41. Kapitel Neuenhausen - Die Hundebude
42. Kapitel Lauter neue Leute, Sitten und Gebräuche
43. Kapitel Menschliches, allzu Menschliches
44. Kapitel Denkwürdige Konzerte
45. Kapitel Der Mensch lebt nicht vom Brot allein
46. Kapitel Deutschland erfindet sich - unter Aufsicht - neu
47. Kapitel Ulmenhügel - das Haus am Wald
48. Kapitel Vom Vorläufigen zum Endgültigen - zum Endgültigen?
49. Kapitel „Sie heiraten ja doch“
52. Kapitel Utes erste Auslandsreise allein
53. Kapitel Wiedersehen mit Sigrun
54. Kapitel Noch ist nicht aller Tage Abend
56. Kapitel Ute und die Großstadt
57. Kapitel Dem Richtigen begegnen
62. Kapitel Die Stadt an den Quellen
63. Kapitel Meine Klage hast du verwandelt in einen Reigen
Vorwort
Die Geschichten der Familie Freund, von Gustav und Hermine, Emma und Paul, Florian und Ute sind eingebunden in das politische Geschehen eines turbulenten Jahrhunderts. Die Wege der Protagonisten werden bestimmt durch das Kriegsgeschehen, die Inflation, die zwanziger Jahre, den Börsencrash von 1929, das dritte Reich, den zweiten Weltkrieg, Flucht, Vertreibung, das Zusammentreffen mit den ehemaligen Feinden.
Das Buch geht der Frage nach, wie es geschehen konnte, dass junge Leute zweimal innerhalb von nur 25 Jahren mit fliegenden Fahnen in den Krieg zogen?
Wie gelang es Hitler, die Herzen der Jugend derart zum Glühen zu bringen, dass sie für ihren Führer zu sterben bereit waren?
Wie kamen die betreffenden Jugendlichen, inzwischen Männer und erwachsene Frauen, mit dem Bewusstsein zurecht, um ihre Jugend betrogen worden zu sein? Wie haben sie ihren Teil der Schuld verarbeitet, um innerlich befreit und entlastet weiterleben zu können?
Das Buch will in vielen ungewöhnlichen Geschehnissen aufzeigen, was die beiden Kriege, die Zeit dazwischen und danach für Jugendliche, Frauen und Kinder, für die Männer bedeutet haben, ob sie nun mitmachten oder nur ihr normales Leben bewältigen wollten. Es handelt von dem Wunsch der Mütter und Väter, für ihre Kinder trotz allem ein Zuhause, eine erinnerungswürdige Kindheit, zu schaffen.
Ute, die jüngste der drei Mädel, ist sicher, dass allezeit ein Schutzengel an ihrer Seite war. Das Buch erzählt eine Reihe von Begebenheiten, in denen jeweils in großer Not ein Ereignis eintritt, das alles zum Guten wendet. Auch Paul, Emma und ihre Töchter Marie und Renate sind sicher, dass sie in vielen schwierigen Lebenslagen eine gute Hand auf wundersame Weise geführt hat.
Zum Glück der Familie haben in besseren wie in harten Zeiten auch vierbeinige Freunde beigetragen: Rocco, Arco, Ronja, Tanja, Petz und Peter, die zum Teil gleichfalls Kriegsschicksale erlitten.
Das Buch beinhaltet dramatische, bestürzende, zarte und anrührende Geschichten und bildet ein facettenreiches Kaleidoskop, das die Verflechtungen der Geschehnisse in der Familie Freund mit den politischen und zeitgeschichtlichen Ereignissen eines turbulenten Jahrhunderts erzählt.
Es ist zugleich ein Hoffnungs-Buch, das von Zuversicht handelt, von der Kraft, die in höchster Not aus dem Glauben kommt und von dem Mut, trotz allem weiterzumachen und die Freude nicht zu verlieren.
Es ist ein Anti-Kriegs-Buch, empfehlenswert für größere Kinder und Jugendliche, eine Erinnerung für die, die es erlebt haben und ein Besinnungsbuch für die, denen Zeiten, wie beschrieben, erspart geblieben sind, um in neuem Licht ihr eigenes Leben, eines in Frieden und Wohlstand, neu betrachten zu können.
Paderborn, im April 2013
Doch uns ist gegeben, auf keiner Stätte zu ruhn,
es schwinden, es fallen die leidenden Menschen
blindlings von einer Stunde zur andern,
wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen,
jahrlang ins Ungewisse hinab
Hölderlin
aus Hyperions Schicksalslied
1. Kapitel
Pauls dunkler Start ins Leben
1903 Ein kleines Dorf in Sachsen
Manche Menschen ziehen schon am Tag ihrer Geburt eine Niete, sann die Dorf-Hebamme Nina Golz. Dachte sie an den Hausbesuch, der heut vor ihr lag, wäre sie lieber im Bett geblieben und hätte den Tag ausfallen lassen. Pflichtbewusst verwarf sie den Fluchtgedanken. Stier bei den Hörnern packen, gebot sie und schwang sich auf.
Wenig später stand sie im Sprengel G. vor dem weißgetünchten kleinen Haus der Familie Freund. Die verwitterten Dachpfannen des eingesunkenen Giebels hatten im Laufe der Jahre silbrige Flechten besiedelt.
Ihr klappriges Fahrrad lehnte sie an den Holzlattenzaun, nahm ihre wettergegerbte Hebammen-Tasche vom Gepäckträger und klopfte behutsam an die angelehnte Haustür. Hermine, die junge Mutter, erwartete sie bereits. Ihr braunes, sorgfältig aufwärts frisiertes Haar hatte sie in einer weichen Rolle auf dem Kopf festgesteckt. Zu der taillierten Bluse mit gekräuseltem Stehkragen und dem langen engen Rock trug sie zierliche Schnürstiefel, deren Spitzen unter dem Rocksaum hervorlugten. Elegante Erscheinung, fand