„Du missfällst mir sehr.
Womit verdiene ich denn Geld,
wenn nicht mit der Arbeit auf dem Feld?
Wovon soll ich denn dann leben
und dir auch noch dein Futter geben?“
Da sprach der Ferdinand:
„Ich bin das klügste Pferd im Land,
denn ich kann reden
und verblüffe damit jeden.
Häng doch ein Schild am Stalltor auf
und schreibe dann darauf:
‚Hier wohnt der Ferdinand,
das klügste Pferd im ganzen Land –
es kann reden
und unterhält sich gern mit Jedem.
Eintritt: 20,00 €.‘“
Herr von Raul
sprach zum Gaul:
„Ich häng das Schild noch heute auf,
geb’ noch ’ne Anzeige in der Zeitung auf.
Kommt kein Geld damit herein,
kauf ich ein anderes Pferd mir ein.“
Drei Tage später fing es an,
ein Mensch kam nach dem anderen an.
Jeder wollt zum Ferdinand
und gab dem Herrn 20 € in die Hand.
Es sprach sich rum im ganzen Land
und jeder kam zum Ferdinand.
Nach einem Jahr ward Herr von Raul
durch seinen Gaul
ein reicher Mann.
Er schaffte sich ’nen Traktor an
und hängte seinen Pflug daran.
Da sprach das Pferd: „Das gefällt mir sehr,
für einen Traktor ist der Pflug nicht schwer,
für einen Gaul dagegen sehr.“
Der böse Riese
Vor langer, langer Zeit lebte eine Familie Baum zusammen mit zwanzig anderen Familien in einem Dorf. Vater Dieter Baum war schon sechzig Jahre alt, hatte graues Haar und war der kleinste Mann im Dorf. Gertrude, seine Frau, war auch schon alt und war größer als Dieter. Ihre erwachsenen Söhne, der Josef und der Alfons, waren verheiratet und wohnten in den Nachbardörfern. Nur die Bärbel und der Tobias, fünfzehn und neunzehn Jahre alt, lebten noch bei Gertrude und Dieter. Beide waren sie größer als ihre Eltern, hatten braune Haare und graue Augen. Sie waren fleißig und arbeiteten mit ihren Eltern zusammen in dem großen Garten und auf den Feldern. Zu dieser Zeit gab es noch keine Geschäfte. Alles, was die Menschen zum Leben brauchten, mussten sie selbst besorgen. Salat und Gemüse wuchsen in ihrem Garten, auf ihren Feldern bauten sie Getreide und Kartoffel an. Damit sie Eier, Milch, Fleisch und Wolle hatten, hielten sie sich Tiere.
An einem Morgen, es war noch nicht ganz hell, hörten die Baums ein lautes Gebrüll. Als Dieter Baum zum Fenster rausschaute, sah er einen Mann, nicht weit vom Haus auf dem Boden sitzen. Dieser Mensch war riesengroß und brüllte fortwährend: „Ich habe Hunger!“
„Ein Riese“, flüsterte der Vater zu seiner Frau, die gerade in die Küche kam. Dann stand der Riese auf, kam auf das Haus von Baums zu, trat mit seinem Fuß ein Fenster kaputt und rief: „Kommt raus, ihr Zwerge, kommt alle raus!“
Voller Angst gingen Vater und Mutter vor ihr Haus, Bärbel und Tobias ebenfalls. Der Riese schimpfte: „Habt ihr nicht gehört? Ich habe Hunger! Ihr bringt mir jetzt sofort all euer Essen hierher!“
Ganz zittrig vor Angst, gingen Dieter und Gertrude ins Haus, legten ihre Nahrungsmittel in zwei Körbe und brachten sie zum Riesen. „Soll ich davon satt werden?“, keifte dieser, und: „Bringt mir alle eure Vorräte aus eurem Keller!“
Tobias, ein starker und mutiger Bursche, sagte: „Aber dann haben wir doch nichts mehr zu essen!“
Da lachte der Reise und sagte: „Na und? Die Hauptsache ist, dass ich satt werde. Wenn ich kein Essen mehr bekomme, dann verspeise ich euch!“ Schnell begaben sich die Eltern in den Keller und holten ihre Vorräte, um sie dem Riesen zu geben. Mittlerweile war es ganz hell geworden und es kamen einige Nachbarn gelaufen, dabei auch der Schmied, der immer für die Hufe der Pferde sorgte.
Er stellte sich vor den Riesen und fragte: „Wer bist du?“
„Das siehst du doch!“, antwortete der Hüne barsch.
„Bist du über die Berge oder über das Meer gekommen?“, fragte der Schmied weiter. Da lachte der Riese und sagte: „Sehe ich aus wie ein Fisch? Ich kann doch nicht schwimmen!“
Dann packte er den Schmied am Nacken und am Po und warf ihn durch die Luft auf einen Apfelbaum. Vor Schmerz schrie der Mann laut auf. Die Nachbarn halfen ihm schnell vom Baum hinunter. Dann liefen alle Menschen schnell in ihre Häuser, sperrten ihre Türen zu und schlossen ihre Fensterläden. Der Riese kümmerte sich nicht weiter drum, sondern brüllte zu den Baums: „Ihr geht jetzt in den Wald, sägt ein paar Bäume ab und bringt sie hierher. Ich will mir ein Feuer anzünden. Es ist März und ich habe kalt!“
Alle Baums liefen ins Haus. Vater Dieter sagte: „Dass dieses Ungetüm uns in den Wald schickt, ist unsere Chance. Wir werden nicht zurückkommen, sondern zu Josef flüchten. Zieht alle Kleider, die ihr habt, übereinander an.“
Früher hatten die Menschen nicht viel Kleidung und Baums waren schnell fertig. Der Vater teilte das letzte Brot durch vier, gab jedem ein Stück und sagte: „Versteckt es, denn wenn dieser Räuber es sieht, holt er es uns weg.“
Dann gingen Baums in den Stall, holten ihre vier Pferde und sattelten sie. Als der Unhold das sah, brüllte er: „Was wollt ihr mit den Pferden?“ Vater Baum antwortete: „Ohne die Pferde können wir dir nur einen Baum bringen, mit den Pferden bringen wir dir vier Bäume.“
„In Ordnung“, antwortete der Riese. Vater, Mutter, Bärbel und Tobias setzten sich auf ihre Pferde und ritten in Richtung Wald davon. Nach zwei Stunden legten sie eine Rast ein. Vater Dieter entrüstete sich: „Habt ihr gesehen, wie er den Schmied auf den Baum geworfen hat? Dieses Ungetüm ist grauenhaft stark. Wenn wir ins Dorf zurückkehren, haben wir keine Chance gegen ihn. Wir haben Zuhause kein Essen mehr. Die Hühner und Schafe wird er sich auch noch holen. Josef hatte eine gute Ernte und wird uns bei sich wohnen lassen. Außerdem müssen wir bei unserem Sohn im Dorf alle Menschen warnen. Der Riese wird wohl von Dorf zu Dorf ziehen und auch dorthin kommen.“
Gertrude, Bärbel und Tobias hatten keine andere Idee und waren einverstanden.
Bei Anbruch der Dämmerung kamen die Baums im Dorf an. Das Hoftor von Josefs Haus war geöffnet und sie ritten in den Hof. Josef sah seine Familie kommen und begab sich zu ihnen. Er freute sich, hatte aber gleich den Eindruck, dass etwas passiert sein musste.
„Ihr schaut so verängstigt aus, was ist geschehen?“, fragte er, während er alle umarmte.
„Ein Riese ist ins Dorf gekommen“, antwortete Tobias. „Ein Mensch, der doppelt so groß ist wie andere“, fügte Dieter hinzu. Und die Mutter beklagte, dass sie ihm alles Essen geben mussten und sie selbst nun hungern müssten. Mittlerweile waren alle in der großen Küche angekommen. Als Josefs Frau hörte, dass die Familie ihres Mannes nichts mehr zum Essen hatte, ging sie direkt in die Speisekammer, holte Brot, kaltes Fleisch, Käse usw. und deckte den Tisch. Während Gertrude, Dieter, Tobias und Bärbel aßen, ging Josef zu zwei Nachbarn und forderte sie auf, in sein Haus zu kommen. Dort hörten die Nachbarn Stefan und Reiner von Dieter, dass ein Riese mit seinem Fuß ein ganzes Fenster eingetreten hat, dass er all ihr Essen und ihre Vorräte verlangt hat, dass dieses Ungetüm einen Nachbar durch die