsfamilie. Er studierte Medizin, Philologie, Politologie und Ökonomie an den Universitäten in München, Berlin, Leipzig, Paris und Kiel und schloss sein Studium mit dem Doktortitel ab. Er startete seine erfolgreiche Karriere zuerst im Bankwesen. Während des Ersten Weltkrieges wirkte er in der deutschen Besatzungsverwaltung in Belgien. Nach der Entstehung der Weimarer Republik wurde er Kommissar für die deutsche Währung. Er erwarb sich Verdienste um die Währungsstabilisierung nach der Hyperinflation und wurde dafür für den Posten des Präsidenten der Reichsbank empfohlen. Zugleich war er politisch tätig. Er gehörte zu den Gründern der liberalen Deutschen Demokratischen Partei und war Freimaurer. An der Spitze der Reichsbank galt er als großer Gegner der deutschen Reparationen, die Deutschland durch die Siegermächte aufgezwungen wurden, und seine Ansichten wurden immer radikaler. 1930 legte er sein Amt nieder und er begann, die NSDAP finanziell zu unterstützen. 1932 schloss er sich einer von Industriellen initiierten Petition an, in der diese die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler forderten. Nach der Machtübernahmen des nationalsozialistischen Regimes 1933 wurde er erneut zum Präsidenten der Reichsbank und 1934 zum Wirtschaftsminister ernannt. Er erarbeitete einen Plan zur Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft, insbesondere mittels Staatsaufträgen und großer Bauprojekte, aus. Er befürwortete die wirtschaftliche Expansion Deutschlands und die Bildung ergänzender Wirtschaftsräume in den Staaten Mittel- und Südosteuropas. Er wurde Ehrenmitglied der NSDAP. Seit 1936 gehörte er jedoch zu den Gegnern des Vierjahresplans von Göring, der Rüstung wie auch der Kriegsvorbereitungen. Er sprach sich gegen den Angriff auf die ČSR aus und plante einen Staatsputsch. Aus diesem Grund wurde er 1938 von seinen Posten des Wirtschaftsministers und 1938 des Präsidenten der Reichsbank abberufen. Bis 1943 bekleidete er noch das Amt eines Ministers ohne Geschäftsbereich. Im Juli 1944 wurde er der Unterstützung des Attentats auf Hitler beschuldigt, inhaftiert und in mehrere Konzentrationslager verbracht. Am Ende des Krieges gehörte er zu den Sonder- und Sippenhäftlingen, zu der auch der slowakische Volkswirt Imrich Karvaš gehörte, die von der SS aus Dachau in die italienischen Alpen transportiert und dort von den Alliierten befreit wurden. Schacht wurde im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess angeklagt, wurde jedoch freigesprochen. In den 50er Jahren gründete er eine eigene Bank und war als Wirtschaftsberater tätig.
11 Zu den Konzeptionen von H. Schacht in Bezug auf Südosteuropa siehe zum Beispiel: KOPPER, Christopher: Hjalmar Schacht. Aufstieg und Fall von Hitlers mächtigstem Bankier. München: Deutschen Taschenbuchverlag, 2010, S. 295-305.
12 SUNDHAUSEN, Holm: Wirtschaftsgeschichte Kroatiens im nationalsozialistischen Großraum 1941–1945. Das Scheitern einer Ausbeutungsstrategie. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1983, S. 24-26.
13 KAHRS, Von der „Großraumwirtschaft“, S. 9-28.
14 Es handelte sich hierbei insbesondere um das Reichswirtschaftsministerium, bei dem sich gesonderte Gruppen und Zentralen für unterschiedliche Bereiche der Industrie und der Rohstoffwirtschaft bildeten, um Institute und Organisationen wie das Amt des Beauftragten für den Vierjahresplan, die Reichsstelle (später das Reichsamt) für Wirtschaftsausbau, die Reichsstelle (später das Reichsamt) für Bodenforschung, die Organisation Todt (benannt nach Fritz Todt, Minister für Kriegswirtschaft und Pionier des Autobahnbaus), das Amt des Generalinspektor für das Deutsche Straßenwesen.
15 FREYTAG, Deutschlands „Drang nach Südosten“, S. 163-192; Zu dieser Problematik siehe zum Beispiel auch: JANČÍK, Drahomír: Třetí říše a rozklad Malé dohody. Hospodářství a diplomacie v Podunají v letech 1936–1939 [Das Dritte Reich und der Zerfall der Kleinen Entente. Wirtschaft und Diplomatie im Donauraum in den Jahren 1936–1939]. Praha: Nakladatelství Karolinum, 1999; SLÁDEK, Zdeněk: Hospodářská Malá dohoda a její nezdar [Die wirtschaftliche Kleine Entente und ihr Misserfolg]. In: Historický časopis, Jg. 36, 1988, Nr. 4, S. 869-884; BROSZAT, Martin: Deutschland – Ungarn – Rumänien. Entwicklung und Grundfaktoren nationalsozialistischer Hegemonial- und Bündnispolitik 1938–1941, In: Historische Zeitschrift, Band 206. München, 1968.
16 Carl Krauch, Dr. (1887 – 1968) war Techniker und Volkswirt. Er absolvierte das Chemiestudium an der Universität