An ständigen Märkten gab es – alle auf der Grossstadtseite – den Rinder-, den Pferde- und den Schweinemarkt, die aber vor 1585 vor die Mauern verlegt wurden, da man ihre Gerüche als lästig zu empfinden begann. Es blieben Kornmarkt, Fischmarkt und Lebensmittelmarkt, die beiden Letztgenannten nahe am Reussufer, damit Fischer und Bauern, die teilweise über den See kamen, direkt am Markt anlegen konnten. Der Uferstreifen, auf dem heute noch der Fisch-, Obst- und Gemüsemarkt stattfindet, hiess früher An der Egg; seit dem 16. Jahrhundert, als die Bauten bis ans Wasser vorgezogen wurden und der Markt unter die schönen Arkaden zu stehen kam, lautet sein Name Unter der Egg (Nr. 26).
Die so genannten Quais, diese heute so beliebten Promenaden am Wasser, sind Werke des 19. Jahrhunderts. Der Schweizerhofquai (Nr. 59), dem die Hofbrücke weichen musste, entstand zwischen 1844 und 1860, der Rathausquai (Nr. 25) 1897/98 – mit dem Rathaussteg –, und der St. Karliquai von der Spreuerbrücke (Nr. 32) hinunter zum Nölliturm (Nr. 39) im Jahr 1901.
Die bebaute Stadtfläche betrug seit dem Spätmittelalter, als die Stadt rund 4000 Einwohner zählte, gut 25 Hektaren. Erst im 19. Jahrhundert, als Luzern rasch wuchs, vergrösserte sich diese Fläche auf rund 950 Hektaren, und beträgt heute – nach der Fusion mit der Gemeinde Littau 2010–1281 Hektaren. Von etwa 1400–1850, als der äussere Befestigungsring den Lebensraum der Stadt umriss, betrug die Distanz von einem Ende der Stadt zum andern, etwa vom Kloster im Hof zum Kriensertor, rund einen Kilometer; Luzern war also in einer Viertelstunde gemütlich zu durchqueren. Rund 600 Meter der Strecke konnte man bei Regenwetter erst noch trockenen Fusses unter den Dächern der gedeckten Holzbrücken zurücklegen.
Was die Bodennutzung betrifft, so entfallen von der gesamten Stadtfläche von rund 2’900 Hektaren rund 22 % auf Wald, 28 % auf Landwirtschaftsflächen, 29% auf Siedlungs- und Industrieareale, 12% auf Verkehrsflächen und 7% auf Erholungs- und Grünanlagen. Eine territoriale Eigentümlichkeit besteht darin, dass rund 150 Hektaren des städtischen Areals auf der anderen Seeseite am Nordabhang des Bürgenstocks liegen. Diese Luzerner Exklave ist praktisch nur auf dem Seeweg zu erreichen.
Das berüchtigte Luzerner Klima
Man spottet gern, Luzern sei mit seinen häufigen Niederschlägen das Regenloch der Schweiz. Ein Kenner des Landes bemerkte aber einmal klug, in Zürich oder Bern sehe man bei Regen oder Sonnenschein etwa gleich viel, während man Luzern mit seinen prächtigen Ausblicken bei schönem Wetter erleben müsse, sonst kenne man es nicht. Die Statistik zeigt jedenfalls, dass Luzern, was Niederschlagsmenge oder Durchschnittstemperaturen angeht, nicht schlechter dasteht als andere Schweizer Städte. Nur die Sonne – das stimmt – scheint hier etwas weniger als andernorts, woraus kluge Reisende folgern, dass hier eben etwas mehr Geduld nötig ist, wenn man die Stadt richtig sehen will. Der wärmste Monat 2014 war der Juli mit einer mittleren Tagestemperatur von 18,2°C, während es Tagesmaxima von 25°C im Juni an 11 und im Juli an 10 Tagen gab. Am meisten Sonnenstunden wiesen 2014 März mit 197 und Juni mit 235 Stunden auf, während Juli und August – die 2013zusammen mit Dezember die trockensten Monate gewesen waren – mit je 22 am meisten Regentage zählten. Unberechenbarkeit gehört also auch zum Luzerner Klima!
Luzern heute: Bevölkerung, Arbeit, Wirtschaft
Die Bevölkerung Luzerns, die von 1800 bis 1970 von rund 4300 auf fast 70 000 gestiegen war, nahm in den folgenden 35 Jahren um rund 18% ab. Die Familien wurden kleiner und zogen zum Teil in Gemeinden der Agglomeration, wo Wohnungen oft günstiger zu haben waren. Mit der Eingemeindung von Littau 2010 stieg die Bevölkerungszahl aber wieder auf über 77000. Dazu zeigt sich auch in Luzern, wie in anderen Schweizer Städten, die Vorliebe junger Leute für das Wohnen in der Stadt. Luzern ist in den letzten Jahren jünger geworden. Während von 1950 bis 2006 der Anteil der unter 19-Jährigen an seiner Bevölkerung von 26,7 auf 14,5% gesunken war, stieg er bis Ende 2017 wieder auf 15,8%. 2017 kamen in Luzern 916 Kinder zur Welt – die höchste Zahl seit 1981.
Zwei ältere Trends setzen sich aber fort. Dazu gehört die Wohnungsbelegung, die stark abgenommen hat. 2016 lebten in 78,2% der städtischen Wohnungen nur eine oder zwei Personen, was 1970 erst in 52,6% der Wohnungen der Fall gewesen war. Auch der Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung nahm zu und lag 2017 mit 24,3 % knapp einen Drittel höher als vor 25 Jahren. Er verteilt sich allerdings ungleich auf die einzelnen Quartiere: Im Gebiet Wesemlin/Dreilinden beträgt er nur 13,8%, im traditionellen Unterschichtenquartier Basel- und Bernstrasse aber 55,7 %.
Quelle: www.lustat.ch
Arbeit finden weitaus die meisten Luzernerinnen und Luzerner im Dienstleistungssektor, in dem heute über 90% beschäftigt sind. In der Industrie waren 2015 nur noch 8,8% tätig, gegenüber 47% im Jahre 1955. Die Zahl der Arbeitsplätze hat von 2005 bis 2015 um über 10 000 auf 81 094 zugenommen; davon fallen 18 225 oder 22,5% auf den öffentlichen Sektor. Etwa 50% der Arbeitsplätze wurden 2016 von Zupendlern besetzt; das heisst, dass jeden Morgen 40 800 Erwerbstätige – also halb so viele Menschen wie in der Stadt insgesamt wohnen – zur Arbeit nach Luzern strömen, während andererseits 20400 die Stadt verlassen, um auswärts zur Arbeit zu gehen.
Luzerns Tourismus blüht. Mit 1 343 229 Logiernächten 2017 steht es wie schon seit längerem hinter Zürich und Genf an dritter Stelle der Schweizer Städte; und diese Zahl liegt gut 10% über jener vor 5 Jahren. Zu dieser Entwicklung trugen aber nicht alle Weltregionen gleich stark bei. Am meisten Logiernächte buchten 2017 Gäste aus der Schweiz selbst; als wichtigste Auslandmärkte folgten dann die USA, China, Deutschland und Indien. Die Tendenz ist eindeutig: Während die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus Asien im Fünfjahresvergleich um 26,3% und jene von Gästen aus Amerika um 22,1 % wuchs, nahm jene von Gästen aus Europa nur um 1,9% zu. Allerdings ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, die 2006 noch bei 1,7 Tagen lag, bei den jährlich über 9 Millionen Besuchern Luzerns auf wenige Stunden zurückgegangen – viel zu wenig für diese schöne Stadt. Wenn künftig Individualtouristen, die das Reisen behaglich geniessen, neben den oft eilig durchs Land hastenden Gruppenreisenden wieder zunehmen würden, wäre das ein Gewinn für die Stadt und ihre Gäste.
Touristen am Mühlenplatz vor der Kulisse des Schlosshotels Gütsch.
Spuren der Geschichte
Frühzeit und Stadtwerdung (um 750–1386)
Als politisches Gemeinwesen entsteht Luzern vom 12. bis 14. Jahrhundert in der Auseinandersetzung zwischen zwei Zentren: dem Kloster St. Leodegar im Hof mit seinem geschlossenen Herrschaftsgebiet am unteren See-Ende sowie an der Reuss, und der städtischen Siedlung nördlich und südlich der Reussbrücke mit ihrem Markt. Beide Seiten erleben in gewissem Sinn um 1300 einen Aufschwung: die Stadt, weil sie zum zentralen Markt zwischen den Alpentälern und dem Mittelland wird, und zudem als Schlüsselstelle im wachsenden Gotthardverkehr an Bedeutung gewinnt. Auf der anderen Seite wird mit dem Übergang der klösterlichen Rechte an Habsburg 1291 absehbar, dass Luzern und sein Vorland Teil eines wachsenden Territorialstaats eben dieser Habsburger werden könnte, die nach dem Aussterben der Lenzburger, Kyburger und Staufer als einziges mächtiges