Fahr Far Away: Mit dem Fahrrad von Alaska bis Feuerland. Hans-Joachim Bittner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans-Joachim Bittner
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783944921402
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iPad wäre es leicht, sich immer wieder neuen Lesestoff zu besorgen – aber wir haben’s nicht so mit den technischen Dingen.

       Ihr wart ausrüstungstechnisch also minimalistisch unterwegs. Was musste dennoch sein?

      Für jeden ein MP3-Player. Musik war wichtig, vor allem, wenn wir gefühlte Ewigkeiten durch eintönige Landschaften radelten. Sie war auch nötig, um körperliche Erschöpfungszustände zu überwinden oder sich bei langen Berganstiegen zu puschen. Beim Mungo Jerry-Song „In the Summertime“ hab ich Petra meist nur noch von hinten gesehen.

       Vor der Reise hattet Ihr überlegt, einen Campinghocker als echten Luxusartikel mitzuschleppen.

      Den hatten wir zunächst tatsächlich dabei, aber nur für die Zeit in Tschechien und in Deutschland. In Nordamerika war er nicht mehr vonnöten, da die Campingplätze dort sehr gut ausgerüstet sind. Darum blieb der Hocker bei Petras Eltern.

       Auf Empfehlung der Ranger hattet Ihr in Alaska das unverzichtbare Bärenspray erworben.

      Das ist dort tatsächlich unerlässlich. Wir hatten es am Lenker befestigt. Im Notfall wäre die 225-Gramm-Flasche in acht Sekunden leer. Dafür wirke das Spray laut Hersteller bis zu sechs Meter weit.

       Ihr habt sie noch gefüllt mit nach Hause gebracht.

      Sie kam zum Glück nicht zum Einsatz.

      Vergleich US-amerikanisches Bärenspray (links), daneben deutsches Pfefferspray – beides kam auf der Panamericana nicht zum Einsatz.

       Bären sind Euch aber schon begegnet?

      Wir haben 24 gesehen: Einen Grizzly, der Rest waren die nicht so aggressiven Schwarzbären. Auch in Gegenden, in denen wir diese Tiere nicht vermutet hätten, zum Beispiel auf Weizenfeldern in Montana (USA).

       Erzählt mehr von den Begegnungen mit den Bären. Hattet Ihr Bedenken, dass es auch mal gefährlich werden könnte?

      Wir haben viel nachgefragt und uns erkundigt, wie es mit den Bären aussieht. In ganz Nordamerika übernachteten wir stets auf Campingplätzen, einfach auch aus Sicherheitsgründen. Volkers Gedanke: Wenn dort ein Bär auftauchen würde, hätte er mehr Auswahl. Die Chance, dass er sich unter 30 Zelten ausgerechnet unseres aussucht, ist freilich geringer als hätten wir irgendwo in der Wildnis ein einzelnes Zelt stehen. Da würde er definitiv dieses eine nehmen.

      Mehrfach rieten uns Einheimische vom Übernachten in der Wildnis ab, da haben wir auch so einige Storys gehört. Aufgrund der jüngsten Vorkommnisse waren wir sehr vorsichtig, auch wenn die „Chance“, von einem Auto überfahren zu werden, weitaus größer ist: Eine ältere Dame wurde in Kanada in ihrem eigenen Garten von einem Schwarzbären angefallen und getötet. Das gleiche Schicksal ereilte einen Wanderer im Yellowstone-Nationalpark bei der Begegnung mit einem Grizzly. Und ein Ranger in Kanada bemerkte einen Bären in etwa 500 Metern Entfernung. Wie im Lehrbuch machte er alles richtig und mit einer Signalpfeife auf sich aufmerksam, damit er früh genug von diesem mächtigen Tier wahrgenommen würde, und sich dieser nicht in seinem Territorialverhalten gestört fühlte. Dennoch griff der Bär an, und der Ranger musste ihn erschießen. Bei unserer ersten Bärensichtung am Straßenrand haben wir ein Wohnmobil gestoppt, um uns ungesehen auf der Rückseite des Fahrzeugs an diesem mächtigen Tier vorbei zu mogeln.

       Einmal habt Ihr in einem Lkw übernachtet.

      Im kleinen Ort Mendenhall im kanadischen Yukon Territory fragten wir in „Irenes Restaurant“ nach einem Platz für unser Zelt. Irene meinte, dass dies zurzeit zu gefährlich sei, da eine Grizzlymutter mit zwei Jungen in der Gegend unterwegs sei. Sie würde uns aber einen kostenlosen Van zur Verfügung stellen, in dem wir sicher übernachten könnten. Ich (Volker) freute mich schon, nach zwei Monaten im Zelt, auf den Luxus und die Annehmlichkeiten eines Wohnmobils, und malte mir dies in den schönsten Farben aus. Stattdessen gab’s einen heruntergekommenen Lieferwagen, der auf einem Schrottplatz vor sich hin gammelte. Im Innenraum befand sich viel Unrat und eine alte Matratze, auf der wir uns frustriert breitmachen durften.

       Gab es „gefährliche“ Nächte, in denen Euch in Eurem Zelt nicht wohl war?

      Kaum. In Peru gab es mal eine Nacht, in der ich (Petra) stundenlang wach und mit offenen Ohren dagesessen bin, ob wer kommt. Denn da waren am Abend mehrere Autos mit seltsamen Gestalten bedrohlich nah an uns herangefahren. Das war eher unheimlich.

      Bestens geschützt: Perfekter Zeltplatz im Hochland, Peru.

      Wenn einer eine Reise tut … – auch über einen längeren Zeitraum, und seine Wohnung aufrecht hält, muss er sich nicht extra abmelden. Wird die Wohnung aufgelöst, braucht die Gemeinde (Stadt) eine Anschrift im Ausland – bei einem Weltumsegler den ersten Hafen, in dem er startet.

      Wenn jemand beruflich unterwegs ist, kommt es wieder darauf an, ob die Wohnung bestehen bleibt oder nicht. Ein Soldat, der für ein Jahr in den Auslandseinsatz geht und seine Wohnung behält, muss sich nicht abmelden. Geht der Soldat für drei Jahre weg, die Wohnung bleibt ebenfalls bestehen, müsste er sich jedoch abmelden. Laut Gesetz muss die Wohnung bewohnt bleiben, drei Jahre sind in diesem Fall zu lange.

      Man kann auch zwei Hauptwohnsitze haben, einen in Deutschland, den anderen beispielsweise in Österreich (weil man dort beruflich beschäftigt ist). Das geht die Gemeinde meldetechnisch nichts an.

      Wenn das Amt feststellt, dass es sich um eine Scheinwohnung handelt, weil derjenige beispielsweise bei der Mutter angemeldet ist, muss er sich abmelden. Bei Scheinwohnungen wird grundsätzlich nachgeforscht, zur Not auch mithilfe der Polizei. Das Meldegesetz macht da ganz klare Vorschriften.

      Fakt ist aber auch, dass es in vielen Fällen auch am Ermessen der Behörde liegt, ob sich jemand abmelden muss oder nicht. Ein entsprechender Spielraum ist diesbezüglich meist gegeben.

       Quelle: Stadt Bad Reichenhall

      Petra und Volker Braun besitzen ein Haus. Sie waren rund 20 Monate am Stück unterwegs und meldeten sich nicht ab. In der Zeit ihrer Abwesenheit bewohnte ein ehemaliger Arbeitskollege von Petra das Haus. Er hielt es sozusagen in Schuss. Das Hausrecht übertrugen die Brauns per schriftlicher Vollmacht einem guten Freund. Er wäre eingeschritten, hätte es gravierende Probleme gegeben oder wären wichtige Dinge – beispielsweise mit den Nachbarn – zu regeln gewesen.

      Guanajuato, Mexiko.

       2. Etappe: Freundlich zurück auf die Autobahn

       Führt Ihr darüber Buch, wie viele Länder Ihr bereist habt und hinter denen Ihr sozusagen ein Häkchen machen könnt?

      Nein, um Himmels Willen. Das ist uns völlig egal. Es wäre eine schreckliche Vorstellung, hätten wir den Drang, darüber Buch zu führen. Wir sind eher auf die Kilometer stolz, die wir auf all unseren Reisen bislang hinter uns gelassen haben, aber nicht, weil wir besonders viele Länder bereisten.

       Wie viele waren es denn bislang?

      42.

       Wo hat es Euch denn überhaupt nicht gefallen.

      In Mexiko.

       Warum?

      Dort herrschte irrsinnig viel Verkehr. Das hat uns fast erschlagen, weil wir aus Alaska, Kanada und den USA viel Einsamkeit