Das war nicht immer so. Eingeleitet hat die Wende im Verhältnis der katholischen Kirche zum Islam das Zweite Vatikanische Konzil. Knapp vor dessen Ende, nur eineinhalb Monate vor dem Abschluss dieser Versammlung, wurde 1965 die Erklärung „Nostra aetate: Über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen“ mit 2.221 Ja- bei 88 Nein-Stimmen angenommen und feierlich verkündet. Besondere Bedeutung erhielt dieser vergleichsweise kurze, in fünf Kapiteln gegliederte Text (zunächst) wegen seiner klaren Absage an jede Form von Antisemitismus und seiner völligen Neudefinition des Verhältnisses der katholischen Kirche zum Judentum, die Papst Johannes XXIII., der das Konzil initiiert hatte, dessen Ende allerdings nicht mehr erlebte, ein großes Anliegen war. Gleichsam als Nebenprodukt drückten die Konzilsväter auch in zwei Absätzen ihre „Hochachtung“ gegenüber den Muslimen aus. Und sie riefen dazu auf, „das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen“.
Das Dokument blieb nicht ohne Folgen. Papst Johannes Paul II. hat 2001, ein halbes Jahr vor den Anschlägen auf das World Trade Center in New York, als erster Papst in der Kirchengeschichte seine langsamen Schritte in eine Moschee gesetzt. In Österreich galt Kardinal Franz König diskret im Hintergrund als Befürworter des Baus der bis heute größten Moschee Österreichs in Wien und öffentlich als Rufer in der Wüste, dass sich der Islam zu einer Herausforderung für Europa entwickeln werde. Nach-Nachfolger Christoph Schönborn ist nun genau damit konfrontiert.
Fazit der Situation in Österreich: Es ist nicht so, dass das Verhältnis zwischen Islam und Kirche nur mit einem Nebeneinanderher-Leben umschrieben werden kann. Es existiert zumindest auf der Ebene der Hierarchie gegenseitiger Respekt und das Bewusstsein, dass es ein Miteinander, das diesen Namen auch verdient, geben und dass jedenfalls ein Rückfall in ein Gegeneinander verhindert werden muss. Nüchtern betrachtet bleibt dieses Miteinander von Muslimen und Christen im Einsatz für eine Mitgestaltung der Gesellschaft im Grunde aber auch mehr als fünf Jahrzehnte nach dem bahnbrechenden Dokument über das Verhältnis von Katholiken zu Muslimen ein Desiderat. Oder, knapper ausgedrückt: Es gibt noch Luft nach oben.
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