Die Tatsache, dass er etwas über den Zusammenhang zwischen Blutgruppen und Krankheit gelesen hatte, nahm ihm wohl etwas von seinen Zweifeln, dass ADHS behandelt werden könnte, indem die Ernährung seines Sohns dessen Blutgruppe angepasst würde. Seine Frau war weniger daran interessiert, sich intellektuell damit auseinanderzusetzen, ob meine Methode wissenschaftlich basiert sei. Ich bin in Toronto dafür bekannt, dass ich eine Reihe von Krankheiten - darunter auch ADHS - durch Ernährung und verschiedene Nahrungsergänzungsstoffe erfolgreich behandelt habe, und so war sie für das Heilprogramm sofort zu haben.
ADHS: Der innere Tsunami
Roger war Bluttyp 0. Ich werde später noch näher auf die physischen und psychischen Eigenschaften sowie auf Ernährungsbedürfnisse des 0-Typs eingehen, doch generell gesagt hat der 0-Typ ein robustes und aktives Wesen und braucht täglich tierische Eiweiße. Meine Empfehlung war, Roger eine eiweißreiche Diät vorzusetzen, angefangen mit einem Protein-Shake beim Aufstehen und noch vor dem Frühstück. Tagsüber sollte er in Abständen von zwei Stunden sieben kleine Mahlzeiten aus Fisch, Fleisch, Pute, und/oder Lamm essen.
Außerdem reduzierte ich seine Kohlenhydratzufuhr - Brot, Pasta und Kartoffelbrei - drastisch, denn diese Lebensmittel werden nach dem Verdauen in Glukose umgewandelt. Auch strich ich sofort sämtliche Zuckerquellen - einschließlich Honig, Süßigkeiten, Limonade, Fruchtsäfte, Ahornsirup (den Roger täglich großzügig über seine Pfannkuchen schüttete) sowie alle Lebensmittel, die mit stark fruktosehaltigem Maissirup (der nach dem Verdauen auch in reine Glukose umgewandelt wird) gesüßt sind - aus seinem Ernährungsplan.
Heute weiß jedes Kind - es gibt sogar Fernsehspots für Energiedrinks, die damit werben -, dass Zucker in jeder Form, auch Fruchtzucker, dem Körper einen Energieschub versetzt. Bei einem Jungen, der ADHS hat oder zu Hyperaktivität tendiert, verursachen solche Energieschübe eine chaotische, drängende Energie. Ich vergleiche diese Kraft mit einer stürmischen inneren See. Halten Sie sich nur vor Augen, wie Wellen ans Ufer oder gegen eine Felsküste krachen. Zucker wirbelt den Blutstrom mit der gleichen Art ungezähmter Kraft auf. Die Kräfte, die in Rogers Innerem wüteten, müssen die Stärke eines inneren Tsunamis gehabt haben, um ihn dazu zu provozieren, sein Elternhaus anzuzünden.
Auch wenn es nicht so aussieht, ist ein Körper, der ständig Energieschüben ausgesetzt ist und dauernd in Bewegung ist, in Wirklichkeit total erschöpft und geschwächt. Die beständige Zufuhr von Eiweiß lieferte ihm Nährstoffe, die langsam verdaut wurden und die, zusammen mit der Verringerung von Kohlenhydraten und Zucker, Rogers Blutzuckerspiegel ausglichen, ihm Kraft schenkten und es seinem Körper ermöglichten, zu seiner natürlichen Energie zurückzufinden. Auch war die tägliche Einnahme von Vitamin B in Mengen, die seinem Gesundheitszustand und seiner Blutgruppe angepasst waren, zur Versorgung und Beruhigung seines Nervensystems ganz wichtig.
Roger sprach recht schnell auf die Diät an und bekam seine Emotionen und Psyche wieder so gut in den Griff, dass er innerhalb von ein paar Monaten wieder in die Schule gehen konnte. Dort zeigte er zum ersten Mal in seinem Leben gute Leistungen.
Asthma und Diät
Der zweite Junge, der Ivan hieß, ist ein lebendes Beispiel dafür, wie sehr sich eine verantwortungslose Ernährung auf die Gesundheit eines Kindes auswirkt. Ivan litt unter schwerem Asthma und musste öfters keuchend und hustend in die Notaufnahme gebracht werden. Er hatte Blutgruppe A. A-Typen reagieren auf Milchprodukte äußerst empfindlich - ein kleines Glas Milch, eine Scheibe Käse oder eine Kugel Milchspeiseeis sind Gift für ihren Körper. Ivans Körper reagierte mit einer übermäßigen Produktion von Schleim, der seine Atemwege verstopfte.
Ich strich sofort alle Milchprodukte und Weizenprodukte, die für einen A-Typ viel zu säurehaltig sind, und setzte ihn auf eine strenge vegetarische Diät. Der A-Typ ist der einzige Bluttyp, der zu hundert Prozent Vegetarier sein sollte, auch wenn manche Fälle Eigenschaften anderer Blutgruppen aufweisen, die die Bedürfnisse eines A-Typs verändern können.
Innerhalb von wenigen Wochen nachdem ich seine Ernährung umgestellt hatte, war Ivans Lunge die Verstopfung los und er brauchte sein Steroid-Inhaliergerät nicht mehr. Er konnte wieder ein normales Leben führen und am täglichen Schulsport teilnehmen.
Ungefähr zwei Monate später tauchte Ivan jedoch stark keuchend wieder in meiner Praxis auf. Wie ich vermutete, hatte er sich nicht mehr an seinen Ernährungsplan gehalten und aß wieder Milchprodukte. Ivans Mutter gab zu, dass er abends beim Fernsehen öfter Milchspeiseeis und Kekse aß, wenn sein Vater am Feierabend zu Hause war.
Ich verliere selten meine Beherrschung gegenüber Patienten, doch an diesem Tag ging ich mit Ivans Vater hinaus auf den Flur und las ihm die Leviten. Ich machte ihm klar, dass er gerne selbst entscheiden konnte, ob er Eis und Kekse essen wollte - aber warum die Chance zerstören, die sein Sohn auf ein gesundes Leben hatte? Danach sorgte Ivans Mutter dafür, dass es vor dem Fernseher keine süßen Snacks mehr gab. Als Ergebnis ging Ivans Asthma wieder zurück.
Tipps zum Vorbeugen?
Ich muss oft an Roger und Ivan denken und daran, wie sich ihr Leben drastisch verändert hat, nachdem sie ihre Ernährung auf die richtigen Lebensmittel für ihren Bluttyp umgestellt haben. Während der Wahlkampagne 2008 dachte ich oft an sie - und viele andere Patienten -, weil das Zentrum von Portsmouth, wo sich mein Institut befindet, eine der ersten Anlaufstellen der Wahlkampagne war und die Kandidaten jeder Couleur während der gesamten Präsidentschaftskampagne hierherkamen, um ihr Programm zu verkaufen.
Das Gesundheitswesen wurde wieder einmal zu einem wichtigen Thema gemacht, und auch wenn einige Politiker das amerikanische Gesundheitssystem gerne »weltweit das Beste« nennen, landete es in der Qualitätsfrage beim prestigeträchtigen Commonwealth Fund im Vergleich zu Australien, Kanada, Deutschland, Neuseeland und England auf dem letzten oder vorletzten Rang.
Obwohl ich für eine allgemeine Krankenversicherung bin, bin ich davon überzeugt, dass viele Millionen Menschen weiterhin grundlos leiden werden, selbst wenn wir unser Gesundheitssystems reformieren. Denn wir übersehen dabei den wichtigen Aspekt des Gesundheitswesens: die Vorsorge.
Wir zäumen unser Gesundheitssystem von hinten auf. Wir bemühen uns zwar, eine Krankheit zu heilen, wenn sie sich im Körper festgesetzt hat, investieren jedoch nur wenig Zeit oder Geld darin, die Öffentlichkeit über die Wichtigkeit der Lebensmittel aufzuklären, die sie ihrem Körper zuführen, und wie sie Krankheiten von vornherein verhindern können.
In einer kürzlich durchgeführten Untersuchung der Partnerschaft für Vorsorge (Partnership for Prevention), einer ehrenamtlichen Gesundheitsorganisation, weisen Gesundheitsexperten, darunter auch Ärzte der CDC, auf, dass ein stärkerer Gebrauch von nur fünf Vorbeugedienstleistungen jährlich über 100.000 Leben in den USA retten würden. »Das zeigt die potenzielle Wirkung der Vorsorge auf dramatische Weise«, sagte Dr. Kathleen Toomey von der CDC, die die Studie mitfinanziert hat. »Unsere Nation hat noch nie ernsthaft in Vorsorge investiert.«
Der Haken - auch an dieser Studie - sind die fünf empfohlenen Vorsorgetipps. Hier sind sie:
1 Nehmen Sie täglich eine geringe Dosis Aspirin zur Vorbeugung von Herzkrankheiten
2 Unterziehen Sie sich regelmäßig einer Darmspiegelung
3 Gehen Sie regelmäßig zur Brustkrebsvorsorge
4 Geben Sie das Rauchen auf
5 Gehen Sie jährlich zur Grippeimpfung, wenn Sie über 50 sind.
Natürlich sollte man nicht rauchen und regelmäßig zur Krebsvorsorge gehen, doch die Grundlage der Vorbeugung von Krankheiten - die Wichtigkeit unserer täglichen Ernährung - fehlt auf dieser Liste. Wie können wir ein Gesundheitssystem haben, das es versäumt, die Wirkung der Nahrung auf unseren Körper zu berücksichtigen, wenn wir uns auf Krankheiten beziehen, die mit Nahrung zu tun haben?
Seit langem finden Wissenschaftler genügend Nachweise über den Zusammenhang zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und chronischen Krankheiten. Der National Research