Krummholz an des Krummholz Kante.
Blieben beide darauf stehen,
Blieben stehn und überlegten,
Wasser tropfte von dem Krummholz,
Von der Deichsel stiegen Dünste.
Fragt’ der alte Wäinämöinen:
„Woher bist du denn von Hause,
Der so dumm drauf losgefahren,
Unbeholfen mir begegnest,
Hast das Kummet mir zerschlagen
Und zerbrochen mir das Krummholz,
Meinen Schlitten mir beschädigt
Und zersplittert seine Leisten?“
Sprach der junge Joukahainen
Selber Worte solcher Weise:
„Bin der junge Joukahainen,
Aber sage lieber selber,
Woher bist denn du von Hause
Und aus welcher schlechten Sippe?“
Wäinämöinen alt und wahrhaft
Ließ sich also nun vernehmen,
Redet Worte solcher Weise:
„Bist du, Jüngling, Joukahainen,
Nun so weich mir aus dem Wege,
Jünger bist du ja an Jahren.“
Doch der junge Joukahainen
Redet Worte solcher Weise:
„Minder gilt hier Mannes Jugend,
Mannes Jugend, Mannes Alter;
Wer an Wissen höher stehet,
Wer an Weisheit mehr umfasset,
Der nur mag die Bahn behalten
Und der and’re mag ihm weichen;
Bist du, Alter, Wäinämöinen,
Du der ew’ge Zaubersprecher,
Nun so wollen wir an’s Singen,
An die Lieder wir uns machen,
Daß der Mann vom Mann was höre,
Einer mit dem andern streite.“
Wäinämöinen alt und wahrhaft
Redet Worte solcher Weise:
„Werde wohl nicht viel vermögen,
Nicht gar viel zu singen wissen,
Habe ja mein liebes Leben
Nur gelebt in ödem Lande,
Höchstens in der Heimath Fluren,
Nur den Kuckuck dort vernommen;
Doch dem sei nun wie ihm wolle,
Sage du mein goldnes Knäbchen,
Was denn weißt du mehr als andre,
Worin geht dein Wissen weiter?“
Sprach der junge Joukahainen:
„Weiß gar wohl so manche Dinge,
Dieses weiß ich voller Klarheit,
Seh’ ich ein mit großer Klugheit:
In dem Dache ist das Rauchloch,
Und der Herd steht an dem Ofen.“
„Lustig ist der Robbe Leben,
Herrlich sind des Seehund’s Tage,
Frißt die Lachse, die ihm nahen,
Schlingt die nachbarlichen Schnäpel.“
„Schnäpel haben flache Felder,
Und die Lachse ebne Stätten;
Hechte laichen in der Kälte
In den wilden Winterstürmen;
Bange schwimmt der Barsch zur Herbstzeit
Krummen Nackens in den Tiefen,
Sommers laichet er im Trocknen,
Raschelt dann am Meeresufer.“
„Sollte das genug nicht scheinen,
Weiß ich noch so manche Dinge,
Kann so manche Sache sagen:
Nordland pflügte mit dem Rennthier,
Südland mit dem Mutterpferde,
Hinterlappland mit dem Stiere;
Kenn’ die Bäum’ des Pisaberges,
Auf dem Hornafels die Föhren,
Schlank sind auf dem Berg die Bäume,
Auf dem Hornafels die Föhren.“
„Drei nur giebt es Wasserfälle,
Ebensoviel schöne Seeen,
Ebensoviel hohe Berge
Unter diesem Himmelsbogen:
Bei den Jaemen Hälläpyörä,
Kaatrakoski in Karjala,
Nicht bestritten wird der Wuoksen,
Übertroffen der Imatra.“
Sprach der alte Wäinämöinen:
„Kinderklugheit, Weiberweisheit
Ziemet nicht dem bärt’gen Braven,
Nicht dem Manne, der beweibet;
Sage mir der Dinge Ursprung
Und erzähle mir ihr Wesen.“
Sprach der junge Joukahainen,
Redet Worte solcher Weise:
„Kenne wohl der Meise Ursprung,
Weiß gar wohl, daß sie ein Vogel,
Daß die grüne Natter Schlange,
Fisch im Wasser sei der Kaulbarsch,
Daß das Eisen schwächer werde,
Sauer werde schwarze Erde,
Schlimmer auch das heiße Wasser,
Und des Feuers Hitz’ gefährlich.“
„Wasser ist der Mittel ält’stes,
Schaum der Zaubermittel erstes,
Von den Ärzten ist der Schöpfer,
Von den Helfern Gott der erste.“
„Aus dem Berge kam das Wasser,
Hoch vom Himmel fiel das Feuer,
Aus dem Rost entstand das Eisen
Und das Kupfer kam aus Felsen.“
„Ält’stes Land sind feuchte Bühle,
Wie die Weid’ der Bäume erster,
Tannen sind die ersten Häuser,
Blöcke sind die ersten Grapen.“
Wäinämöinen alt und wahrhaft
Redet selber diese Worte:
„Weißt du weiter was zu sagen,
Oder ist der Unsinn alle?“
Sprach der junge Joukahainen:
„Werd’ wohl noch ein wenig wissen,
Wissen von der grauen Vorzeit,
Als ich ackerte die Meere
Und des Meeres Hügel hackte,
Dort der Fische Grotten graben,
Dort die Tiefen senken mußte,
Als die Seen ich ließ erstehen,
Berge aus dem Boden steigen,
Felsen sich zusammenhäufen.“
„Ferner