»Lena!«, rief er durch die geschlossene Tür. »Was auch immer passiert, gehen Sie nicht mit den beiden an den Strand. Spielen Sie dieses Spiel nicht mit!«
26
Sie glaubte wohl, dass sie leise war. Sie glaubte wohl, er würde nicht mitbekommen, wie sie durch den Flur und zu diesem Typen in die Sauna schlich. Falsch gedacht. Auch das Krachen und Rumpeln im Badezimmer hatte er gehört. Dennis bekam alles mit. Er lag auf seinem Bett, lauschte dem Wind, lauschte den Geräuschen im Haus. Sein Zimmer lag im Halbdunkel. Es war genau wie früher. Auch als Kind hatte er oft auf seinem Bett gelegen und darauf gelauscht, was im Haus geschah.
Das war auch der Grund, weshalb er nicht sofort aufstand und Lena zur Rede stellte.
Was wolltest du von dem Typen? Hilfst du ihm etwa? Und so weiter. Und so weiter. Und so weiter. Erst gespielt freundlich, dann lauter werdend, schließlich schreiend, brüllend, wütend.
Er erinnerte sich, wie seine Eltern früher häufig stritten. Erst gedämpft, um den Jungen nicht zu ängstigen, dann schnell lauter werdend und alles um sich herum vergessend. Auch damals hatte Dennis alles mitbekommen, was im Haus passierte. Das viele Streiten. Die Wut. Die Verachtung in den Stimmen.
»Lasst ihr euch jetzt scheiden?«
»Wie kommst du denn darauf?«, war die Antwort der Mutter.
»Unsinn. Mach dir keine Sorgen!«, wehrte der Vater ab.
Ein paar Tage war Ruhe. Dann stritten sie wieder. Und wieder glaubten sie, er würde sie nicht hören. Doch das tat er. Selbst wenn er sich die Hände auf die Ohren presste oder den Kopf unter dem Kissen verbarg. Er bekam alles mit. Alles.
Wie konnte Lena glauben, er würde ihren Besuch bei dem Presseheini im Badezimmer nicht bemerken? Sie wusste doch, dass Dennis in der Villa war. Sie hatte gesehen, wie er vom Zielschießen mit der Armbrust zurückgekommen war. Sie musste sich doch denken, dass er in seinem Zimmer lag. War sie denn so dumm?
Oder hielt sie etwa ihn für dumm?
Sofort spürte er die Wut in sich aufsteigen.
Er wollte aufspringen, wollte in den Flur stürmen und sie zur Rede stellen. Ob sie dumm sei? Oder ob sie ihn für dumm halte?
Doch er wollte keinen Streit auf dem Flur. Denn die Worte kannte er schon. Sie hallten wie ein Echo aus vergangenen Tagen in ihm. Immer wieder. Immer wieder.
Sollte sie doch ihren Spaß mit dem Presseheini haben. Wie auch immer. Was sie tat, ging ihn nichts an. Es war ihm egal. Scheißegal. Sie war ihm schließlich auch scheißegal. Und der Presseheini auch. Sollte er doch verbluten. Dann wäre die Sache erledigt.
War doch seine eigene Schuld, wenn er seine Nase in Sachen steckte, die ihn nichts angingen. Da hatte Dennis eben auf ihn geschossen. Na und?
Dennis merkte, dass er der Sache mehr Raum einräumte, als sie verdiente. Und er wusste auch, wieso er das tat. Solange er sich mit Lena und Jan beschäftigte, musste er nicht an Anna denken und daran, was er ihr angetan hatte.
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