Allerdings muss ich gestehen, dass ich kürzlich verblüfft war, als Bekannte ein Kind erwarteten und ich den Eindruck hatte, sie waren gar nicht auf den Gedanken gekommen, es könnte auch andere Rollenaufteilungen geben. Kind kommt, also ist Mama in den nächsten Jahr(zehnt)en dafür hauptverantwortlich – so klang ihre selbstverständliche Gleichung. Das schien für beide so wenig anders denkbar zu sein, dass ich mich kurz fragen musste, wie all die Debatten an ihnen vorübergehen konnten. Die bewusste Entscheidung, dass einer der Partner für Haus und Familie und der andere für das Einkommen verantwortlich ist, erspart ja in der Tat viele lästige Diskussionen. Je klarer die Aufgabenverteilung, desto weniger Excel-Tabellen, hektische Anrufe und notwendige Absprachen im Alltag. Noch besser, wenn einer der Partner sich in der Hausarbeit und Kindererziehung wohl und ausgefüllt fühlt. Aber sich vorher gar nicht erst Gedanken zu machen kann auch zu Frust führen, fürchte ich. Wenn frau (denn die ist es in der Regel ja immer noch) sich gar nicht konkret vorgestellt und dafür entschieden hat, ihre Vormittage – zumindest anfangs – überwiegend mit Bauklötzchen und Babybrei zu verbringen, während ihr Mann in spannenden Projekten steckt, sich persönlich weiterentwickelt und womöglich um die Welt jettet, kann das zur schmerzhaften Landung in der Wirklichkeit führen und zu dem Gefühl, ungewollt in diese Rolle gedrängt worden zu sein.
Wie immer der Familienalltag aussieht, ich bin überzeugt, dass Gott seinen Weg mit jeder Familie geht. Wir sind frei, zu überlegen und zu fragen, wie wir als Familie mit Gott leben wollen und können und sollen. Wie Gott uns individuell gestrickt hat. Welche Aufgaben er uns vor die Füße legt.
„Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig und stark“, schreibt Paulus an die Korinther (16,13), und ich finde das ziemlich passend, auch für alle unsere Fragen nach einem guten Familienmodell hier und heute. Ich will wachsam bleiben und ehrlich. Will mir nichts vormachen. Und dafür will ich mir immer wieder einmal Fragen stellen:
- Tut unser Modell wirklich unseren Kindern gut? Kommen sie an irgendeiner Stelle zu kurz? Habe ich die beste Beziehung zu meinen Kindern, die in meiner Hand liegt?
- Tut unser Modell uns als Eltern gut?
- Steht unser Einkommen zu sehr im Mittelpunkt? Wäre es möglich und wäre es dran, unsere Arbeitszeiten zu verkürzen?
- Denken wir kreativ genug? Gäbe es noch ganz andere Alternativen und Ideen zu dem, wie wir heute leben? Wünschen wir uns eigentlich noch etwas ganz anderes? Können wir etwas ändern, oder müssen wir gut gelaunt das Beste daraus machen?
- Sind wir mutig genug, andere Wege zu gehen als unser Bekanntenkreis? Oder auch anders, als unsere inneren Idealbilder, irgendwelche Vorstellungen aus Gemeinde oder Gesellschaft uns vorgeben wollen?
Mutig und stark müssen wir für alle Überlegungen, wie wir Familie heute leben wollen, vielleicht sein. Aber ich finde, Paulus klingt zuversichtlich, dass wir das schaffen. Und vielleicht beflügelt uns dabei auch die Freude darüber, dass wir heute die Freiheit haben, alle Möglichkeiten zu denken, manches auszuprobieren, unsere Begabungen zu leben – und anderen Familien zu gönnen, ganz anders zu leben.
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