An Meditation ist überhaupt nichts Außergewöhnliches oder Seltsames. Es geht im Wesentlichen nur darum, dass wir in unserem Leben so aufmerksam sind, als käme es wirklich darauf an – denn wie ebenfalls schon gesagt wurde: Es kommt darauf an, und zwar mehr, als Sie vielleicht denken mögen. Trotzdem kann es hilfreich sein, wenn wir im Gedächtnis behalten, dass Meditation zwar nichts Außergewöhnliches, zugleich aber etwas ganz Besonderes und Transformierendes ist, auf eine Weise, die man sich nicht wirklich vorher vorstellen kann – was uns aber nicht davon abhält, es uns dennoch vorzustellen.
Wenn man Achtsamkeit entwickelt und sie immer feiner werden lässt, kann sie auf jeder Ebene des Lebens eine positive Wirkung entfalten, auf der privaten und der beruflichen, der gesellschaftlichen, politischen und globalen. Allerdings setzt das voraus, dass wir motiviert sind herauszufinden, wer wir wirklich sind, und unser Leben in dem Bewusstsein zu leben, dass es einen Unterschied macht, nicht nur für uns selbst, sondern auch für die anderen und die Welt. Denn wenn wir aufwachen, realisieren wir, dass die Realität an sich und damit auch die Welt, die wir bewohnen, zutiefst von Verbundenheit durchzogen ist. Nichts ist wirklich von irgendetwas anderem getrennt. Und diese Verbundenheit wird umso offensichtlicher, je mehr wir uns darin üben, wach und bewusst zu sein.
Dieses lebenslange Abenteuer beginnt genau dann, wenn wir unseren ersten Schritt machen. Indem wir diesen Pfad beschreiten, wie wir es mit diesem Buch und den folgenden drei Bänden gemeinsam tun, werden wir sehen, dass wir mit unseren Bemühungen nicht allein sind, ebenso wenig wie mit unseren Schwierigkeiten im Leben. Denn wenn Sie mit der Praxis der Achtsamkeit beginnen, dann werden Sie Teil einer wachsenden, immer stärkeren globalen Gemeinschaft, die sich darum bemüht, absichtsvoll und offen zu leben, und die letztendlich uns alle mit einschließt. Eine Sache noch, bevor wir uns auf den Weg machen. Soviel wir auch an uns arbeiten mögen, um durch die Kultivierung von Achtsamkeit zu lernen, daran zu wachsen und das zu heilen, was der Heilung bedarf: Völlige Gesundheit ist unmöglich in einer Welt, die in vielerlei Hinsicht zutiefst ungesund ist und in der es offensichtlich so viel Leiden und Not gibt, sowohl bei denen, die uns nahestehen, als auch bei jenen, die wir gar nicht kennen, sei es gleich nebenan oder auf der anderen Seite der Erde. Da wir mit allem verbunden sind, ist das Leiden der anderen zugleich unser eigenes Leiden, selbst wenn wir uns manchmal gern davon abwenden würden, weil es so schwer zu ertragen ist. Dies muss jedoch kein Problem sein; es kann vielmehr zu einer starken Motivation für innere und äußere Transformation in uns selbst und in der Welt werden.
Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass die Welt an einer ernsthaften und fortschreitenden Krankheit leidet. Ein Blick zurück in die Geschichte überall und zu jeder Zeit, auch auf das heutige Leben, zeigt ganz deutlich, dass unsere Welt immer wieder von Krämpfen des Irrsinns geschüttelt wird, von Phasen, die wie eine Art kollektiver Wahnsinn wirken, in denen Engstirnigkeit und Fundamentalismus das Ruder übernehmen und großes Elend, Verwirrung und die Gesellschaft zersetzende Kräfte den Status quo beherrschen. Diese Eruptionen sind das genaue Gegenteil von Weisheit und Gleichgewicht. Nicht selten gehen sie mit einer arroganten Verherrlichung der eigenen Position und der schamlosen Ausbeutung anderer einher, und fast immer beruhen sie auf einer Ideologie politischer, kultureller, religiöser oder wirtschaftlicher Überlegenheit, selbst wenn diese sich sprachlich hinter der Fassade von Humanismus, wirtschaftlicher Entwicklung und Globalismus versteckt sowie des allzu verführerischen Köders des zu eng gefassten materiellen „Fortschritts“ und der Demokratie nach westlichem Vorbild. Unter der Oberfläche haben diese Kräfte oft eine kulturelle Gleichschaltung und die Zerstörung der Umwelt zur Folge, ebenso wie die grobe Missachtung der Menschenrechte, was zusammengenommen tatsächlich einer Krankheit gleichkommt. Das Pendel scheint immer schneller auszuschlagen, sodass es kaum Zeiten gibt, in denen der Irrsinn zumindest vorübergehend aussetzt und wir tatsächlich einmal zu innerer Ruhe und einem Gefühl tiefen Friedens finden können.
Im 20. Jahrhundert gab es bekanntlich mehr systematisches Morden im Namen des Friedens und der Beendigung von Kriegen als in allen Jahrhunderten davor zusammengenommen, wobei die große Mehrheit davon, vielleicht ironischerweise, in Europa und dem Fernen Osten stattfand, in den damaligen großen Zentren der Bildung und der Hochkultur. Und im 21. Jahrhundert geht es gerade so weiter, selbst wenn dies in anderen, nicht minder verstörenden Erscheinungsformen geschieht. Wer auch immer die Protagonisten sind und um welche rhetorischen und konkreten Themen der Streit sich auch dreht, werden Kriege, zu denen ebenso verdeckte und Antiterrorkriege gehören, auf allen Seiten stets im Namen überaus hehrer Ideale und Prinzipien ausgetragen. Selbst wenn die Auseinandersetzungen unvermeidbar erscheinen, führen sie stets zu einem mörderischen Blutvergießen und schaden am Ende sowohl den Angegriffenen als auch den Aggressoren. Und sie gehen immer auf Störungen im menschlichen Geist zurück. Doch wenn wir uns zur Lösung von Problemen der Anwendung von Gewalt bedienen, statt auf andere, kreativere Mittel zurückzugreifen, macht uns das blind für die Tatsache, dass Krieg und Gewalt selbst Symptome jener Autoimmunerkrankung sind, unter der unsere gesamte Spezies zu leiden scheint. Es macht uns blind dafür, dass andere Wege zur Wiederherstellung von Harmonie und Balance möglich sind, wenn diese durch ganz reale, sehr gefährliche und sogar virulente Kräfte unterbrochen werden, an deren Erstarken und Verbreitung wir vielleicht unfreiwillig mitwirken, selbst wenn wir sie ansonsten verabscheuen, ihnen entschlossen entgegentreten und sie bekämpfen.
Es ist heutzutage sehr viel leichter, einen Krieg zu „gewinnen“, als in den Wirren, die auf den Krieg folgen, wirklichen Frieden zu erreichen, wie beispielsweise die Vereinigten Staaten im Irak und in Afghanistan erfahren mussten. Denn dazu ist eine völlig andere Art des Denkens, des Bewusstseins und der Planung erforderlich, eine Denkart, die nur daraus erwachsen kann, dass wir uns selbst besser verstehen und ein mitfühlendes Verständnis für andere entwickeln, die vielleicht nicht nach dem streben, was wir für das Wichtigste halten, die ihre eigene Kultur haben, ihre eigenen Gebräuche und Werte und die dieselben Ereignisse vielleicht ganz anders wahrnehmen als wir, so schwer es uns manchmal fallen mag, das zu glauben. De facto ist dies den Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa mit dem Marshallplan und seinem mitfühlenden Geist sowie seiner Weisheit auf bemerkenswert vorausschauende Weise gelungen.
Dennoch müssen wir immer wieder erkennen, dass sowohl die Wahrnehmung als auch die Beweggründe, welche die Wahrnehmung prägen und aus ihr resultieren, subjektiv, selektiv wie auch relativ und bedingt sind, dass sie zudem in engen Schleifen gefangen sind, die einer weiteren, integrativeren und sicherlich realistischeren Sichtweise im Weg stehen. Angesichts des Zustands der Welt ist es vielleicht an der Zeit, dass wir Zugang zu den tieferen Dimensionen der menschlichen Intelligenz und Verbundenheit finden, die unseren unterschiedlichen Weltanschauungen zugrunde liegen. Das legt die Vermutung nahe, dass es höchst unklug ist, einzig und allein nach unserem individuellen Wohlergehen und unserer eigenen Sicherheit zu streben. Sind doch unser Wohlergehen und unsere Sicherheit in dieser zunehmend kleiner werdenden Welt ganz eng an das Wohlergehen und die Sicherheit aller anderen Menschen gekoppelt. Zur Besinnung kommen bedeutet unter anderem, dass wir ein umfassendes Bewusstsein all unserer Sinne entwickeln, einschließlich unseres Geistes und seiner Begrenztheit, und dass wir, wenn wir verunsichert sind oder über viele Ressourcen verfügen, der Versuchung widerstehen, alle Variablen in der äußeren Welt so weit wie nur möglich kontrollieren zu wollen. Das ist ein aussichtsloses Unterfangen, das in sich gewaltsam ist, letztlich unsere Kräfte aufzehrt und sich selbst erschöpft.
Auch was die Gesundheit des Planeten Erde angeht, müssen wir ein Bewusstsein für den Körper erlangen, in diesem Fall für den „politischen Körper“, der aus verschiedenen Gruppen, Unternehmen und Nationen besteht, die jeweils ihre ganz eigenen Sorgen, Anfälligkeiten und besonderen Perspektiven pflegen. Im Rahmen ihrer jeweiligen Tradition und Kultur verfügen sie aber auch über Ressourcen zur Förderung von Selbstgewahrsein und Heilung, und nicht zuletzt ergeben sich aus dem Zusammentreffen verschiedener Kulturen und Traditionen – eine der Besonderheiten der heutigen Welt – ganz neue Möglichkeiten.
Eine Autoimmunerkrankung bedeutet, dass das Immunsystem, das eigentlich