Hardy Klemm
Der Sonnensturm
Teil 1
Energiekrieg
Eine Atomkrieg- & Zeitreisengeschichte
Ebozon Verlag
2. Auflage Dezember 2016
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Covergestaltung: Diana Klemm
Bilder/Grafiken: © Hardy Klemm
Layout/Satz/Konvertierung: Ebozon Verlag
ISBN 978-3-95963-038-2 (PDF)
ISBN 978-3-95963-036-8 (ePUB)
ISBN 978-3-95963-037-5 (Mobipocket)
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Vorwort des Autors
Dieses Buch entstand aus einer Idee, die Idee war allerdings nicht, dieses Buch zu schreiben. Ich interessiere mich für Geopolitik, eine Wissenschaft, die, wenn man sie an einem Beispiel erklärt, schnell zur Politik wird. Es ist viel zu umfangreich, zu viel.
Mittlerweile glaube ich nicht mehr an sogenannte Globalisierungsexperten.
Ein Nahostexperte, ein Afrikaexperte – das geht noch.
Ich sah, wie ganze Konzepte nicht nur erst in einer Krise entwickelt wurden, sondern dabei auch vieles nicht bedacht wurde: Nämlich die ganzen, alles entscheidenden »Kleinigkeiten«. Meine eingangs erwähnte Idee war es, Software zu entwickeln. Ein nicht lineares Medium sollte es sein, in welchem man seine Vorhaben simulieren und dann sehen konnte, was geschehen würde, mit all den Kleinigkeiten, die dabei eine Rolle spielen könnten.
Etwas Vergleichbares gibt es bereits in einer bekannteren Form, nämlich Videospiele.
Meine Idee würde man in dieser Branche wohl als »Serious Game« übersetzen.
In die Herstellung eines durchschnittlichen Videospiels sind rund 150 Programmierer involviert, man kann sich also leicht vorstellen, dass die Umsetzung meiner Idee nicht nur personelle Unterstützung, sondern vor allem eins kosten würde: Geld. Viel Geld. Zu viel Geld. Meine Lösung: dieses Buch. Ein Buch, in dem ich auf ein Problem aufmerksam machen will, welches ich eigentlich nicht will lösen kann.
Aber die Branche Videospiel entwickelte sich und mein größter Konkurrent, Sid Meier, der durch seine Serie »Civilization« bekannt wurde, brachte etwas Neues raus: Civilization IV. Ich erinnerte mich an Civilization II, bei welchem sich der Fundamentalismus als beste Regierungsform bewährt hatte. Bei Teil III des Spiels hatte der Entwickler das Problem ganz gut gelöst, aber in Teil IV kam nun eine neue Regierungsform hinzu, der Faschismus.
Wie erwartet löste man das Problem mittels Balancing. Mit »Balancing« bezeichnet man das Herumpfuschen an einem Spiel, damit es »fair« wird.
Die Motivation, beispielsweise ein Spiel wie Tetris zu spielen, liegt darin, den eigenen Highscore zu überbieten. Das gelingt auch ganz einfach deswegen, weil man sich während des Spiels verbessert und dazu lernt. Hat man jedoch zum Beispiel einen Computergegner, wird der sich im Verlauf des Spiels kaum verändern. Er kann sich nicht entwickeln, so wie es ein Mensch täte, also darf er von Anfang an nicht zu simpel sein, damit man ihn nicht schon beim ersten Mal schlägt, er darf aber auch nicht zu schwierig sein, damit man den Anreiz hat, am Ball zu bleiben und ihn zumindest theoretisch zu besiegen.
Der Faschismus war in diesem Spiel so miserabel, dass er ohnehin nie gespielt werden würde, und man hätte ihn umsonst programmiert. So konnte man im Faschismus 25 Prozent der Kosten einer Militäreinheit vergessen. In Wahrheit hätten die Kosten eigentlich viermal höher sein müssen, sonst hätte niemand diese Regierungsform gewählt.
Aber so schnell kam die Erkenntnis nicht, erst musste ich das Spiel spielen können. Mein Computer war nicht fähig, das Spiel zu öffnen, die Hardware-Anforderungen waren zu hoch. Ich musste aufrüsten und es dauerte sechs Monate, bis ich das Geld dafür hatte. Windows XP musste dabei neu aufgespielt werden. Dabei kam ich an den Punkt, an dem man das Benutzerkonto neu benannt werden konnte. Es mussten mindestens zwei Benutzerkonten angelegt werden: Ich und Du.
Das reichte mir nicht, also ergänzte ich: Gott und Mao. Wie bei Windows üblich, ordnete der Computer die Benutzerkonten alphabetisch: Du – Gott – ich – Mao. Das Ganze schien bereits ein Hinweis auf die Verhältnisse zu sein, denn funktionieren tat alles nur mit CD.
Energiekrieg
Die Nacht
Ich schaute auf die Erde herab. Das mache ich öfters, und entdeckte natürlich hin und wieder mich, aber meistens gab es Besseres.
Zum Beispiel Martin Bretz. Er lebte in Sassnitz, auf einer Insel namens Rügen. Er war arbeitslos, aber er hatte eine Idee, wie er aus dieser Lage herauskommen konnte. Er suchte sich eine Arbeit. Schreck, lass nach. Rügen war nicht gerade der richtige Ort, um die Kapazitäten eines Mannes durch Arbeit auszulasten. Zahlreiche Jobs hatten ihm dieses bereits bewiesen, schließlich lernte man durch Versuch und Irrtum. Trial and Error.
Sein Ziel war der Abschluss des Kapitels »Hartz IV«, das totale Ende jeglicher Kommunikation mit der Arbeitsagentur und der Aufstieg in eine funktionsfähige und gerechte Welt.
Martin beschloss: Ich mache eine Erfindung!
Er befolgte den Rat der Bundeskanzlerin: Ideen braucht das Land!
Also suchte er ein Problem, das er lösen konnte, oder er fügte zwei nützliche Dinge zusammen, die danach noch nützlicher waren. Alles so nebenbei, die Inspiration sollte schließlich ihn finden, und man wollte das Arbeitslosendasein ja auch genießen.
Es war Herbst, und die Insel erholte sich. Von der Badesaison, von der unser Held in den Küchen, Büros und auf den Baustellen seit seiner Schulzeit nichts mehr mitbekommen hatte. Klimaforscher prognostizierten, dass auf Rügen in einigen Jahrzehnten im Winter Temperaturen herrschen würden wie auf Malle.
Wenn der Prophet schon nicht zum Berg kam, dann eben anders herum. Martin gab sein Geld anders aus. Ab und zu aß er kaum bezahlbare südamerikanische Rindersteaks. Dabei hatte er durchaus ein schlechtes Gewissen, vor allem, weil diese beim Discounter direkt neben den Bauernglück-Schweinekoteletts lagen. Die wohl eher und öfter vom eigenen Finanzhaushalt diktiert wurden, und wahrscheinlich passten die auch vom Namen her besser zu ihm. Das Höchstmaß an Luxus stellte der Karamell-Eisbecher dar. Diesen gab es in dem einzigen Café, in dem er Trinkgeld gab, dem mit dem Strandkorb, in der Hafenstraße, mit der Bedienung, die sich entschuldigte, wenn sie mal den Aschenbecher vergaß.
Und bei eben diesem Genuss kam ihm seine erste Idee. Nein, er hatte schon eine Unzahl Ideen gehabt. Er versuchte, die Mischung aus Nuss-, Vanille-Eis und Karamellsauce mit dem langen Löffel aus dem tulpenförmigen Glas zu schöpfen. Ein ständig wiederkehrendes Problem: Der gläserne himmelblaue Eisbecher war zu tief, um die flüssige Karamelleisschmelze herauslöffeln zu können. Der verchromte Freudenspender konnte nur hineingetaucht werden. Die Möglichkeit, sein Eis einfach zu verspeisen, bevor alles geschmolzen war, kam ihm nicht einmal in den Sinn, viel zu kalt! Er konnte nur das Geschmolzene genießen und dies war mit dem Löffel nicht zu transportieren, viel zu flüssig. Es lief alles von dem nur senkrecht zu positionierenden Förderkorb herunter.
Martin: