Seewölfe - Piraten der Weltmeere 13. John Curtis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: John Curtis
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954391516
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sind, Senor Capitan, dann will ich mit den Kerlen nichts zu tun haben. Im Gegenteil, ich werde zusehen, wenn sie aufgeknüpft werden. Jawohl, baumeln sollen sie!“

      Der Capitan gab den Soldaten einen Wink. Sie ließen den Wirt los und stürmten zusammen mit dem Capitan und Burton die Treppe hoch.

      Hasard atmete auf. Er hatte zwar keine Ahnung, wie es weitergehen sollte, aber eins war sonnenklar, der Wirt wollte ihnen helfen.

      Alles starrte zur Treppe hinüber, den drei Spaniern und Burton nach, die mit gezogenen Degen und schußbereiten Musketen die Stufen hinaufstürzten.

      Plötzlich zischte neben Hasard und Ben Brighton eine Stimme: „Durch den Hinterausgang, Senores, schnell! Niemand schlägt Pedro Overo Hernandes ungestraft! Beeilen Sie sich, Senores, ich muß da sein, wenn diese Bastarde zurückkehren.“

      Hasard und Ben Brighton liefen geduckt hinter dem Wirt her. Die Treppe, der Pfeiler und ein Teil der Theke verschafften ihnen Deckung. Sie gelangten in einen flurähnlichen Gang und passierten eine dicke Holztür. Dann standen sie plötzlich im Hinterhof der Kneipe, nachdem sie noch ein paar Stufen hinaufgestürmt waren.

      Hasard drehte sich um. Impulsiv drückte er dem Wirt fünf Golddublonen in die Hand.

      „Du bist ein Ehrenmann und ein Freund, Pedro Overo Hernandes“, sagte er. Er sah gerade noch, wie der Wirt verschwand. Er verneigte sich, dann schloß sich die schwere Bohlentür, und ein Riegel wurde vorgelegt.

      Der Seewolf grinste.

      „Diesmal hat Burton sich verrechnet – er hat einmal zuviel zugeschlagen!“

      Oben, dort, wo ihre Kammer lag, zersplitterte in diesem Augenblick die Tür des Zimmers, das sie noch nicht einmal einen halben Tag bewohnt hatten, unter den Kolbenhieben der Soldaten.

      Durch Stapel von Kisten, Brettern, durch Gerümpel und leere Flaschen hasteten der Seewolf und Ben Brighton zu der Umfassungsmauer, die den Hinterhof abschloß. Hasard erreichte sie als erster. Er, sprang, packte die Mauerkrone und zog sich blitzschnell hinauf. Er überzeugte sich nur noch, daß Ben es ebenfalls im ersten Anlauf schaffte, dann ließ er sich von der Mauer einfach in die dahinterliegende Gasse fallen.

      „Weg, Ben!“ keuchte er. „Die werden gleich merken, daß die Vögel ausgeflogen sind. Dann werden sie das ganze Viertel durchkämmen. Wir müssen die Stadt so schnell wie möglich verlassen, wir dürfen nicht warten, bis sie die Tore schließen!“

      Ben Brighton nickte nur kurz. Durch die Calle de Adriano eilten sie davon. Die Dunkelheit schützte sie. Hinter ihnen ragte drohend und wuchtig die Silhouette des Torre del Oro in den Nachthimmel. Irgendwo marschierte ein Trupp spanischer Soldaten durch eine der Gassen. Laut durchdrangen die Schritte ihrer Stiefel die Stille der Nacht, Kommandos erschallten. Die beiden Engländer drückten sich in eine pechrabenschwarze Tornische und verharrten dort regungslos.

      Isaac Henry Burton stampfte mit dem Fuß auf.

      „Sie sind uns entwischt!“ schrie er mit sich überschlagender Stimme. „Dieser verfluchte Seewolf ist uns entwischt!“ Seine feisten, fleischigen Wangen wabbelten bei jedem Wort, sein Gesicht war hochrot angelaufen.

      Er trat auf einen der Soldaten zu und stieß ihn vor die Brust, daß der Soldat etliche Schritte zurückgeworfen wurde.

      „Was steht ihr Idioten da und haltet Maulaffen feil? Bringt mir den Wirt, dieser Kerl steckt mit den Mördern unter einer Decke. Holt den Kerl – und wenn er nicht redet, dann wird er gefoltert, bis er alle Teufel der Hölle heulen hört!“

      Der spanische Capitan hatte das unbeherrschte Gebrüll Burtons mit steigendem Mißbehagen verfolgt. Was bildete sich dieser Engländer, den er aus tiefstem Herzen verachtete, weil er sein Vaterland verriet, eigentlich ein? Zwar ahnte der Capitan, daß dieser Mann über gefährliche Verbindungen verfügen mußte, aber er wußte nichts Genaues. Trotzdem paßte es dem Capitan ganz und gar nicht, daß dieser Mann nun auch noch begann, seine Soldaten herumzukommandieren.

      Er sah, daß der eine seiner Soldaten sich anschickte, in die Kneipe zu gehen, um den Wirt herbeizuholen. Das war der Moment, in dem er eingriff, weil sein Stolz ihm verbot, dem Treiben Burtons noch länger untätig zuzusehen.

      „Halt!“ kommandierte er. Dann drehte er sich zu Burton herum und sah ihn aus seinen dunklen Augen an.

      „Senor, ich gebe meinen Soldaten hier die Befehle. Nur ich ganz allein. Ich möchte Sie bitten, sich künftig nicht in meine Angelegenheiten zu mischen, oder ich müßte geeignete Maßnahmen ergreifen, um das zu verhindern.“

      Burton glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Seine wäßrigen, blaßblauen Augen verengten sich.

      „Capitan – Sie wagen es, mir zu drohen?“ fragte er und trat einen Schritt auf den Spanier zu. Burton neigte zum Jähzorn, zur Gewalttätigkeit, und auch jetzt überwältigte ihn die Wut. „Ausgerechnet Sie, der Sie zwei gefährliche Feinde Spaniens durch Ihre Unfähigkeit entwischen ließen, Sie wagen es, sich meinen Anordnungen zu widersetzen?“ brüllte er. „Sie wollen Ihre Soldaten, die mir zugeteilt wurden, um diese beiden Mörder zu fangen, gegen mich aufwiegeln?“ Burton ballte die Hände, und es sah aus, als wolle er sich jeden Moment auf den Spanier stürzen.

      Der Capitan wich einen Schritt zurück. Mit einer raschen Bewegung zog er seinen Degen. Im nächsten Moment spürte Burton die scharfe Spitze auf seinem Leib – und im plötzlichen Entsetzen über diese Wandlung quiekte er wie ein Schwein.

      Der Capitan sah ihn aus starren Augen an und beobachtete ungerührt, wie Burton plötzlich alle Farbe verlor und sein Gesicht aschgrau wurde.

      „Noch eine Beleidigung, Senor, dann werde ich meine Ehre so zu verteidigen wissen, wie es einem Offizier der spanischen Krone und Ihrer Katholischen Majestät ansteht. Nehmen Sie sich in acht, Senor!“

      Er zog seinen Degen zurück und ließ ihn wieder in das Wehrgehänge an seiner Hüfte gleiten. Dann wandte er sich an seine Soldaten.

      „Holt den Wirt! Beeilt euch!“

      Die beiden Soldaten polterten die Treppe hinunter. Minuten später brachten sie den heftig protestierenden Wirt. Sie schleppten ihn mehr, als daß er ging.

      „Senor Capitan – ich protestiere. Ihre beiden Soldaten schleppten mich aus meiner Kneipe. Wer ersetzt mir den Schaden, he? Was glauben Sie, Senor Capitan, was diese Bande von Halunken und Halsabschneidern dort unten tun wird, während ich hier oben mit Ihnen rede? Sie werden mich berauben, sie werden meine Kasse aufbrechen, sie werden …“

      „Ruhe!“ donnerte der Capitan. Dann wandte er sich an einen der Soldaten. „Runter mit dir. Du paßt auf, daß dort unten alles seine Richtigkeit hat, verstanden?“

      Der Soldat sauste los.

      „Und jetzt zu Ihnen, Senor“, fuhr der Capitan ungerührt fort. „Wer waren die beiden Männer, die diese Kammer hier gemietet hatten?“

      Der Wirt kniff die Augen zusammen, dann hob er die Schultern.

      „Sie bezahlten bar, Senor Capitan. Für eine Woche im voraus. Das passiert nicht alle Tage. Ich hatte deshalb auch keinerlei Grund, überflüssige Fragen zu stellen.“

      Burton fuhr herum wie eine Natter.

      „Da haben Sie es, Capitan!“ schrie er. „Für eine Woche im voraus. Woher sollten diese Halunken, diese Säufer und Nichtstuer, die da unten die Kneipe mit ihrem Geschrei erfüllen, soviel Geld haben, um für eine Woche im voraus zu zahlen? Sie würden, selbst wenn sie das Geld hätten, lieber die letzten Peseten versaufen oder verhuren. Aber dieser Killigrew, ausgeschickt von Francis Drake, der hat natürlich Mittel genug, um für eine Woche im voraus zu bezahlen.“

      Der Wirt erkannte die Gefahr, die ihm plötzlich drohte.

      „Senor Capitan – dieser Mann da redet als Fremder, er kennt unser Land nicht. Er kennt nicht den Stolz, den selbst der Ärmste der Armen in unserem Land in seiner Brust trägt. Er beleidigt uns alle, ich brauche mich von diesem Mann nicht beleidigen zu lassen. Sogar geschlagen hat er mich vorhin – madre de dios,