Meine Wasserkur. Sebastian Kneipp Kneipp. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sebastian Kneipp Kneipp
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783849660390
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folgen.

      Wörishofen, am 14. August 1891.

      Der Verfasser.

       Aus dem Vorwort zur fünfzigsten Auflage.

      Die „Wasserkur“ hat jetzt bereits die fünfzigste Auflage erlebt und möchte gern ein Jubiläum feiern und allen Menschen, besonders den Kranken zurufen: „Lernet das Wasser und seine Anwendungen und Wirkungen recht kennen, und es wird euch Hilfe bringen, wo Hilfe noch möglich ist!“

      Was mich betrifft, so kann ich mich nur freuen und wünsche von Herzen, daß fernerhin alle Kranken Linderung und Hilfe bekommen. Ich wünsche besonders, daß die Fachmänner der Medizin das Wasser, diese Gabe des Schöpfers, recht anzuwenden sich beeifern und diesem Stiefkinde ein Plätzlein im Hause und Heilmittelschätze gönnen möchten.

      Der fünfzigsten Auflage gebe ich den Auftrag: Nehme dich der Kranken an, daß sie gesund werden! Sei gut Freund den Gesunden, daß sie nicht erkranken! Und weil ich als Priester täglich das heilige Opfer darbringe, so sollen alle diejenigen im heiligen Opfer eingeschlossen sein, welche nach Wörishofen kommen, und auch diejenigen, welche die Kur zu Hause gebrauchen wollen, damit sie den Segen des Himmels zur Genesung erlangen.

      Wörishofen, am Lichtmeßtage 1894.

      Der Verfasser.

       Vorwort zur sechzigsten Auflage.

      Eine brave Familie hatte einen recht gut erzogenen Sohn, der zu den besten Hoffnungen berechtigte und sich auch für seinen Stand und Beruf ziemlich gut ausgebildet hatte. Eines Tages bat er seinen Vater, er möge ihm erlauben, eine große Reise durch die ganze Welt zu machen, und versprach ihm, nach Verlauf von neun Jahren bestimmt wieder zu kommen und alle Erlebnisse zu erzählen, die er mitgemacht habe. Nach dieser Zeit wolle er wieder bei seinen Eltern zu Hause bleiben und sich stets bemühen, ein treuer und guter Sohn zu sein. Die guten Eltern ließen ihren Sohn sehr ungerne fort; denn sie fürchteten, es möchte ihm schlimm ergehen, und er möchte unter schlechte Gesellschaft geraten, wodurch er verdorben werden könnte. Endlich reiste der Sohn, nachdem er noch zuvor den elterlichen Segen erbeten und auch erhalten hatte, ab. Er hatte nur das Beste im Auge und bewahrte sein den Eltern gegebenes Versprechen treu und gewissenhaft. Genau nach neun Jahren kam er wieder nach Hause, und zwar als derselbe gute und brave Sohn, als welcher er das elterliche Haus verlassen hatte. Und wer mit ihm zusammentraf, wollte so gut wie die Eltern selbst seine Lebensschicksale gerne hören.

      Dieses Bild paßt gar nicht übel auf „Meine Wasserkur“, die ich vor neun Jahren in der edelsten und besten Absicht auch in die Welt hinausgeschickt habe, damit die Menschen in ihren vielen Mühseligkeiten und Leiden Linderung und Hilfe bekommen und zugleich lernen sollten, wie man zu leben habe, um gesund, berufsfähig und ausdauernd zu bleiben und ein hohes Alter zu erreichen. Die überaus günstige Aufnahme und ungemein rasche Verbreitung meiner „Wasserkur“ gehört sicher zu den Seltenheiten, und es wird nicht leicht ein Buch gefunden werden können, das in so kurzer Zeit 59 Auflagen erlebt hat und nun in sechzigster Auflage erscheint. Nicht minder auffallend und überraschend ist es, wie sich das ehedem so einfache Wörishofen während dieser Jahre so bedeutend verändert hat. Wer Wörishofen in den früheren Jahren gesehen hat und es jetzt sieht, der wird es fast nicht mehr erkennen. Je mehr meine Bücher in allen Ländern verbreitet wurden, um so mehr kamen und kommen noch von allen Himmelsgegenden die Kranken herbei, und dadurch wurde ich gezwungen, obwohl ich es gar nicht im Sinne hatte, eine Wasserheilanstalt zu errichten, damit die Kranken in der „Heimat der Wasserkur“ Trost und Hilfe bekommen könnten. So wenig ich selbst anfangs zur Errichtung einer derartigen Anstalt geneigt war, geradeso sträubte sich auch Wörishofen lange Zeit dagegen; nur das gute Verhältnis zwischen mir und meinen Pfarrangehörigen konnte dies endlich zustande bringen.

      Nach neun Jahren kam der Sohn wieder nach Hause und erzählte seine Lebensschicksale. So könnte auch „Meine Wasserkur“ nach diesen neun Jahren manches Schicksal erzählen. Sie ist wohl in den meisten Häusern gut aufgenommen worden, wenn sie auch von manchem mit Unwillen in einen Winkel geworfen wurde. Es wird ihr ergangen sein, wie es allen Unternehmungen ergeht; das Gute wird nicht selten angegriffen, und würde es nicht angegriffen, so wäre es auch nicht gut. So ging es auch mit der „Wasserkur“ und ihrem Verfasser.

      Nun geht die sechzigste Auflage in die große Welt hinaus. Möge sie eine höhere Macht führen und ein höherer Beistand ihr immer folgen, wo immer sie angewendet wird!

      Ich selbst werde mit dem Buche im Geiste herumwandern in die einzelnen Gegenden und nicht versäumen, den Lenker aller Schicksale anzurufen, er möge allen zuteil werden lassen, was für ihr zeitliches und ewiges Heil nützlich ist.

      Wörishofen, den 15. März 1896.

      Der Verfasser.

      Einleitung.

K

      Kein Blatt am Baume ist dem andern absolut oder vollkommen gleich, viel weniger ein Menschenschicksal dem andern. Könnte ein jeder vor seinem Sterben sein Leben schreiben, es wären so viele verschiedene Lebensbilder als Menschen selbst. Verworren sind die Wege, die in deinem Leben kreuz und quer sich durcheinander verschlingen, — zuweilen gleich einem unentwirrbaren Knäuel, bei dem die Fäden ohne Plan und Zweck ungeordnet aufeinander liegen. So scheint es oftmals, in der Tat jedoch ist es niemals so. Das Licht des Glaubens wirft seinen erhellenden Strahl in das wirre Dunkel und zeigt, wie all die verschlungenen Pfade weisen Zwecken dienen und sämtliche auf ein vom allweisen Schöpfer von Anfang an geplantes und gestecktes Ziel hinführen. Wunderbar sind die Wege der Vorsehung.

      Wenn ich von der Hochwarte des Alters aus die zurückgelegten Lebensjahre überblicke und die Verschlingungen meiner Wege sehe, so schlängeln diese einigemal scheinbar am Rande des Abgrundes; zuletzt aber münden und führen sie gegen alle Hoffnung auf die Sonnenhöhe des Berufes, und ich habe allen Grund, das liebevolle und weise Walten der Vorsehung zu preisen, umsomehr, als die nach menschlichem Dünken schlimmen und zum Tode führenden Pfade mir und unzähligen anderen den neuen Lebensquell zeigten.

      Ich war über 21 Jahre alt, als ich mit dem Wanderbuche in der Tasche die Heimat verließ. Das Wanderbüchlein charakterisierte mich als Webergesellen, doch seit meiner Kindheit Tagen stand es auf den Blättern des Herzens anders geschrieben. Mit namenlosem Weh und sehnsüchtiger Ausschau nach Verwirklichung meines Ideals hatte ich auf diesen Abschied lange, lange Jahre gewartet, ich wollte Priester werden. So ging ich, nicht wie man wünschte und hoffte, das Weberschifflein weiter zu rudern, sondern ich eilte von Ort zu Ort und suchte, ob ich niemanden fände, der mir zum Studium behilflich wäre. Da nahm sich der nun verewigte Prälat Matthias Merkle († 1881), der damals Kaplan in Grönenbach war, meiner an, gab mir zwei Jahre hindurch Privatunterricht und bereitete mich mit so unermüdetem Eifer vor, daß ich schon nach diesen zwei Jahren ins Gymnasium aufgenommen werden konnte. Die Arbeit war keine leichte und allem Anscheine nach eine vergebliche. Nach 5 Jahren der größten Entbehrung und Anstrengung war ich körperlich und geistig gebrochen. Der Vater holte mich einst aus der Stadt, und noch klingen mir die Worte des Wirtes in den Ohren, bei dem wir rasteten. „Weber,“ sagte er, „dieses Mal holt Ihr den Studenten zum letztenmal.“ Der Wirt war nicht der einzige, der so sprach; mit ihm teilten andere dieselbe Ansicht. Ein damals berühmter Militärarzt galt als großer Menschenfreund und als hochherziger Helfer armer Kranker. Im vorletzten Jahre meiner Gymnasialzeit besuchte er mich 90 mal, im letzten Jahre wohl über 100 mal. So gerne hätte er mir geholfen; aber das fortschreitende Siechtum siegte über seine ärztlichen Kenntnisse und seine stets opferbereite Nächstenliebe. Ich selbst hatte längst alle Hoffnung aufgegeben und sah mit stiller Ergebung meinem Ende entgegen.

      Zur Unterhaltung und Zerstreuung blätterte ich gerne in Büchern. Der Zufall — ich bediene mich dieses gebräuchlichen, aber vagen, d. i. nichtssagenden Wortes; denn es gibt gar keinen Zufall — spielte mir ein unscheinbares Büchlein in die Hand; ich öffnete es; es handelte von der Wasserheilkunde. Ich blätterte hin und blätterte her; da stand Unglaubliches. Am Ende, so blitzte ein Gedanke in mir auf, findest du gar deinen selbsteigenen