Wenn sie nicht so hinreißend wäre, könnte mich ihr Zögern beleidigen, als sie hörte, dass ich eine Frau bin.
Aber sie fährt fort: «Das passt vielleicht besser zu mir. Wenn Sie nichts dagegen haben, dass ich das sage. Ich gebe es nicht gern zu, aber meine Lage ist ziemlich peinlich, verstehen Sie?»
Myriam zuckt mit den Achseln. «Es sind peinliche Zwangslagen, die die Menschen dazu bringen, zu mir zu kommen. Nehmen Sie Platz.»
Sie setzt sich vorsichtig hin und achtet auf die Falten ihrer üppigen Garderobe. Myriam ist es peinlich, dass sie ihren hochklassigen Arsch in dem schäbigen Bürostuhl parken muss.
«Einen Drink?»
«Bitte», antwortet sie. Myriam füllt ein Kristallglas mit Single Malt und schiebt es über den Schreibtisch zu ihr. Sie dankt ihr mit einem Nicken und nimmt einen kleinen Schluck.
«Nun, was kann ich für Sie tun, Frau ...?»
«Moretti. Noemi Moretti!» Sie atmet tief durch. Nimmt das Getränk mit zitternder Hand. Sie ist definitiv aufgewühlt und verunsichert. Als sie ihr Glas wieder auf den Schreibtisch stellt, greift Myriam hinüber und legt ihre Hand auf die schöne Hand von Frau Moretti. Ihre Augen, zwei große Untertassen, die in rauchige Wimperntusche gehüllt sind, treffen auf Myriams
«Sie sind hier in Sicherheit, Frau Moretti. Jetzt bitte, sagen Sie mir, was Sie zu mir führt.»
«Wo soll ich anfangen?» Sie überlegt einen Moment. «Ich bin so etwas wie eine behütete Frau. Teure Kleidung, gutes Essen. Alles, was mein Herz begehrt. Alles, außer Freiheit.» Ihr leichter italienischer Akzent hört sich echt süß an. Sie legt eine kleine Pause ein.
«Ich bin eine Trophäenfrau. Gepflegt und für alle sichtbar. Ich bin mit jemandem verheiratet, der in der Unterwelt mächtig ist. Ich glaube, das ist mein Schicksal. Ich habe einfach nicht gedacht, dass es so sein würde. Mein Vater war Nero Vespucci.»
Dieser Name erregte Myriams Aufmerksamkeit. «Nero Vespucci», murmelte sie.
«Der große Boss des größten Verbrechersyndikats aus Sizilien. Bis …», Noemi zögert kurz. «Bis er kaltblütig erschossen wurde, als er sich zwischen die vier Familien setzte. Ein Akt des Verrats, der mit Brutus konkurriert, der seinen Dolch in Caesars Rücken stieß.»
Myriam fischt eine Zigarette aus der zerknitterten Cellophanpackung auf ihrem Schreibtisch. Sie bietet ihrer Besucherin eine an, sie winkt ab. Noemi fährt fort. «Kommt Ihnen der Name Antonia Moretti bekannt vor?»
Myriam zuckt wieder die Achseln und atmet eine Rauchwolke aus.
«Ist das Ihre Schwiegermutter?»
«Nein, meine Frau, ich lebe in einer lesbischen Partnerschaft», antwortet Noemi leise. «Meine Frau ist die Matriarchin des Moretti Clans. Und seit sie den blutigen Coup arrangiert hat, der die Vespuccis von der Landkarte gestrichen und das Leben meines Vaters ausgelöscht hat, ist sie de facto die Anführerin der Vier Familien.»
Myriam kratzt sich am Kopf und fragt: «Also, diese Frau zerstört das Erbe Ihrer Familie und tötet Ihren Vater, dann wechseln Sie das Lager und heiraten sie?»
Noemi beißt sich auf die Lippe und zupft abwesend an ihrem Halsband. Als sie merkt, was sie tut, zieht sie ihre Hand weg.
«Wie ich schon sagte, bin ich eine Trophäe. Die Familie Moretti hat in Hamburg angefangen, Ware zu schmuggeln. Später haben sie sich einen Besitz in Berlin zugelegt und sie betreiben das Schmuggelgeschäft im großen Stil. Nach außen hin sind sie eine hoch angesehene Familie, mit vielen einflussreichen Freunden, sowohl in der Politik, als auch in der Industrie. Sie unterhalten auch einige Obst- und Gemüseläden, ein paar Pizzerien und einen exklusiven Nachtclub. Dort wird das Geld gewaschen. Illegale Waren wie Rauschgift, Elfenbein, Waffen und vieles mehr. Und sie üben Voodoo Zauber aus. Sie kennen sich mit richtiger Magie aus. Sie werden denken, ich bin verrückt, Frau Sanders. Aber ich schwöre: die Morettis praktizieren Voodoo. Ich weiß es.»
Myriam zieht eine Augenbraue hoch.
«Voodoo? Wie bei den Hexendoktoren? Ich habe davon gehört, es aber nie ernst genommen. Ich dachte, alles Schwindel, um andere Menschen zu dominieren.»
«Sie finden es sicher töricht», erwidert Noemi resigniert, «das würde ich auch. Aber ich habe es in Aktion gesehen. Ich bin jeden Tag ein Opfer davon.»
«Ein Opfer von Voodoo?», fragt Myriam. «Antonia Moretti hat Sie in einen Liebeszauber verwickelt?»
Noemi legt ihre Hand an ihren Nacken und strafft ihre Schultern. «Nachdem sie meinen Vater vor meinen Augen getötet hatte, verschonte Antonia mein Leben. Aber nur, weil ich zugestimmt hatte, dieses Halsband zu tragen. Wenn ich damals gewusst hätte, was ich jetzt weiß, hätte ich den Tod gewählt. Dieser Kragen kontrolliert meinen Verstand. Oder zumindest Teile davon. Meine Wünsche. Meine Liebe. Es bringt mich dazu, Antonia zu lieben, trotz allem, was sie getan hat. Es macht mir Lust auf sie. Vor allem das Verlangen, ihr zu gefallen, obwohl sie mich in der Öffentlichkeit demütigt und mich in ihrem privaten Club ausbeutet. Ich erinnere mich laufend daran, wozu sie fähig ist. Was erwartet jemanden, der es wagt, sie herauszufordern? Nur der richtige Schlüssel kann das Schloss öffnen.»
Myriam drückt ihre Zigarette aus und atmet mit einem Seufzer aus. «Vielleicht ist es besser, mit einem Priester zu sprechen.»
«Das kann ich nicht!», antwortet Noemi. «Es gibt keinen Kampf gegen diese Magie. Ich habe schon so oft versucht, dieses Band loszuwerden, aber dadurch wird es immer enger. Meine einzige Hoffnung ist, das Halsband mit dem Schlüssel zu entfernen.»
«Wenn Sie das Halsband abnehmen wollen, Süße, ich habe hier ein Taschenmesser. Ich werde es gleich durchschneiden.»
«Wie ich schon sagte, das geht nicht. Wenn Sie versuchen, es durchzuschneiden, werde ich erwürgt und wer weiß, was dann mit Ihnen passiert? Der Kragen kann nicht manipuliert werden. Ich bin ohne den Schlüssel Antonias Gnade ausgeliefert. Und diesen Schlüssel versteckt sie gut vor mir. Er hat magische Kräfte und nur mit diesem Schlüssel kann man dieses Halsband öffnen. Der Schlüsselbesitzer hat alle Macht über den Träger des Halsbandes.»
«Ich würde gerne helfen, aber ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich hier tun soll, Frau Moretti», antwortet Myriam. Sie steht auf und umrundet ihren Schreibtisch, setzt sich auf seine Kante, nah genug an Noemi, um einen Hauch ihres Duftes zu erhaschen. Flieder.
«Wenn Sie nicht die Trophäenfrau der Königin von Berlin sein wollen, warum verlassen Sie dann nicht die Stadt?»
Noemi blickt zu Myriam auf und mustert sie mit großen Augen.
«Sie haben keine Ahnung, zu welchen Dingen diese Familie fähig ist. Und es ist die grausame Natur dieses Fluches, Frau Sanders. Mir bleibt genug von meinem früheren Ich, um die Macht zu erkennen, die sie über mich hat. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich darf mich in der Stadt frei bewegen, weil sie weiß, dass ich, wie ein gut ausgebildetes Haustier, zu ihr zurückkehren werde. Wissen Sie, dass ich nicht mal lesbisch bin? Ich wurde nie von anderen Frauen angezogen, bevor sie mich in diesen Kragen gesteckt hat. Jetzt ist meine Gier nach dem weiblichen Körper unersättlich. Ich kann nicht anders, als Sex mit vielen verschiedenen Frauen zu haben. Zum Vergnügen und um mich ihnen zu unterwerfen. Ich werde ehrlich zu Ihnen sein, Frau Sanders. Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen, wenn ich eine attraktive Frau vor mir sehe. Nur ein Gedanke beherrscht mich: Ich möchte jetzt unbedingt Ihre Muschi lecken.»
Sie legt ihre Hand auf Myriams Oberschenkel und reibt sie schmerzhaft langsam. Myriam presst die Lippen zusammen. Die Wärme ihrer Hand auf dem Oberschenkel fühlt sich gut an. Ihre Fingerspitzen bewegen sich gerade weit genug, um sie anzumachen. Ihr innerer Oberschenkel prickelt vor Vorfreude. Myriam hält ihre Hand fest, das geht zu weit! Mit flehenden Augen wird Myriam angesehen.
«Frau Moretti, Sie sind verheiratet. Außerdem habe ich das Gefühl, dass Sie gerade nicht wissen, was Sie tun.»
«Bitte, ich will es unbedingt. Ich bin verflucht, jede Frau zu befriedigen,