Und Ihr hattet keine Angst, wieder „erwischt“ zu werden und dann womöglich einer Strafe nicht mehr zu entkommen?
Nein, die Polizei war an sich ganz nett und ist wohl toleranter als bei uns in Deutschland. Wir machten in Zentralmexiko einmal eine Pause im Schatten einer Brücke, als sich ein Streifenwagen näherte. Nach kurzem Smalltalk mit vielen Verständigungsproblemen forderten uns die Polizisten auf, hier zu warten – sie seien in einer Stunde zurück. Wir wussten nicht, was wir tun sollten und was jetzt wohl als nächstes käme. Die beiden waren im nächsten Ort einkaufen, kamen wieder und überreichten uns einen ganzen Sack voll mexikanischer Energieriegel – unter anderem mit Honig überzogene Nüsse. Bevor sie wieder abrauschten, prosteten wir uns noch mit einer Cola zu, dann wurden wir wieder mit den besten Wünschen auf die Strecke geschickt.
Freundliche Ordnungshüter: Pickninck mit Polizisten in Mexiko.
Wie lange „quälte“ Euch das ländliche Mexiko?
Da es leider die längste Länderstrecke war, rund 4.500 Kilometer, fast drei Monate. Es war dort mit wenigen Ausnahmen und einigen Regionen im Süden monoton und wenig aufregend. Ein für uns unattraktives Reiseland.
Einige Städte Mexikos beeindruckten Euch jedoch.
Buntes Würfelspiel: Guanajuato, Mexiko.
Die 1.500 Kilometer lange Baja California, eine Wüstenlandschaft mit riesigen Kakteen im Norden, hat uns sehr gut gefallen. Aber als wir wieder auf dem Land waren, gab es in erster Linie monotone Überlandstrecken ohne irgendwelche Höhepunkte zu bewältigen. Einige Kolonialstädte präsentierten sich uns allerdings konträr zu den Gebieten dazwischen, absolut einzigartig: Guanajuato beispielsweise, in Zentralmexiko, auf 2.000 Metern gelegen. Ein sagenhafter Augenschmaus, so strahlend, so leuchtend, in allen Farben. Die Häuser stehen dicht an dicht, dazwischen atmosphärisch einzigartige Plazas, eine richtig schöne alte Kolonialstadt. Um das Verkehrsproblem der Stadt zu lösen, wurden 1965 ein trockenes Flussbett sowie einige Bergwerkschächte in ein Fahrzeugtunnelsystem umgewandelt. Aufgrund der starken Güsse in der Regenzeit werden die unterirdischen Verkehrsadern der Stadt jedoch derart überschwemmt, dass es immer wieder zum Verkehrschaos kommt. Beeindruckend war das Mumien-Museum. Darin werden über 100 mumifizierte Körper gezeigt. Sie wurden bei der Erweiterung des Friedhofes ab dem Jahre 1865 gefunden und werden hier aufbewahrt. Der trockene, mineralische Boden und das semiaride Klima (lateinisch aridus = trocken, dürr/Anm. d. Autors) verhinderten die Verwesung der Leichen.
Zeitfahren: Don Quijote mit Knüppel
Mit der Einreise nach Mexiko (bei Tijuana) trifft uns fast der Schlag: Die Straßen sind eng, der Verkehr erdrückend. Die Fahrer versuchen, das Letzte aus ihren meist verbeulten und wenig fahrtüchtig wirkenden Kisten herauszuholen. Wir sind verzweifelt: Fahren wir ganz rechts, ermutigt das den Fahrer, ungebremst an uns vorbei zu donnern, um uns auch noch der letzten Zentimeter zur brüchigen Fahrbahnkante zu berauben. Das Motto lautet also: Möglichst weit in der Straßenmitte halten und die Pkw und Sattelschlepper damit zum Bremsen nötigen, um im Zweifelsfall den erkämpften Raum zum Straßenrand als Fluchtweg zu nutzen. Die Anspannung ist enorm. Zwischenzeitlich weichen wir auf sandige Trampelpfade neben dem Asphalt aus und arbeiten uns damit im Fußgängertempo vorwärts. Wie sollen wir so jemals die 4.500 Kilometer durch Mexiko bewältigen?
Ich (Volker) besorgte mir einen Knüppel und versuchte damit – und lächerlichen Drohgebärden –, die zu dicht auffahrenden Autolenker, die ich im Rückspiegel beobachtete, zu einer defensiveren Fahrweise zu bewegen. Ich fühlte mich wie Don Quijote im Kampf gegen Windmühlen. In jedem Dorf wanderte der Knüppel von der linken in die rechte Hand, denn mexikanische Hunde lieben Radler und nahmen grundsätzlich und dauerkläffend die Verfolgung auf. Petra versuchte, die Vierbeiner mit einer Reitgerte am Lenker auf Abstand zu halten.
Erst nach 350 Kilometern war der Verkehrsalbtraum fürs erste beendet und wir konnten die Baja mit all ihren Schönheiten so richtig genießen.
Bearbeitet aus Volkers Reisetagebuch
Jetzt reicht’s: Das ewige Gekläffe war irgendwann zu viel.
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