Kalewala. Lönnrot Elias. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lönnrot Elias
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066499938
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Diese Erde hier erschaffen,

       Hab’ den Luftraum ich gegründet,

       Fest die Pfeiler in den Lüften,

       Aufgebaut des Himmels Bogen,

       Auf den Weg den Mond gewiesen,

       Aufgestellt die liebe Sonne,

       Bracht’ den Bär an seine Stelle,

       Streute Sterne aus am Himmel.“

      Sprach der alte Wäinämöinen:

       „Bist ein überfrecher Lügner;

       Nimmer warst du da zugegen,

       Als geackert sind die Meere,

       Als gehackt des Meeres Hügel,

       Als man grub der Fische Grotten,

       Als die Tiefen man gesenket,

       Als die See’n man ausgestreuet,

       Als die Berge sich erhoben,

       Als die Felsen sich gethürmet.“

      „Nimmer hat man dich gesehen,

       Nicht gesehen, nicht gehöret,

       Als die Erde ward erschaffen,

       Als der Luftraum ausgebreitet,

       Als die Pfeiler in den Lüften

       Und der Himmel ward begründet,

       Als dem Mond der Weg gewiesen

       Und die Sonne aufgestellet,

       Als der Bär zum Ort geführet,

       Ausgestreut die Sterne wurden.“

      Doch der junge Joukahainen

       Gab zur Antwort solche Worte:

       „Soll ich selbst Verstand nicht haben,

       Werd’ ich ihn vom Schwerte fragen,

       Nun du alter Wäinämöinen,

       Sänger mit dem breiten Munde,

       Laß du uns die Schwerter messen,

       Laß die Klingen uns beschauen!“

      Sprach der alte Wäinämöinen:

       „Nimmer fällt’s mir ein zu fürchten

       Deine Schwerter, deine Weisheit,

       Deine Klugheit, deinen Scharfsinn,

       Doch dem sei nun, wie ihm wolle,

       Mit dir, der du so erbärmlich,

       Werd’ das Schwert ich nimmer messen,

       Nie mit dir, dem armen Wichte.“

      Doch der junge Joukahainen

       Zieht gar schief den Mund und schüttelt

       Sammt dem Haupt die schwarzen Haare,

       Selber sprach er diese Worte:

       „Wer sich scheut das Schwert zu messen,

       Und die Klinge zu beschauen,

       Den werd’ ich zum Schweine singen,

       Ihn zum Rüsselträger zaubern,

       Stecke Helden solchen Schlages

       Diesen hierhin, jenen dorthin,

       Drück’ ihn in den Düngerhaufen,

       Stoß’ ihn in die Eck’ des Viehstalls.“

      Unwirsch ward da Wäinämöinen,

       Unwirsch ward er und ergrimmte,

       Fing dann selber an zu singen,

       Hob so selber an zu sprechen;

       Keine Kinderlieder sang er,

       Kinderkram und Weiberwitze,

       Sondern Sang des bärt’gen Helden,

       Den die Kinder nimmer können,

       Auch die Knaben kaum zur Hälfte,

       Freiersleute fast ein Drittel

       Jetzt in diesen schlimmen Zeiten,

       Bei dem Sinken der Geschlechter.

       Wäinämöinen sang drauf wacker,

       Seeen schwankten, Länder bebten,

       Kupferberge selbst erdröhnten,

       Starre Steine selbst erschraken,

       Felsen flogen von einander,

       Klippen an dem Strand zerschellten.

      Wandelte so Joukahainen’s

       Krummholz um in junge Zweige

       Und in schlechtes Stroh das Kummet,

       Singet Ruthen an die Riemen,

       Singt den schöngeschmückten Schlitten

       In den See als schlechtes Strauchwerk,

       Bannt die perlenreiche Peitsche

       An den Meeresstrand als Schilfrohr.

       Singt das Roß mit weißer Stirne

       An den Wasserfall als Steinblock.

      Sang das Schwert mit goldnem Schafte

       Dann als Blitzstrahl an den Himmel,

       Bannt des Bogens bunte Wölbung

       Singend auf des Wassers Fluthen,

       Wandelte die flücht’gen Pfeile

       Um zu Habichten, die kreischen,

       Dann den Hund mit krummer Schnauze

       Um zum Felsblock auf dem Boden.

      Sang dem Mann die Mütz’ vom Kopfe,

       Wandelt sie in Wolkenhaufen,

       Singt die Handschuh von den Händen

       In den See als Wasserblumen,

       Läßt das blaue wollne Wämmschen

       Lämmerwolken an dem Himmel,

       Läßt den weichen Gurt vom Gürtel

       Dort zu Sternenschaaren werden.

      Sang den Joukahainen selber

       Bis zum Gurt in tiefe Sümpfe,

       Bis zur Hüft’ in Wasserwiesen,

       Bis zum Arm in Sandestiefen.

      Jetzt wohl mußte Joukahainen,

       Mußt’ er merken und begreifen,

       Daß er diesen Weg gekommen,

       Diese Fahrt er unternommen,

       Um zu streiten und zu singen

       Mit dem alten Wäinämöinen.

      Wollte seine Füße rühren,

       Konnte seinen Fuß nicht heben,

       Wollt’ den andern darauf wenden,

       Doch er war mit Stein beschuhet.

      Schon geräth jetzt Joukahainen

       In gar große Angst und Sorge

       Und versank in starken Jammer;

       Redet Worte solcher Weise:

       „O du weiser Wäinämöinen,

       Einzig ew’ger Zaubersprecher,

       Wende deine Zauberworte,

       Nimm den Zauberspruch zurücke,

       Laß mich aus dem Schreckensloche,

       Aus der unbequemen Enge,

       Zolle dir gar gute Zahlung

       Und gelob’ ein kräftig Lösgeld!“

      Sprach der alte Wäinämöinen:

       „Was denn wirst du mir wohl geben,

       Wenn den Zauberspruch ich wende,

       Und zurück den Zauber nehme,