Eine andere Möglichkeit ist, so viele Nahrungsmittel wie möglich in einem Hofladen oder auf einem Bauernmarkt zu kaufen. Das Argument, regionale Produkte zu kaufen, ist nicht nur ideologisch-ethisch begründet – im Hinblick auf den Nährstoffgehalt macht es einen entscheidenden Unterschied, ob die Produkte in der Nähe unseres Zuhauses angebaut und erst vor Kurzem geerntet wurden. Auf kleinen Bauernhöfen zu kaufen, trägt auch dazu bei, den Agrobusiness-Multis zumindest einen Teil der Nahrungsmittelversorgung aus der Hand zu nehmen. Und für unsere Gesundheit ist das auch gut. Die kleinen Erzeuger nehmen die Produkte, die sie anbauen, noch selbst in die Hand (und essen sie).
Sich einen eigenen Bio-Garten anzulegen, ist auch eine großartige Möglichkeit, sich mit frischen Nahrungsmitteln zu versorgen. Bauen Sie Ihr eigenes Obst und Gemüse bei sich zu Hause oder irgendwo auf einem Stück Land in der Nähe an, ohne jegliche Chemikalien einzusetzen, ernten Sie es, wenn es reif ist, und essen Sie es fünf Minuten später (oder direkt von der Pflanze). Schon ein einziger Obstbaum oder ein noch so kleines Beet kann eine Menge Obst, Gemüse und Kräuter liefern – genug, um im Hinblick auf unser Wohlbefinden einen wirklichen Unterschied zu machen. Außerdem verbindet es uns mit dem, was wir essen – etwas, das wir selbst angebaut haben, kochen und essen wir eher mit mehr Wertschätzung. Unsere eigenen Nahrungsmittel anzubauen, trägt auf hervorragende Weise dazu bei, dass wir mehr Verantwortung für unsere Gesundheit übernehmen.
Eine weitere Möglichkeit, frisches Gemüse zu uns zu nehmen, besteht darin, die Sprossen oder Keimlinge zu essen, statt das Gemüse selbst. Wie bereits erwähnt, ist der Nährstoffgehalt von Sprossen immer sehr viel höher als der des reifen Produkts.
Wissenschaftler der Abteilung für Biochemie der Mahatma Phule Agricultural University in Indien untersuchten im Rahmen einer Studie Getreidekörner, die man vor dem Verzehr keimen lassen hatte, und veröffentlichten die Ergebnisse in der Zeitschrift Critical Reviews in Food Science and Nutrition. „Getreidekörner eine begrenzte Zeit keimen zu lassen“, so die Wissenschaftler, „führt zu einer erhöhten Aktivität hydrolytischer Enzyme, einer Erhöhung des Gehalts an essenziellen Aminosäuren, Gesamtzucker, Vitaminen des B-Komplexes sowie einer Verringerung des Gehalts an Trockensubstanz, Stärke und Antinährstoffen“.
Im Rahmen einer anderen Studie ließen deutsche Wissenschaftler Weizenkörner eine Woche lang keimen und analysierten sie in unterschiedlichen Stadien, um die Auswirkungen des Keimungsprozesses auf die Nährstoffe zu untersuchen. Insgesamt verringerte der Keimungsprozess den Gehalt an Glutenproteinen signifikant und erhöhte den Gehalt an Folat, was in doppelter Hinsicht gut ist. Einer im Journal of Agriculture and Food Chemistry veröffentlichten Studie zufolge führten längere Keimungszeiten „zu einer substanziellen Erhöhung des Gesamtballaststoffgehalts und einer starken Erhöhung des Gehalts an löslichen Ballaststoffen“, wobei sich der Gehalt an löslichen Ballaststoffen verdreifachte und der Gehalt an unlöslichen Ballaststoffen um die Hälfte reduzierte.
Eine Vielfalt an Sprossen ist in den meisten Naturkostläden erhältlich. Und es ist auch sehr einfach, sich zu Hause selbst Sprossen zu ziehen. Man benötigt einige Bio-Samen, ein wenig Wasser, Sprossengläser oder Anzuchtschalen und Sonnenlicht. Bevor Sie sich versehen, haben Sie die nährstoffreichsten Nahrungsmittel, die es auf der Welt gibt, und das ganzjährig und günstig.
Da sich unsere Versorgung mit Nahrungsmitteln durch die Industrialisierung umfassend verändert hat, ist die Frage der Frische noch wichtiger geworden. Früher haben sogar Stadtbewohner in der Nähe der Bauernhöfe gelebt, auf denen die Nahrungsmittel angebaut wurden. Das ist heute nicht mehr der Fall. Heute kommen unsere Nahrungsmittel aus aller Welt. Glauben wir wirklich, dass diese Veränderung keine Auswirkung auf die Qualität der Nahrungsmittel hat, oder auf unsere Möglichkeit, zu wissen und zu kontrollieren, was wir essen? Haben wir eine Ahnung davon, unter welchen Bedingungen die Produkte angebaut und geerntet wurden und wie mit ihnen umgegangen wurde? Nein. Wissen wir etwas über die natürlichen Bedingungen, unter denen sie gewachsen sind, also über die Qualität des Bodens, der Luft und des Wassers? Nein. Aber all diese Faktoren sind wichtig – das sind die Dinge, die unsere Lebensmittel genährt haben, bevor sie auf unserem Küchentisch gelandet sind, um uns zu nähren.
Im Rahmen einer im Jahr 1997 in der Zeitschrift British Food Journal veröffentlichten Studie wurde untersucht, wie der Nährstoffgehalt von Obst und Gemüse innerhalb eines Zeitraums von fünfzig Jahren zurückgegangen war. Der durchschnittliche Kalziumgehalt in Gemüse hatte sich im Vergleich zu dem vor fünfzig Jahren gemessenen Gehalt um 81 Prozent verringert. Bei Gemüse wurde ein signifikanter Rückgang des Gehalts an Magnesium, Kupfer und Natrium und bei Obst des Gehalts an Magnesium, Eisen, Kupfer und Kalium festgestellt. Die größte gemessene Veränderung war der Rückgang des Kupfergehalts in dem untersuchten Gemüse, der nur noch weniger als ein Fünftel des ursprünglichen Werts betrug. Der einzige Mineralstoff, bei dem über den Zeitraum von fünfzig Jahren keine signifikante Veränderung festgestellt wurde, war Phosphor. Außerdem „stieg der Wassergehalt von Früchten signifikant, und der Gehalt an Trockensubstanz sank signifikant“, so die Studie, was bedeutet, dass die Früchte weniger Ballaststoffe und somit weniger Nährstoffe enthielten und weniger Geschmack hatten als früher.
Wissenschaftler des Bio-Communications Research Institute und des Biochemical Institute of the University of Texas verfolgten die Veränderungen der Nährstoffgehalte von 43 Gartenkulturpflanzen über den Zeitraum von 1950 bis 1999. „Als Gruppe zusammengefasst“, so der Bericht, „zeigte sich bei den 43 Gartenkulturpflanzen im Hinblick auf den Gehalt von 6 Nährstoffen (Protein, Kalzium, Phosphor, Eisen, Riboflavin und Ascorbinsäure) ein offensichtlicher statistisch signifikanter Rückgang“.
Der die Studie leitende Wissenschaftler Dr. Donald R. Davis sagte: „Wir kommen zu dem Schluss, dass die wahrscheinlichste Erklärung dafür war, dass an den kultivierten Sorten im Vergleich zu den Sorten, die vor 50 Jahren verwendet wurden, Veränderungen vorgenommen worden waren. Während dieser 50 Jahre gab es intensive Anstrengungen, Sorten zu züchten, die einen höheren Ertrag, eine stärkere Resistenz gegen Schädlinge oder eine höhere Anpassungsfähigkeit an verschiedene Klimabedingungen haben. Doch das Hauptaugenmerk gilt dem Erzielen höherer Erträge. Die Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass Kulturpflanzen, die für einen höheren Ertrag gezüchtet werden, schneller wachsen und größer werden, jedoch nicht unbedingt über die Fähigkeit verfügen, mit der gleichen, erhöhten Geschwindigkeit Nährstoffe zu bilden oder aufzunehmen.“
Warum Vielfalt so wichtig ist
Einst, so erzählen uns Wissenschaftler, bevor die Landwirtschaft erfunden wurde, aßen die Menschen Hunderte verschiedene Sorten Obst und Gemüse, die alle wild wuchsen und sich alle leicht voneinander unterschieden. Heute setzt sich die durchschnittliche Kost aus ungefähr 30 Nahrungsmitteln zusammen. Was glauben Sie, was das für einen Unterschied für unsere Gesundheit bedeutet?
„In evolutionärer Hinsicht wurde unser Körper so konzipiert, eine Vielfalt an Lebensmitteln zu verzehren“, sagt George Armelagos, Anthropologe an der Emory University. „Unsere Jäger-und-Sammler-Vorfahren aßen eine breite Vielfalt ganzer, vollwertiger Nahrungsmittel, oft schon allein aus dem Grund, nicht immer das Gleiche zu essen. Obwohl es so scheint, als ob unser modernes Lebensmittelversorgungssystem eine breite Vielfalt an Produkten zur Verfügung stellt, setzt sich unsere Kost heutzutage in Wahrheit vor allem aus Nahrungsmitteln zusammen, die sehr viele Maisprodukte und raffinierten Zucker enthalten.“
Dr. Michael Greger zufolge, dem Arzt, der hinter der Webseite nutritionfacts.org steht, haben prähistorische Menschen wahrscheinlich ungefähr 10.000 mg Kalium am Tag aufgenommen, ausschließlich in Form von Früchten und Gemüse. Heute nehmen offiziellen Daten der US-Regierung zufolge weniger als 2 Prozent von uns die empfohlene tägliche Mindestdosis von 4.700 mg zu sich, also weniger als die Hälfte dessen, was die Menschen früher aufgenommen haben. Und das ist nur ein Nährstoff, auch wenn Kalium ein ziemlich wichtiger