Wir alle wissen, dass es Menschen gibt, die hellsehend, hellfühlend und hellhörend sind. Im Grunde sind wir das alle, weil diese Fähigkeiten in den feinstofflichen Zentren in uns angelegt sind und zu unserem wahren Wesen gehören. Aber wie sollen diese Fähigkeiten sich offenbaren, wenn wir nicht wissen, dass wir Seele sind, wenn wir uns nur mit dem Körper identifizieren, und wenn wir auch sonst nichts von seelischen Bezügen ahnen. Unmöglich können dann diese latenten Fähigkeiten in Erscheinung treten. Und wem dieses doch unverhofft geschieht, der weiß sie oft nicht einzuordnen; er läuft zum Psychiater und dieser verschreibt starke Medikamente, die sich auf den Geist und den feinstofflichen Körper zerstörend auswirken und der Seele sehr schaden. Nur in seltensten Fällen weiß ein Psychiater etwas vom wahren Wesen der Seele. Für alles, was uns außergewöhnlich und wunderbar erscheint, gibt es Gesetzmäßigkeiten.
Christus kannte die Gesetze und konnte sagen, wenn seine Jünger und das Volk staunend seine Wunder wahrnahmen: „Ihr könnt das Gleiche und noch mehr", oder: „Die nach mir kommen, werden Größeres vollbringen."
Es gibt mehr Menschen als wir ahnen, auch in unserer Nähe, die ähnlich wirken können. Der Schlüssel hierzu ist das Wissen um die Gesetze, und dieser Schlüssel öffnet uns auch das Tor zur Wahrheit, die uns frei machen wird. Die Wahrheit macht uns frei von der Unkenntnis und Begrenztheit, denn diese sind es doch, die uns Irrwege führen, und aus dem Nichtwissen treffen wir falsche Entscheidungen, die uns Unglück, Unzufriedenheit und Kümmernisse bringen.
Wir hüten uns davor, die Drähte in einer Steckdose zu berühren, weil wir wissen, dass wir sonst einen elektrischen Schlag bekommen. Diese Gesetzmäßigkeit kennen wir und befolgen sie. Wenn wir die geistigen Gesetze kennen würden, könnten wir sie auch befolgen, da uns dann die Auswirkungen des Nichtbeachtens bekannt wären. Und wer keinen Schaden erleiden möchte, wird die Gesetze befolgen. Wir können nur verwirklichen, was wir erkannt und erfasst haben. Um geistiges Wissen zu begreifen, brauchen wir nicht intellektuell geschult zu sein. Geistiges Gut aufnehmen zu können, hängt vom Entwicklungszustand der Seele ab, vom eigenen Bemühen, den Wahrheiten nahezukommen. Es ist unerlässlich, darüber nachzudenken und zu meditieren. Wir können nur an uns verwirklichen, was wir erfasst haben. Geistiges Wissen macht uns weise und befähigt uns zu einer seelischen Reife zu gelangen.
Da wir Seele sind und die geistige Wesenheit die primäre ist, muss logischerweise von dort die Entwicklung ausgehen, die dann in beglückender Weise unsere physische Wesenheit mit erfasst. Die geistige Erkenntnis lässt uns dann diese Welt nicht mehr so trostlos und finster erscheinen, weil wir sie besser verstehen können, weil wir durchschauen, dass alles, was hier geschieht, was uns so beunruhigt, Auswirkungen von Übertretungen geistiger Gesetze sind.
Unser Gehirn ist ein Werkzeug, durch das der Geist sich offenbaren kann als bindendes Glied zwischen Körper und Seele. Geist und Seele sind göttlich-schöpferische Schwingungskräfte feinstofflicher Substanz, die vom Ursprung her Vollkommenheit ausdrücken. Einen kranken Geist gibt es nicht. In vielen Fällen einer „Geisteskrankheit" ist das Gehirn als Offenbarungswerkzeug des Geistes defekt. Darum kann der Geist nicht in vollkommener Weise offenbart werden. Es gibt aber noch andere Aspekte, die auf einer anderen Ebene liegen, die uns zu der Annahme führen, dass es sich um Geisteskrankheit handelt. Weil ausschließlich vom physischen Körper ausgegangen wird, sagt man, der Patient sei geistesgestört. Wir wissen noch zu wenig oder nichts von unserem wahren Wesen und sehen nur den vergänglichen Körper als einzige Realität an. Diese Annahme muss zu Denkfehlern führen, und wir können es nicht begreifen, wenn immer wieder Schwierigkeiten auftauchen und wenn immer wieder Vorkommnisse eintreten, denen wir einfach nicht beikommen können, denen wir nicht gewachsen sind. Sie geschehen, weil wir nicht wissen, dass wir Seele sind und nicht erkennen, dass Körper, Seele und Geist in diesem Leben eine Einheit sind und zusammenwirken. Es gibt keine eigene Funktion des einen oder anderen Aspektes unserer augenblicklichen Ausdrucksform. Immer wirken sie zusammen. Das sollten besonders Ärzte, Psychologen und Priester wissen.
Wie alle in uns liegenden feinen Sinne Aspekte unserer Seele sind, so ist das Bewusstsein ebenfalls der Seele zugehörig. Hätten wir kein Bewusstsein, könnten wir nichts in Erfahrung bringen. Bewusstsein ist nicht identisch mit Verstand, es ist die ewige geistige Kraft unserer Feinstofflichkeit. Unser Bewusstsein ist immer gegenwärtig, auch wenn der Körper schläft. Es ist die stets wachende und zu höchster Vollendung entwicklungsfähige Geistkraft in uns. Wie wir Seele sind, so sind wir auch Bewusstsein. Sie gehören zusammen. Ohne Bewusstsein könnten wir unsere spätere Daseinsform auf einer anderen Ebene auch nicht erfahren. Wer versteht und wem klar wird, dass er Seele und Bewusstsein ist, wird den physischen Tod nicht fürchten, weil er weiß, dass es für ihn keinen Augenblick eine Unterbrechung im Lebensstrom gibt und er nur die Form wechselt. Denken wir doch an Puppe und Schmetterling! Es gibt nur ein Abstreifen der physischen Hülle. Es ist logisch, dass, wenn die Lebenskraft, wenn Seele und Bewusstsein den Körper verlassen, dieser in einem leblosen Zustand zurückbleiben muss und schließlich ganz verwest. Man sollte sich nicht vom jämmerlichen Zustand eines Körpers beeindrucken lassen oder gar vor ihm erschrecken. Wir sollten zu erfassen versuchen, was dieser Mensch, dieses Wesen in Wahrheit und Wirklichkeit ist: eine gesunde, geistige Wesenheit, die nur ihre Form zu wechseln bereit ist und die dann voll bewusst weiterleben wird, viel klarer, leichter und weit schauender als vorher, da sie in der Erdgebundenheit noch in einem physischen grobstofflichen Körper war. Wenn wir so darauf vorbereitet sind, erleben wir den Übergang in eine andere Dimension ganz bewusst. Wer sich mit diesen Gesetzmäßigkeiten nicht auseinandersetzt, wer vielleicht gar nicht an eine weitere Existenz glaubt, weiß diesen Vorgang nicht einzuordnen, trotzdem er ihn bewusst erlebt.
Es ist eine große Tragik, in Unwissenheit zu leben und mit aller Kraft an diesem Körper festzuhalten, auch wenn er gebrechlich geworden ist und uns Mühe und Pein bereitet.
Denken wir wieder an den Schmetterling, wie er sich abmüht, die einengende Form abzustreifen. Wir wehren uns dagegen, den Körper abzulegen. Der Schmetterling ist, wie jedes Tier, in die schützende Hülle göttlicher Gesetze eingebettet, trägt diese Gesetze in sich und handelt danach. Wir nennen das Instinkt. Das Tier ist darum in den Schutz der Gesetze eingehüllt, weil es noch kein voll bewusstes Wesen ist, ein Wesen ohne Willensfreiheit. Es wäre doch ein grausamer Schöpfer, wollte er seine unmündigen Wesen schutzlos der Evolution ausliefern; denn alles Leben stammt aus der einen göttlichen Quelle und geht einen großen Entwicklungsweg.
Der Mensch ist dem Tier gegenüber ein voll bewusstes Wesen, das durch Willensfreiheit selbst entscheidet und darum auch für sich und sein Tun verantwortlich ist. Die geistigen Gesetze sind keine Verbote. Sie sind im Gegenteil eine große Hilfe für uns und zeigen uns den Weg zur Wahrheit. Sie sind Stufen, die uns zu immer höheren und erhabeneren Erkenntnissen führen.
Das Interesse der Menschheit für das Leben nach dem Tode wächst zusehends. In einer durch Fernsehen, Radio und Presse wissenschaftlich aufgeklärten Zeit ist es kaum noch denkbar, dass ein erwachter Mensch glauben kann, mit dem physischen Tode sei alles vorbei. Dann wäre jeder Tag, jedes Bemühen, jede Arbeit sinnlos. Wer einen Bezug zur Natur und zur Schöpfung hat, spürt den Atem eines unendlichen Schöpfers, fühlt das unendliche, unbegreiflich weise Walten, und wer sich in einen sternenübersäten Himmel vertieft, dem wird bewusst, dass hier eine für uns unvorstellbar hohe Intelligenz am Werke ist.
Der Mensch muss lernen, dass er in seiner Begrenztheit nur sehr wenig erfassen kann, wenn er sich nicht daraus erhebt. Er sollte aber auch wissen, dass in ihm als Seele alle Anlagen sind, die das Begrenzende überwinden können um Grenzenlosigkeit zu erfahren. Das ist nicht unmöglich. Wenn wir durch geistiges Wissen eine Bewusstseinserweiterung erreichen, schwinden unsere Begrenzungen. Dann können wir für unser Leben stets die richtigen Entscheidungen treffen, die keine Fehlschläge und Irrtümer mehr zur Folge haben.
Der seelische Bereich ist mit diesen Darlegungen noch lange nicht erschöpft.
Auf dem geistigen Gebiet muss man behutsam vorgehen und auch praktizieren, was praktizierbar