360° um die Welt. Wolfgang Machreich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfgang Machreich
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783948097837
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ist, muss auch die Nutzung von Kunststoffprodukten aus Recyclaten zukünftig selbstverständlich sein. Jeder sollte heute schon nach Produkten mit Recyclat-Anteil suchen.“

       Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

      Die geselligen Schweinsnasenfledermäuse gibt es nur in Thailand und Myanmar. Sie sind die kleinste Fledermausart und mit der Etruskerspitzmaus das kleinste Säugetier der Welt. Ihre Kopf- Rumpf-Länge ist 33 Millimeter, und sie wiegen zwei Gramm.

Fläche: 513.115 Quadratkilometer, ein wenig größer als Spanien
Einwohner: 67.959.359, ein Drittel mehr als Spanien

      Liebe in Zeiten der Schocktherapie

      Thailand ist ein wundervolles Land mit wundervollen Menschen. Und einem wundersamen König Rama X., von dem sein Volk nicht viel weiß, außer dass er sehr reich ist und die meiste Zeit des Jahres am Starnberger See in Bayern lebt. Dann gibt es eine noch wundersamere Königin Sudhita, von der das Volk noch weniger weiß, außer dass sie die vierte Frau des Königs ist, als Stewardess arbeitete und es bis zur Vize-Kommandantin der königlichen Garde brachte. Bei der Krönungszeremonie ihres Mannes im Mai 2019 wurde ihr offiziell der Titel der Königin verliehen. Damit legitimiere der König seine Herrschaft weiter, sagte ein Politikexperte von der thailändischen Naresuan-Universität: „Ein König sollte eine Königin haben, und nun hat er eine.“

      Zu dieser Geschichte wie aus dem Märchen passt, dass der längste gemessene Kuss den Thailändern Ekkachai und Laksana Tiranarat 2013 bei einem Event in Pattaya gelang: 58 Stunden, 35 Minuten und 58 Sekunden – wenn das nicht Liebe ist!

      Eine schöne Geschichte über das Gernhaben und Zusammenhalten im wahrsten Sinne des Wortes – auch bestens als Vorbild für den thailändischen Nachwuchs geeignet. Der ist ansonsten sowieso mit schwarzer Pädagogik konfrontiert. Was anderswo die Drohung mit dem „schwarzen Mann“ ist, hört in Thailand auf den Namen „Si Quey“. Wenn Eltern drohen, dann muss seit Generationen dieser böse als Serienmörder und Menschenfresser verunglimpfte Mann aus China herhalten: Tu nicht dies, tu nicht das, geh nicht raus, komm lieber heim, „sonst holt dich Si Quey“.

      König Rama X.

      Der echte Si Quey holt aber schon lange niemanden mehr. Der Mann wurde am 17. September 1959 von einem Erschießungskommando hingerichtet. Sein Leichnam steht seither einbalsamiert in einem Glaskasten in Bangkoks Siriraj-Klinik, dem ältesten und größten Krankenhaus, in dem sich auch die Königsfamilie behandeln lässt. Für 200 Baht Eintritt (5,60 Euro) kann er besichtigt werden.

      Der böse Mann Si Quey zum Anschauen

      Über 10.000 Thais wollen diese Leichenbeschau jetzt nicht mehr dulden und unterschrieben eine Petition, damit der Tote endlich seine Ruhe bekomme. Auch Verbrecher hätten nach dem Tod Respekt verdient. Zudem sind Zweifel aufgetaucht, die Verurteilung des Chinesen könnte ein Justizirrtum und Si Quey „Opfer einer Gesellschaft, aufgrund von unbestätigten Gerüchten, aufgebauscht von den Medien“ gewesen sein. Die Klinik kündigte an, die Angelegenheit zu prüfen. Auf dem Glaskasten hinter Si Queys Namen wurde bereits der Zusatz „Ein Kannibale“ entfernt.

      Die kleinste Fledermaus der Welt

      Fortgesetzt wird jedoch das Projekt, Verkehrssünder zum Putzen ins Leichenhaus zu schicken. Thailand hat eine verheerende Unfallstatistik, meist ist Alkohol im Spiel. „Wir nennen das die Schocktherapie“, zitiert ein „dpa“-Bericht den Programmverantwortlichen. Kühlkammer und Autopsie-Raum müssen blitzblank geputzt werden. Und es wirkt. Zumindest beim 24 Jahre alten Computer-Fachmann Sontipop Temsongsai, der versprach: „Ich werde nie wieder etwas trinken. Nie wieder. So will ich nicht sterben.“

       Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

      „Das größte Buch der Welt“ besteht aus 729 eng beschriebenen und in Stein gemeißelten Doppelseiten. Die Marmorplatten beschreiben das Leben und die Lehren Buddhas und stehen einzeln in den 729 Stupas der Kuthodaw-Pagode in Mandalay.

Fläche: 676.578 Quadratkilometer, doppelt so groß wie Norwegen
Einwohner: 53.370.609, zehnmal soviel wie Norwegen

      Machtwechsel

      Myanmar ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, die so wie alle Menschen und überall auf der Welt viel Gutes, Wahres und Schönes zuwege bringen, gleichzeitig nie davor gefeit sind, die Fratze der Unmenschlichkeit zu zeigen. Wie schnell dabei sogar eine Freiheits- und Menschenrechtsheldin vom Sockel stürzen kann, zeigt sich am Aufstieg und Fall der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. „Kommen Sie bitte in unser Land. Tauchen Sie ein in eine Atmosphäre voller Möglichkeiten“, warb sie als Myanmars Regierungschefin Anfang 2019 bei einer Veranstaltung in Rangun vor ausländischen Geschäftsleuten um mehr Investitionen. Ihre Regierung werde sich um einen „proaktiveren Ansatz“ bemühen, versprach sie als Gegenleistung. Auf die internationale Kritik wegen des brutalen Vorgehens der Armee gegen die muslimische Minderheit der Rohingya – die Vereinten Nationen sprechen von ethnischer Säuberung und Völkermord – ging sie nicht ein.

      Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi

      „Seit sie Regierungschefin ist, hat Myanmars Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi das Schweigen gelernt“, kommentiert „dpa“-Korrespondent Christoph Sator die Ignoranz angesichts massiver Menschenrechtsverletzungen gerade jener Frau, die jahrelang die Einhaltung dieser für sich und ihr Volk gefordert hat. Die UN-Ermittler werfen Suu Kyi vor, „weder ihre Rolle als Regierungschefin noch ihre moralische Autorität genutzt zu haben, um sich den Ereignissen entgegenzustellen“. Der Myanmar-Experte David Mathieson wählt den Vergleich mit einem Glücksspiel: „Der Militärchef trägt letztlich die Schuld an der Horrorshow in Rakhine. Aber Suu Kyi beteiligt sich jetzt aktiv daran, das unter den Tisch zu kehren. Die Militärs müssen glauben, dass sie in einer Lotterie gewonnen haben.“

      Die härtesten Worte fand Yanghee Lee, UN-Sonderberichterstatterin zu Myanmar. Wegen ihrer Kritik wird sie nicht mehr ins Land gelassen. Doch Lee weiß wovon sie spricht: Seit 1992 verfolgt sie im UN-Auftrag die Menschenrechtslage in Myanmar. Aus ihrer Enttäuschung über Suu Kyi, mit der sie einmal auf derselben Seite stand, macht sie keinen Hehl: „Sie war noch nie eine Göttin der Menschenrechte. Sie war und ist eine Politikerin.“ Und Lee schließt nicht aus, dass die Nobelpreisträgerin sogar vor einem Internationalen Gerichtshof landen könnte – wegen Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord. Andere nehmen Suu Kyi in Schutz, argumentieren, dass die Regierungschefin zur Zusammenarbeit gezwungen sei, wolle sie nicht auf der Todesliste von Radikalen enden – wie ihr Rechtsberater, der vergangenes Jahr erschossen wurde. In ihrer Dankesrede zur Verleihung des Sacharow-Preis des Europaparlaments 1991 sagte Aung San Suu Kyi: „Nicht Macht korrumpiert die