In Italien, wo in den 1970er Jahren kaum mehr als 1.000 Fohlen pro Jahr geboren wurden, wurde jedoch das von Tesios späterem Partner Mario Incisa fortgeführte Dormello-Olgiata immer unbedeutender, und auch die Auflösung des Razza del Soldo schwächte die heimische Zucht weiter. 1966 wurden die Rennpreise um 27% angehoben, und die meisten der wichtigsten Rennen auch für im Ausland gezogene Pferde geöffnet (Derby und Oaks folgten jedoch erst 1981), doch hatten diese Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt. Italienische Besitzer kauften Jährlinge in England, Irland und Frankreich, und ausländische Starter gewannen viele große Rennen. In den 1970er Jahren kamen soziale und ökonomische Probleme hinzu, die ein starkes Investment in die Vollblutzucht Italiens nicht förderten, sodass reiche Italiener ihre Rennsportinteressen ins Ausland verlegten. So gewann Carlo Vittadini mit seinem in England stationierten Grundy das Epsom Derby 1975, und sein Landsmann Carlo d’Alessio freute sich über die Siege in den 2000 Guineas 1975 und 1976, die ihm die in Irland gezogenen Balkonski und Wollow sicherten, während ihm die Doppelerfolge von 1979 und 1980 im Ascot Gold Cup Le Moss bescherte, der ebenfalls ein Ire war. Italienische Gruppensiege im Ausland gab es kaum, und in den letzten Jahren verlor sogar das Italienische Derby seinen höchsten Status, und auf die Auszahlung der Renngewinne und „Prozente“ mussten die Beteiligten oft sehr lange warten. Auch 2016 hatte sich das kaum geändert, denn bis Ende Oktober soll, so war von der Dachorganisation des deutschen Rennsports zu lesen, von den 2016 erzielten Renngewinnen an ausländische Besitzer noch kein Cent gezahlt worden sein. Und in Deutschland trainierte Pferde hatten im Stiefelland auch einige wichtige Rennen gewonnen. Die Zucht ist ebenfalls weiter rückläufig, und von den 624 Fohlen, die 2015 geboren wurden, erblickten 161 im Ausland das Licht der Welt, wo sie wohl auch in Training gehen werden. Gegenüber 2011, als das Stiefelland noch 1.520 Fohlen verzeichnete, war das vier Jahre später weniger als die Hälfte. Und wie lange die italienischen Rennen noch ihren internationalen Gruppenstatus behalten, oder aus dem Internationalen Pattern-Race-Programm ausgeschlossen werden, ist wohl auch nur noch eine Frage der Zeit, denn das war, wegen der äußerst schleppenden Auszahlung der Rennpreise, schon mehrfach ein Diskussionspunkt.
In Deutschland war die ursprüngliche Rasse im alten Preußen zur Zeit der Ordensritter eine ähnliche, wie die Galloways in England. Auch sie wurde mit Hilfe orientalischer Hengste verbessert, aber es gab noch keine Leistungsprüfungen auf der Rennbahn. Als Initiatoren von Zucht und Rennsport in Deutschland gelten die Brüder und Barone Gottlieb (1792-1873) und Wilhelm (1789-1768) von Biel, die Vertreter der neuen Rasse auf Auktionen von Tattersalls, Newmarket kauften, das 1776 gegründet wurde und das älteste Auktionshaus für Vollblutpferde ist. Sie brachten zwar nicht die ersten Vollblüter nach Deutschland – wahrscheinlich war der mehrfache Vier-Meilen-Sieger Dick Andews (1779; Joe Andrews) der erste Import, der auch den St. Ledger-Sieger Quiz in einem Matchrennen geschlagen haben soll – betrieben aber eine systematische Vollblutzucht. Im mecklenburgischen Gestüt zu Zierow standen damals fünf Stallions und eine große Zahl von Stuten, und jährlich gab es eine Auktion, um die Produkte zu vermarkten. Ein weiteres Gestüt soll in Weitendorf, in der Nähe Wismars existiert haben, und als einer der bekanntesten Biel-Stallions, der zu Zierow stand, gilt der aus England eingeführte Muley Sohn Robin Hood (1818), der 3x3 auf den Diomed-Sohn Young Giantes ingezogen war, und von dessen Söhnen auch viele im Landgestüt Celle aufgestellt wurden.
Auch Deutschlands erste Rennbahn, zu Bad Doberan, wurde auf Betreiben der Barone Biel gebaut, und sie gilt als die erste Pferderennbahn auf dem europäischen Festland. Seit 1804 wurden bereits auf freiem Feld „Rennen“ geritten, doch fand der erste Renntag mit Vollblütern am 10.8.1822 zu Ehren der Großherzogin Alexandrine statt. Auch die Bahnen zu Güstrow und Neubrandenburg riefen sie in ihrer mecklenburgischen Heimat ins Leben, und wenige Tage nach dem ersten Rennen, am 13.August, gründete sich der Doberaner Rennverein, dessen erster Präsident der spätere Großherzog Paul Friedrich von Mecklenburg wurde. 1827 erhielt Bad Doberan eine erste Holztribüne, 1854 und 1890 Neubauten. Ein Steeple-Chase Kurs war ab 1833 verfügbar, und nach der Wende entstand aus DDR-Ackerland wieder eine Rennbahn. Zu den ältesten deutschen Rennplätzen zählten auch Breslau (1832), Schleswig (1833), Stralsund (1834), Celle, Düsseldorf (1836) und Baden-Baden 1858.
Das erste Union-Rennen (2400 m) schrieben die Gebrüder ebenfalls aus, und die Erstausgabe gewann 1834 der 1831 von ihnen gezogene Nigel-Sohn Alba, der ein Urururenkel von Eclipse war und die Whalebone-Tochter Therese zur Mutter hatte. Dieses Rennen sollte die wichtigste überregionale Zuchtprüfung des mitteleuropäischen Raumes, und das Gegenstück zum Englischen Derby, werden, und war deswegen für Pferde aus Ungarn, Österreich, Preußen, Mecklenburg, Holstein und dem Kontinent ausgeschrieben, während die überlegenen Pferde Englands ausgeschlossen blieben. 1868 entstand jedoch das Österreichische Derby, und ein Jahr später das Norddeutsche, das Ulrich von Oetzens Englandimport Investment (King of Diamonts) gewann.
1842 waren im Deutschen Gestütsbuch bereits 780 Zuchtstuten verzeichnet, und drei Jahre später enthielt es schon 37 importierte Stallions, während Frankreich damals erst 14 importiert hatte. Damit zählte Deutschland zu den ersten Ländern, die den Grundstein für Zucht und Sport nach englischem Vorbild gelegt hatten. Und zu jenen Hengsten gehörten auch die Epsom Derbysieger von 1822, Moses (Seymour oder Whalebone), und 1835, Mündig (Catton).
Dieser war zwar ein Halbbruder zu Cotherstone (Touchstone), der die 2000 Guineas und das Derby 1843 gewann, doch waren beide Halbbrüder als Beschäler eine Fehlentscheidung. Moses war ein schwacher Derbysieger, und Mündig, 4x4 auf den Eclipse-Sohn Mercury ingezogenen und für John Bowes der erste von vier Derbysiegern, soll mit zunehmendem Alter äußerst gefährlich geworden sein. Neben 14 weiteren Hengsten, die in jenen Jahren aus Frankreich kamen, hatte 1836 auch schon der Schimmel Gustavus (Election) in deutschen Landen eine Box bezogen, der 1821 das Epsom Derby gewann, die St. Ledger-Distanz aber nicht stehen konnte.
Der Schlussbogen von Deutschlands ältester Rennbahn führt als Rechtskurs in eine 500 Meter lange Zielgerade
Und zu dessen Siegreiter Sam Day, der im 19. Jahrhundert eine sehr bekannte „Rennfamilie“ vertrat, und dessen älterer Bruder John vier „Oaks“ gewann aber nie das Derby, gibt es auch eine kleine Story. „Uncle Sam“, so sein Spitzname, trat nach seinem zweiten Derbyerfolg mit dem Emilius-Sohn Priam 1830 vom Jockey-Beruf zurück und wurde Farmer. Dieses Geschäft war jedoch nicht nur unprofitabel, sondern die harte Arbeit hatte auch Sams „Rentner-Gewicht“ von 11 Stone, 6 Pfund (72,6 Kilo) auf sieben Stone, 12 Pfund (49,9 Kilo) reduziert. Der Ex-Jockey kehrte zurück in den Rennsattel und gewann das Derby 1846 auf Pyrrhus The First (Epirus) und die Oaks in der gleichen Saison mit de Touchstone-Tochter Mendicat, die auch die 1000 Guineas gewonnen hatte, für den gleichen Besitzer. 1866 starb „Uncle Sam“ mit nur 64 Jahren, nachdem er zu Ascot einige Pferde als Trainer in Obhut gehabt hatte.
1850 gewann der von Graf Hahn-Basedow gezogene Turnus, der den Muley-Enkel Taurus zum Vater hatte und als Dreijähriger in Deutschland in vier Rennen ungeschlagen war, als Vierjähriger im englischen Goodwood die Stewards- und Chesterfield Cups, und das war drei Jahre früher, ehe ein französisches Pferd ein wichtiges Rennen auf der Insel für sich entscheiden konnte. Zehn Jahre später siegte seine in England gezeugte Tochter Butterfly in