Er teleportierte Quanten, die kleiner waren als Hoden. So wurden Informationen verschlüsselt und sicher übertragen, ohne auf Strecke C zu sein, die man abhören konnte. Las Vegas bot neben dem Strip noch Astrophysik auf dem Stand der Zukunft. Die Theorie, dass hinter einem Ereignishorizont nur eine bestimmte Anzahl von Ereignissen stattfand, war völlig neu für Martin.
Dass hieß, man flog in ein solches schwarzes Loch, passierte eine bestimmte Anzahl von Ereignissen, flog zurück und passierte eine geringere Anzahl von Ereignissen. Aber Martin wusste nicht einmal, was ein Ereignis eigentlich war.
Tachyonen wurden immer noch gesucht.
Angenehm war das Update der Sternenkarte, 53 Prozent waren darauf verzeichnet. Für Seneca gab es neue platzsparende Speicherformate.
Bis auf ein paar Sturm- und Brandschäden war das Forschungsgelände noch in Ordnung, wenn man es mit der Stadt verglich. Zum Frühstück gab es Kryptographie. In Las Vegas befand sich annähernd jede Software, ihre Übersetzung und wie man sie knackte. Seneca knackte einfach alles. Er begann, die Satelliten zu steuern und ihre Zahl zu erhöhen. Illegaler Weise ergänzte Seneca die eigenen Satelliten durch ausländische Systeme und verbesserte ihre Zusammenarbeit durch eine Choreographie. 96 Systeme, von denen nicht alle zu gebrauchen waren. Zum Beispiel ein System, welches den Mond kontrollierte und die dortige Raumstation. Man fragte sich in der Welt der Wissenschaft schon heute, was die Amerikaner dort wollten? Experimente mit Schwerkraft, dazu sind Shuttles und Raumstationen da, und beim Besiedeln von anderen Himmelskörpern war der Mars weitaus wertvoller, da es dort Leben geben könnte, auf dem Mond nicht. Sie waren dort sechs Mal gewesen und hatten das und alles andere geklärt. Senecas Vermutung war, es könnten auf der dunklen Seite des Mondes H-Bomben getestet werden. Das war wahrscheinlich auch zu dieser Zeit illegal, und es wies sonst nichts anderes als der Computer darauf hin.
Die Satelliten hätten eigentlich an den Polen beginnen sollen, aber es trat das Militärische des Computers in den Vordergrund, der nachsah, ob andere noch gefährlich werden könnten. Martin beschloss, das Forschungsgelände mit der Drohne abzusuchen, während Seneca den Sieg feststellte.
Martin: Signal-Teleporter, Wanzen, Viren, nein, militärische Viren, Trojaner, und noch mal Codebrecher, ob die dem Computer schmecken?
Seneca sah sich nebenbei die Liste an und meldete: »Veraltet.« Es blieb noch reichlich Platz für diese, also kamen auch sie mit.
An der letzten Station dieser Sightseeing-Tour gab es nicht nur Attraktionen, wie beispielsweise zwei Flugzeuge, die präzise nebeneinander abgestürzt waren, sondern auch eine Stadt, oder besser ein Dorf, Lochinas, in dem sich die Protokolle befanden, die eine korrekte Auswertung von Daten erst ermöglichten. Bis jetzt sagte der Computer nicht alles, was er für wahrscheinlich hielt, und dann an anderer Stelle zu viel, vor allem von Dingen, die selbst Martin ausschließen konnte. Diese Protokolle entsprachen am ehesten einem Filter für die unzähligen Theorien.
Diese Dateien waren wie andere auf dem Original im Bunker verschlüsselt, aber betriebsbereit. Martin hatte ein Faible, allerdings nicht die Fähigkeiten für Programme und Betriebssysteme. Die Geschichte zwischen ihm und BIOS war lang und tränenreich. Auch an Seneca wollte Martin herumbasteln, und mit verschlüsselten Dateien klappte das nicht. Neu an dieser Stelle war, dass Martin selbst eine Theorie aufstellen konnte und Seneca die logischen Probleme aufzählte. Für die unzähligen Theorien, die Martin aufstellte, war das eine mehr als nur nützliche Funktion, schon bei der bloßen Anzahl der Möglichkeiten für die Funktionsweise der Maschine. Hardware in Form von Mikrofon und Lautsprecher erlaubten zusätzlich eine direkte Verbindung mit dem Computer und die Illusion von Gesellschaft.
Martin: Seneca, sag: »Guten Morgen, Dave.«
Seneca: Guten Morgen, Dave. Systeme laufen auf 109 Prozent.
Martin: Ha ha, Moment, hab ich dich übertaktet?
Seneca: Negativ. Hardware ist leistungsfähiger als erwartet, schlage parallelen Testlauf vor.
Martin: Hab ich dich gut verkabelt?
Seneca: Registriere keine Zeitabweichung und damit verbundene Strecken von Leitung von Energie, besitze keine Kabel.
Der Bastler baute Seneca mit der Materie, mit der auch das Schiff gebaut wurde, Materie mit merkwürdigen Eigenschaften, gerade in der Energieleitung, aber das System lief.
Martin: Worauf führst du die Leistungssteigerung zurück?
Seneca: Unbekannte Baugruppen, setze Kompatibilitätsprüfung in die Protokolle, Eingabe erforderlich.
Die Stimme mit der abgehackten Redemelodie, die für diese Zeit eigentlich schlecht war, denn bereits 2005 konnten das Computer besser, sorgte die erste Zeit für reichlich Unterhaltung und Beschäftigung für Martin, der sich von Seneca an seine Biologie-Lehrerin erinnert fühlte. Auch sie konnte ein Thema, zum Beispiel wie den weiblichen Orgasmus so trocken aussprechen, dass man dachte, sie lese irgendwo ab. Auf dem Weg zum Führerbunker beantwortete man sich gegenseitig viele Fragen, denn beide wussten offensichtlich nicht genau, wie der Computer eigentlich funktionierte. Seneca musste, um es primitiv zu sagen, eine Hardwareerkennung durchführen, und Martin wollte über alle Funktionen aufgeklärt werden, also Software.
Erst mal wieder bei der NORAD hörte die Fragerei zwar nicht auf, sie wurde aber einseitiger. Nur Martin benutzte den Computer und der Computer hörte auf, Martin zu benutzen.
Martin: Seneca, sind da noch irgendwo Menschen?
Seneca rief eine Liste ab und formulierte eine genauso listenartige Antwort.
Seneca: Nord- und Südpol, Tasmanien.
Seneca: Atlantik, Pazifik, Nordsee, Chinesisches Meer.
Gelistet nach der Wahrscheinlichkeit und nach dem Zeitpunkt der Entdeckung.
Am Meeresboden waren sie. Die See schützte vor der Strahlung und Seneca zeigte eine Unzahl von U-Boot-Routen.
Das Gaskraftwerk und andere standen an der Küste und lieferten Strom. Seneca lenkte Martins Aufmerksamkeit auf einen schwarzen Roboter, der ein australisches Solarkraftwerk instand setzte, indem der Wagen auf Ketten ein gutes Dutzend kleiner blauer hangelnder und fahrender Roboter aussetzte, die dort blieben. Der Bedarf an Energie stieg also. Ihnen ging es gut, denn sie suchten Öl.
Martin: Ein Schiff!
Sagte der an den Monitoren klebende Herr Bretz.
Martin: Seneca, auf Bildschirm vier ist ein Schiff, berechne einen Abfangkurs.
Bevor er den Befehl ausgesprochen hatte, war der Computer fertig damit und wartete, bis der überlegte Widerruf erfolgte.
Martin: Nein, Seneca, sind dort Menschen an Bord?
Seneca: Die Aufbauten, die Strahlung und verschiedene Satellitenwinkel wie Optiken können das weder bestätigen noch widerlegen. Die Empfehlung lautet: 12,4 Minuten warten, bis eine bessere Auswertung, durch besseres Equipment abgeschlossen ist.
Vermute, dass es sich um einen Schiffsumbau zur Verlegung von Kabeln handelt. Kurs und Geschwindigkeit deuten darauf hin, hohe Strahlung spricht gegen die Anwesenheit von Menschen, diese kann aber nicht ausgeschlossen werden, da Aufbauten auch als Strahlenschutz dienen können.
Martin fing erst an, den Computer wirklich zu nutzen, das eben war ein leichter Job, folgendes nicht.
Martin: Welche Gesellschaftsformen kannst du aus den vorliegenden Daten errechnen, Seneca?
Oder anders: Wer hatte den Krieg gewonnen?
Seneca: Datenverkehr, und Verkehr zwischen U-Booten ist unregelmäßig und einfach, einfache Routen, die sich an der Topographie orientieren, das weist auf keine Grenzen hin oder sie werden nicht beachtet, vermutlich ein einfacher Handel.
Martin: