Der erste französische König, der Renninteresse zeigte, war Charles X., und 1776 wurde die erste reguläre Rennbahn auf der Plaine des Sablons angelegt und im November ein 3.200 Meter-Rennen um 15.000 France abgehalten. Danach wurde in Frankreich jedoch Begonnenes im Tumult der Revolution (1789-1799) und der Napoleonischen Kriege (1804-1812) wieder ruiniert. Und das war zu einer Zeit, als der Englische Jockey Club bereits aktiv war und das General Stud Book die Evolution des Vollblüters regulierte. 1805 hatte Napoleon zwar wieder einen Anstoß zum Rennsport gegeben, doch sollte es noch fast 30 Jahre dauern, bis Rennen und Zucht ordentlich organisiert wurden.
Obwohl Anfang des 19. Jahrhunderts mehrere Vollbluthengste aus England importiert wurden, geschah nach der Wiederherstellung der Monarchie so gut wie nichts. Zu diesen Importen zählten 1808 der Epsom Derby-Dritte von 1807 und Eclipse-Enkel Coriolanus (Gohanna), der 3x3 auf Eclipse und Herod, und 4x4x4 auf Herods Vater Tartar ingezogen war, und 1817 der Marske-Enkel Truffle (1808), dessen Vater Sorcer eine 3x3-Inzucht auf Matchem besaß. 1918 folgten die Hengste Middlethorpe, ein 1806 geborener Marske-Urenkel von Shuttle; der 3x4 auf Eclipse und 3x3 auf Highflyer ingezogene Camerton (1808), als auch der 1792 geborene Highflyer-Sohn Diamond ins Land, der Vierter zu Spread Eagle im Epsom Derby war und auch zwei Kings Plate gewann. Als er am 25.3.1799 in einem, mit unglaublichen 3.000 gns dotierten Match-Rennen (normalerweise mit 300 bis 500 gns ausgestattet) gegen den St. Leger- und zweifachen Doncaster Cup-Gewinner und Eclipse-Enkel Hambletonian antrat, lieferte er diesem auf der Geraden von Newmarket einen erbitterten Kampf, unterlag jedoch mit „the shortest of necks“. Hambleton gestaltete 16 von 17 Starts erfolgreich, darunter auch die im Newmarket Cup und den Newmarket Stakes. 1819, nach seiner ersten Saison in Frankreich, war Diamond bereits tot.
Es bedurfte des 1805 in Paris geborenen und dort lebenden Engländers Lord Henry Seymour und des Thronerben, Duc d’ Orléans, dass im November 1833 der Jockey Club (Seymour war sein erster Präsident) gegründet wurde. Dieser war zunächst jedoch nicht das Kontrollorgan des französischen Rennsports, sondern lediglich ein exklusiver Club. Seymour und der Duce d’Orleans blieben jedoch die treibenden Kräfte. Sie trennten Rennsport und die sozialen Interessen des Clubs, und für die sportlichen und züchterischen Belange wurde die „Société d’Encouragement pour l’Amélioration des Races de Chevaux en France“ zuständig. Im März 1834 erhielt der französische Rennsport von der Regierung die Genehmigung, für seine Rennen den Champ-de-Mars auf dem linken Seine-Ufer zu benutzen, sodass am 4.5.1834 die erste Rennveranstaltung dort ausgetragen wurde, wo heute der Eifelturm steht.
Neu erfinden wollten die Franzosen die Rasse natürlich nicht, sondern man beschloss, weitere Hengste und Stuten aus England zu importierten, das auch im Gestütsbuch Frankreichs entsprechend zu verankern, und den französische Vollblüter mit dem Namen „Pur-Sang Anglais“ zu bezeichnet.
Seymour und Orléans lenkten die Geschicke des Sports bis jener einen Unfall hatte, Seymour Rennstall und Gestüt verkaufte, und 1835 M. Anne-Edouard de Normandie das Präsidentenzepter Zepter übernahm. Bis dahin hatte Seymour während seiner Präsidentschaft dem französischen Rennsport jedoch erhebliche Dienste erwiesen, den Bois de Boulogne „erschlossen“, eine neue Bahn zu Chantilly erbaut und 1836 den Prix du Jockey Club über 2400 Meter als das französische Equivalent zum Epsom Derby etabliert. Heute hat Frankreich Rennen im ganzen Land, eine starke Zucht, zahlt hohe Rennpreise, diverse Prämien und setzt auch moderne Marketingideen um. Zu diesen zählt auch die jährliche „Route des Etalons“, bei der 2016 bereits zum siebten Mal die großen Gestüte – mit Schwerpunkt Normandie – für zwei Tage ihre Tore öffneten. Und neu eröffnet wird, wahrscheinlich aber erst 2018, die neu gestaltete Rennbahn Longchamp, die Heimat des Prix de l’Arc de Triomphe, die 60.000 Besuchern Platz bietet.
Lord Seymour, der neben Hengsten auch Stuten aus England einführte, hatte mit dem Ankauf des Catton-Sohnes Royal Oak (1923) aus der Zucht von R. Harrison eine besonders glückliche Hand bewiesen, denn dieser sehr gute Beschäler zeugte auch die Stute Poetess (1838), die für Seymour den vierten und letzten Derby-Treffer in Frankreich sicherte, und auf die dortige Zucht erheblichen Einfluss nahm. Ihr vom The Emperor stammender Sohn Monarque (1852), das beste Pferd seiner Zeit in Frankreich und Derbysieger, gewann 1857 für die Franzosen auch den zweiten Goodwood Cup, nachdem 1853 die 1850 von dem Royal Oak-Enkel Sting gezogene Oaks- und Derbysiegerin Jouvence in England in diesem Rennen den Anfang gemacht hatte.
Wesentlich wichtiger war jedoch die Tatsache, dass Monarque der Vater von Gladiateur wurde, der 1865 den Engländern mit seinem dortigen „Triple Crown-Sieg“ bewies, auf welchem Level die französische Zucht inzwischen angekommen war. Sein Besitzer Graf Frederic de Lagrange hatte bereits ein Jahr früher die heimischen Oaks gewonnen und gab in den folgenden 15 Jahren, gemeinsam mit einem Partner, eine Menge Geld aus, um die Zucht zu verbessern. Als Erfolge konnten damals auch Sieger in den 1000 und 2000 Guineas, als auch im St. Ledger gefeiert werden.
Während damals die Klassiks, wie in vielen anderen Ländern auch, nur für Inländer offen waren, war der 1863 neu geschaffene Große Preis von Paris über 3.000 Meter schon im Gründungsjahr ein internationales Rennen, denn er galt als das Aushängeschild Frankreichs, in dem sich die heimische Zucht mit den besten Dreijährigen des Auslandes messen sollte.
Der 1862 vom Cte.F. de Lagrange gezogene Gladiateur gewann Englands Triple Crown (Foto: repro eines Druckes von C. Carnie)
Diese erste Ausgabe (100.000 Franc – die Hälfte davon spendierte die Stadt, die fünf größten Eisenbahngesellschaften des Landes den Rest) gewann dann auch der von Henry Saville gezogene Voltigeur-Sohn The Ranger in den Farben seines Züchters. Ein Jahr später belegte der Sieger noch einen Ehrenplatz im Goodwood Cup, ehe er in Irland, Frankreich und England als Deckhengst agierte. Heute wird das Gruppe-I-Rennen über 2.400 Meter gelaufen, ist mit 600.000 Euro dotiert, und der französische Trainer Andre Fabre konnte bisher, zwischen 1989 und 2016, dreizehn Mal den Sieger absatteln.
Der Prix de l’Arc de Triomphe wurde 1920 ins Leben gerufen, und der erste Sieger, dem Xar mit einem Doppel folgte, hieß Comrade und stammte von dem Iren Bachelors Double. Anschließend sorgte Marcel Boussac mit seinen Gestüten und den drei großen Deckhengste Pharis (1936; Pharos), Tourbillon (1928; Ksar) und dem von Baron M. de Rothschild 1923 gezogenem Teddy-Sohn Asterus dafür, dass die französischen Pferde zwischen 1945 und 1955 international auftrumpfen konnten. Andere Größen der französischen Vollblutzucht waren F. Dupre oder J. -L- Lagardere, während die Wertheimers oder Heads und der Aga Khan die bekanntesten Namen im zweiten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends sind.
Frankreichs Rennsport und Zucht, die derzeit mit Le Havre (2006; Noverre), Kendargent (2003; Kendor) und Siyouni (2007; Pivotal) über drei der besten jüngeren Hengste Europas verfügt, wurden in den letzen Jahren vornehmlich durch das äußerst starke Wachstum der PMU (Pari Mutuel Urbain) geprägt, die das Wettmonopol auf Pferdewetten besitzt, bei Online-Sportwetten einer der großen Player ist und Frankreichs Rennsport finanziert. Für 2013 wiesen statistische Angaben etwa 130 Millionen aus, die in den französischen Flachrennsport flossen. Die Rennpreise für diese Sektion betrugen im gleichen Zeitraum 120 Millionen Euro, während vergleichsweise in Großbritannien lediglich rund neunzig zur Verfügung standen. Zusätzlich wurden in jener Saison „auf der Flachen“ noch 20 Millionen an Züchter- und 44 Millionen Euro an Besitzer-Prämien ausgeschüttet, und acht Millionen dienten als Transportzuschuss. Dieses gewaltige PMU-Wachstum dürfte jedoch auch nicht unendlich sein, und vielleicht schon in wenigen Jahren Rennpreise und Prämien beeinflussen. 2017 wird im „Arc“ auch eine andere AG-Skala zur Anwendung kommen, die Dreijährigen nur noch 6,6 Pfund Gewichtsunterschied gibt (statt bisher 7,7), denn die Dreijährigen sind heute frühreifer als vor 100 Jahren. Nachdem das EUROPÄISCHE-PATTERN KOMITEE diese Studie erstellt hatte, blieb den Autoritäten keine andere Chance, als das zu ändern.
Italien verdankt seine Vollblutzucht einem einzigen Mann, Frederico Tesio, dessen Zucht die ganze Vollblut-Welt beeinflusste, und dessen Nachfolger