Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956179754
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      "Er lud mich zu einem Drink ein. Normalerweise gehe ich auf so etwas nie ein, aber da war irgendetwas an ihm, das mich sofort angezogen hat. Ich weiß auch nicht... Warren sagte, er sei neu in New York und hätte noch keine Wohnung. Er übernachtete in einem Hotel am Broadway. Ich weiß den Namen nicht mehr. Wir trafen uns öfter, gingen zusammen aus und..."

      "...schließlich landete er hier bei Ihnen", vollendete ich.

      "Ja."

      Ihre Stimme klang tonlos.

      Tiefes Entsetzen stand in ihrem Gesicht.

      "Sie haben nicht gewusst, dass er ein Berufskiller war?"

      "Ich kann das noch immer nicht begreifen", flüsterte sie. "Mir gegenüber war er der zärtlichste Mensch, den man sich denken kann."

      "Haben Sie eine Ahnung, für wen er gearbeitet haben könnte?", fragte ich.

      "Nein." Sie schüttelte energisch den Kopf.

      "Haben Sie mal mitgekriegt, mit wem er sich getroffen oder mit wem er telefoniert hat?"

      "Nein, tut mir leid."

      "Hat er jemals von Ihrem Apparat aus telefoniert?"

      "Ja, natürlich! Mister Trevellian, wir haben hier zusammen gelebt!"

      Ich nickte, wechselte einen kurzen Blick mit Milo. Diese junge Frau war ziemlich am Ende. "Wir werden uns eine Liste der von Ihrem Anschluss aus angenommenen Gespräche geben lassen, Milo."

      "Ja, vielleicht sind wir dann schlauer", antwortete Milo. Er wandte sich an Doretta Tomlin. "Hat Warren Anderson noch Sachen hier?"

      "Einen Handkoffer. Mehr hatte er nicht bei sich."

      Es klingelte an der Tür.

      Doretta Tomlin erhob sich, schien zur Tür gehen zu wollen. Doch sie machte nur einen Schritt, zögerte dann.

      Angst leuchtete in ihren Augen. Pure Angst.

      Sie hat uns nicht die volle Wahrheit gesagt!, wurde es mir in dieser Sekunde schlagartig klar.

      Einen Augenblick sagte niemand ein Wort.

      "Erwarten Sie Besuch?", fragte ich an Doretta Tomlin gewandt.

      Sie schüttelte den Kopf.

      "Nein..."

      Es klingelte ein zweites Mal.

      Milo und ich zogen unsere SIGs.

      Ich wollte Doretta gerade anweisen, sich aus dem eventuellen Schussfeld zu begeben, als die Tür mit einem wuchtigen Tritt geöffnet wurde. Doretta Tomlin hatte die Kette nicht wieder vorgehängt, nachdem wir eingetreten waren. Warum auch. In Anwesenheit von zwei G-men sollte man sich eigentlich sicher fühlen.

      Die Tür flog zur Seite.

      Ein breitschultriger Kerl mit Baseball-Kappe stand in der Tür. Mit beiden Händen hielt er eine Automatik mit aufgesetztem Schalldämpfer und Laserzielerfassung.

      Der rote Strahl des konzentrierten Laserlichts tanzte durch die Luft.

      Etwa zwei Meter hinter ihm auf dem Flur sah ich einen zweiten Mann. Er hatte einen dunklen Teint. Ein schwarzer Vollbart bedeckte den Großteil seines Gesichts.

      Der Mann mit der Baseballkappe feuerte ohne auch nur eine Sekunde zögern.

      Ich warf mich zur Seite, riss Doretta dabei mit mir zu Boden. Milo warf sich auch hin, suchte hinter einem Sessel Deckung.

      Es machte mehrmals hintereinander "Plop!".

      Die Projektile bohrten sich in den Teppichboden, in die Lederpolster, in die Wand. Eine Fensterscheibe zersplitterte.

      Ich rollte mich herum, riss die SIG hoch und schoss.

      Der Kerl mit der Baseballkappe schrie auf, taumelte rückwärts. Ich hatte ihn am Oberkörper erwischt. Das Projektil hatte seine Windjacke aufgerissen, sodass das graue Kevlar der Splitterweste sichtbar wurde, die er darunter trug.

      Er stolperte rückwärts in den Flur.

      Sein Komplize feuerte mit seiner ebenfalls schallgedämpften Waffe ins Apartment hinein. Wahllos ballerte er drauflos.

      Milo tauchte aus seiner Deckung hervor, feuerte zurück.

      Die beiden Kerle waren jedoch schon im Flur verschwunden.

      Ich rappelte mich auf, war innerhalb einer Sekunde wieder auf den Beinen und rannte vorwärts. Mit der SIG in der Faust stürmte ich bis zur Tür, wollte mich hinaus auf den Flur tasten.

      Sofort zog ich mich wieder zurück, als Schüsse in meine Richtung hagelten.

      Ich wartete ab, bis der Geschossregen abgeebbt war, stürmte mit der SIG im Anschlag in den Flur, bereit sofort zu feuern.

      Aber die beiden Männer waren bereits verschwunden.

      Auf der linken Seite befanden sich die Aufzüge.

      Einer davon war aktiv.

      Auf dem Weg nach unten, wie eine entsprechende Leuchtanzeige deutlich machte. Ich rannte los, sah mich nach dem Sicherungskasten um, um durch einen Stromausfall die Liftkabine stoppen zu können. Aber ich sah, dass es bereits zu spät war.

      Die Leuchtanzeige des Lifts ließ keinen Zweifel daran.

      Die Aufzugskabine erreichte gerade das Erdgeschoss.

      "Verdammt!", schimpfte ich.

      Ich rannte in Richtung Treppenhaus.

      Schilder für den Notfall wiesen darauf hin.

      Am Ende des Korridors befand sich eine Tür. Sie war abgeschlossen. Ein Schuss mit meiner SIG öffnete sie.

      Mit einem Tritt stieß ich sie auf. Dahinter befand sich das Treppenhaus.

      Mir war im Grunde klar, dass ich keine Chance hatte, die beiden Kerle noch zu erwischen. Aber mein Inneres weigerte sich einfach, so schnell aufzugeben.

      Mit raumgreifenden Schritten schnellte ich die Treppe hinab, erreichte einen Absatz.

      Ein Fenster zur Straßenseite befand sich dort. Ich blickte hinaus und erkannte die Baseballmütze wieder.

      Die beiden Kerle stiegen in einen metallicfarbenen Chevrolet. Augenblicke später brausten sie los, als ob der Teufel persönlich hinter ihnen her gewesen wäre.

      Mit quietschenden Reifen fädelte der Chevy sich brutal in den Verkehr ein. Ein Lieferwagen bremste und verhinderte um Haaresbreite einen Unfall.

      Ich merkte mir das Nummernschild des Chevys, griff noch im selben Moment zum Handy, um mit unserer Zentrale Kontakt aufzunehmen.

      "Hier Trevellian! Eine Autokennzeichen-Abfrage!", stieß ich etwas atemlos hervor. "Außerdem brauchen wir die Spurensicherung in der 72. Straße, Haus Nummer 423..."

      10

      "Die sind uns erst einmal entwischt!", sagte ich, als ich in Dorettas Wohnung zurückkehrte. Die Autokennzeichen-Abfrage hatte nichts gebracht. Die Nummer war falsch. Diese Kerle waren also richtig profihaft vorgegangen.

      Milo