Ghostsitter. Tommy Krappweis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tommy Krappweis
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783964260581
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of WerWizards saßen. Das Gespenst fieberte mit, gab Tipps und warnte ihn, wenn er Gefahr lief auf einem der drei Bildschirme, etwas zu übersehen.

      Inzwischen verstanden sie sich blind, sie konnten über alles reden, ohne dass der eine den anderen völlig falsch verstand. Gemeinsam hatten sie sogar Mimis gelegentliche Eifersuchtsanfälle ganz gut in den Griff bekommen.

      Humor war hier der Schlüssel gewesen, denn Tom konnte Mimi auch dann zum Lachen bringen, wenn ihr gerade überhaupt nicht danach war. Und wenn Mimi ihr glockenhelles Lachen ertönen ließ, grinste er selbst jedes Mal breiter als der Äquator.

      Doch diesmal war es irgendwie anders, und Tom überlegte, warum eigentlich. Er hatte nicht wie sonst Lust gehabt, die Situation durch einen witzigen Spruch zu entschärfen – ganz im Gegenteil.

      Tom schaute auf den Zettel, auf dem er sich die Übungen notiert hatte. Genervt faltete er ihn zu einem kleinen Quadrat.

      Ja, er spürte deutlich, dass er immer noch sauer war. Wenn Mimi vor so langer Zeit mit dem Training begonnen und das Ganze bis heute durchgezogen hätte … wer weiß, zu was sie jetzt in der Lage gewesen wäre? Tom war sich sicher, dass er selbst an Mimis Stelle täglich trainiert hätte, wenn die Chance bestehen würde, wieder Dinge anfassen, anheben und spüren zu können.

      »Ich versteh das einfach nicht …«, murmelte er und überlegte, warum es ihn gleichzeitig verwirrte und so seltsam sauer machte. Tom war auch klar, dass es darauf eine Antwort gab. Diese schwebte schon seit einer halben Stunde direkt neben seinem Kopf – in der Hand ein Schild mit der Aufschrift: »Oh, raff es bitte!«

      Aber immer, wenn Tom hinschaute, glitt die Erkenntnis gerade so weit zur Seite, dass er sie wieder nur aus dem Augenwinkel wahrnehmen konnte.

      Nervig.

      Es klopfte.

      Nervig eintausend!

      Tom steckte den gefalteten Zettel in die Tasche seiner Leinenhose, um später dafür einen geeigneteren Platz zu finden, an den er sich auch erinnern würde. Dabei schlurfte er zur Tür, öffnete und staunte. Vor ihm stand Zoracz und lächelte sein falschestes Lächeln.

      »Dürrfte ich vielleicht einen Morrment eintrreten, junger Mann?«

      Tom machte sich keine Mühe, seine Top-Genervtheit zu verbergen. »Nö. Sagen Sie mir hier draußen, was Sie wollen, und dann gehen Sie bitte wieder.«

      Zoracz nickte. »Nun gurrt, wie du willst. Hier.«

      Er drückte Tom einen Füllfederhalter in die Hand und zog unter seinem Cape ein Schriftstück hervor, um es ihm etwas zu nah unter die Nase zu halten. »Überschrreibe mir die Geisterrbahn mit allem, was dazugehört, und verhindere ein grroßes Unglürrck!«

      Tom schaute Zoracz an, als hätte der gerade vor ihm »Alle meine Entchen« gesungen und dazu im rosa Ballettröckchen einen Ausdruckstanz aufgeführt.

      »Warrrum starrst du mich so an, rrede ich in einer für dich unbekannten Sprrache?«, knurrte Zoracz.

      »Ich hab verstanden, was Sie gesagt haben, aber warum Sie es gesagt haben, versteh ich wirklich nicht«, antwortete Tom. »Okay, außer Sie halten mich wirklich für unfassbar dumm. Das würde es erklären.«

      Er schüttelte fassungslos den Kopf und lachte einmal trocken auf. »Ha, echt jetzt, ich frag mich wirklich, wann ich mich jemals so saublöd verhalten habe, dass Sie annehmen, ich würde das jetzt einfach unterschreiben.«

      »Es ist keine Frrage von Dummheit, Junge, sondern eine Frage der Barrmherzigkeit«, antwortete Zoracz, und Tom starrte seinen Widersacher noch ein bisschen verständnisloser an.

      »Eine Frage der Barmherzigkeit?«, wiederholte er schließlich, und Zoracz nickte bedeutungsvoll.

      »Genau das.«

      »Ähm. Wollen Sie mir das vielleicht ein bisschen näher erklären?«

      »Nein.«

      »Okay, Sie wollen nicht, tun es aber hoffentlich trotzdem?«

      »Nein.«

      »Ah. Na gut.«

      Einen Moment lang standen die beiden schweigend voreinander: Tom mit dem Füller in der Hand und Zoracz mit dem Vertrag, den er Tom immer noch unter die Nase hielt.

      Schließlich hatte Tom genug. »Wie lange wollen Sie denn jetzt hier noch stehen und mich an dem Zettel riechen lassen? Ich unterschreibe das auf gar keinen Fall und wenn Sie bis zum Winter hier rumstehen.«

      »Das ist aus vielerlei Grründen sehr bedauerlich … sehr bedaurrerrlirrch …«, schnarrte Zoracz, wartete aber trotzdem noch ein paar Sekunden, ob Tom es sich nicht doch noch anders überlegen würde.

      Schließlich ließ er den Vertrag sinken und seufzte. Tom fiel sofort auf, dass es nicht sein übliches operettenartiges Seufzen war. Es klang vielmehr wirklich erschöpft und fast … verzweifelt. Tom sah Zoracz scharf an.

      »Du wirst es bereuen«, sagte der nun, aber es klang nicht direkt wie eine Drohung – eher, als würde Zoracz ihn auf etwas vorbereiten. Und Tom hatte sehr wohl bemerkt, dass sein Erzfeind in dem Satz kein einziges R gerollt hatte. Das war eigentlich immer ein Zeichen dafür, dass Zoracz es ernst meinte. Andererseits konnte es auch sein, dass er dieses Mittel inzwischen absichtlich einsetzte, um Ernsthaftigkeit vorzutäuschen – wer konnte das bei Zoracz schon wirklich sicher sagen …?

      Sein Widersacher drehte sich um – und das überraschenderweise, ohne das Cape effektvoll aufzubauschen – und ging dann einfach über den nächtlichen Rummelplatz zurück zu seinem Spiegelkabinett. Tom hatte noch nie erlebt, dass sich Zoracz eine Gelegenheit für effektvoll eingesetztes Cape-Gebausche entgehen ließ. Normalerweise ging er auch nicht einfach nur weg, sondern schritt von dannen, als würde er während eines tosenden Schlussapplauses die Bühne verlassen. Seltsam …

      Es ist mir eine große Freude, Vollzug in die Runde vermelden zu dürfen, ertönte da Hop-Teps Stimme in Toms Kopf.

      Hey, das ist toll, antwortete Tom, aber er klang nicht so begeistert, wie er eigentlich beabsichtigt hatte. Also ist Wombie auch wieder entspannt?

       Wir haben Grund, das anzunehmen, ja. Er begab sich direkt zur Waschmaschine, fraglos um Odors Geruch nach Marderhöhle mit einer gehörigen Überdosis Lavendel zu überdecken.

      Okay, danke, Hop-Tep und … alle, funkte Tom in die Runde und wollte damit eigentlich die telepathische Verbindung kappen, ohne von Zoracz’ seltsamem Besuch zu berichten. Doch im selben Moment besann er sich, denn er fand sich dabei selbst so doof, dass er es kaum aushielt. Den anderen etwas Wichtiges zu verheimlichen, nur weil man gerade mies drauf war? Das machten doch nur Blödis in Blödi-Filmen, damit sie es später besonders effektvoll bereuen konnten. Auf so was hatte Tom keinen Bock, nein, er würde sich trotz allem Knatsch mit Mimi vernünftig verhalten. Nämlich.

      Vielleicht kommt ihr trotzdem besser mal bei mir vorbei, funkte er darum in die Runde. Zoracz war gerade hier, und er war noch komischer als sonst …

       Kapitel 5: Seltsarrm

      Und er wollte sonst nichts?«, fragte der Vampir, und Tom schüttelte den Kopf. »Nein, er wollte nur wieder mal, dass ich ihm die Geisterbahn überschreibe.«

      Vlarad legte die Zeigerfinger seiner gefalteten Hände vor den Mund und begann, im Zirkuswagen auf und ab zu laufen. Hop-Tep lehnte an der Küchenzeile, und Wombie stand im Eck neben der kleinen Couch. Im Arm hielt er den frisch gewaschenen Odor. Der Lavendelgeruch war so intensiv, dass Tom die Augen tränten, wenn er sich näher als zwei Meter heranwagte.

      Der Vampir kratzte sich am Kinn. »Das ist allerdings hochgradig