Der Zukunftscode. Theresa Cheung. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Theresa Cheung
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783955503086
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Superstürme hinweisen. Sie sind die Vorhut einer Vielzahl verwandter Wolken, von denen jede herausfordernder ist als die vorherige. Dazu gehören Genies, Savants (Menschen mit Inselbegabungen), Nahtoderfahrungen, Medialität, Channelling, Reinkarnationen, übersinnliche Phänomene und mystische Erfahrungen. Niemand zweifelt an der Existenz von Genies und Savants unter uns, schlüssige Erklärungen für die Fähigkeiten solcher Menschen jedoch haben wir nicht, und die Interpretationen der anderen häufig berichteten Effekte gelten als höchst umstritten, weil sie nicht durch physische Konzepte erklärt werden können.

      Wenn der Materialismus nicht funktioniert, um Qualia und Quanten zu erklären, was dann? Bei der Entwicklung neuer Erklärungsmodelle ist es wichtig, darauf zu achten, dass wir bisher nützliche Ideen nicht unbesehen über Bord werfen, ohne etwas noch Besseres zu haben, das an ihre Stelle treten könnte. Tatsächlich befürchten nicht wenige Wissenschaftler, ein neues Paradigma könnte auftauchen und sie zwingen, die Lehrbücher zu entsorgen, auf die sie sich so lange verlassen (oder die sie selbst verfasst) haben. Wenig verwunderlich regt sich starker Widerstand dagegen, den Wissensfundus, auf dem die eigene Karriere und Weltanschauung basiert, ad acta zu legen. Mit anderen Worten: Wir brauchen einen Erklärungsrahmen, der diese Angst lindert oder zumindest doch nicht noch weiter schürt. Wir brauchen einen Ansatz, um über die Realität nachzudenken, der alle mit dem Bewusstsein verbundenen Anomalien, einschließlich der Präkognition, zulässt und sogar voraussagt. Glücklicherweise gibt es einen solchen Ansatz, und zwar einen, der nur eine Anpassung unserer bestehenden Annahmen erfordert. Dazu müssen wir das Bewusstsein, das bislang als bloßer Nebeneffekt der Gehirnaktivität gilt, als grundlegend betrachten – in der Tat grundlegender als die physische Welt selbst. Philosophen diskutieren diese Idee seit Jahrtausenden – man nennt sie »Idealismus«.

      Lassen Sie mich anhand eines kleinen Gedankenspiels veranschaulichen, warum diese relativ einfache Gewichtsverschiebung in der Weltsicht mit dem bestehenden wissenschaftlichen Paradigma vereinbar ist: Stellen Sie sich unsere akademischen Disziplinen als horizontale Schichten innerhalb einer Pyramide angeordnet vor. Die unterste Schicht der Pyramide wäre dann gemäß der Lehre des Materialismus die physische Welt. Über dieser Schicht befindet sich die Chemie. Darüber folgen die Biologie, dann die Neurowissenschaften und schließlich, an der Spitze, die Psychologie. Dem Materialismus zufolge entsteht irgendwo in der oberen Ebene dieser Pyramide irgendwie ein bewusster Teil des Bewusstseins, ebenso wie die Biologie aus der Chemie und die Chemie aus der Physik hervorgehen. Kernelemente innerhalb jeder Schicht der Wissenspyramide durchdringen alle darüberliegenden Schichten. Elektronen sind zum Beispiel Schlüsselbegriffe in der Physik, aber sie existieren auch in vielen neuen Formen in der Chemie, der Biologie, den Neurowissenschaften und so weiter. Basierend auf diesem Pyramidenmodell ist es schwer vorstellbar, wie man etwas so Flüchtiges wie das Bewusstsein – das ganz oben und konzeptionell weit von der Physik entfernt auf der Wissenspyramide ruht – durch Raum und Zeit wahrnehmen kann.

      Hier muss darauf hingewiesen werden, dass die Quantenphysik, die ganz unten in der physikalischen Schicht lokalisiert ist, Verbindungen und Ereignisse außerhalb von Raum und Zeit ermöglichen würde, die meisten zeitgenössischen Neurowissenschaftler jedoch die tiefe Physik nicht als relevant für das Verständnis der Funktionsweise des Gehirns betrachten. Mit der Weiterentwicklung der Quantenbiologie werden vielleicht Beweise für ein »Quantenhirn« gefunden, und das könnte eine winzige Tür zu der Idee öffnen, dass das Bewusstsein jenseits von Raum und Zeit funktioniert. Aber selbst das Konzept eines Quantenhirns weist immer noch ein großes Problem auf: Es kann Qualia – sprich, das subjektive Bewusstsein – nicht erklären. Aus diesem Grund freunden sich immer mehr Wissenschaftler und Gelehrte mit der Idee an, dass das sich selbst bewusste Bewusstsein eine grundlegende Eigenschaft des Gefüges der Realität ist. Es entsteht nicht aus den tiefer liegenden Schichten. Es ist einfach.

      In diesem Sinne sollten wir unsere Wissenspyramide überarbeiten und eine neue untere Ebene hinzufügen. Nennen wir sie »Bewusstsein«. Diese neue Schicht kann man sich als eine primordiale Protosubstanz vorstellen, die der Physik vorausgeht – soll heißen, sie transzendiert –, einschließlich der Vorstellungen von Raum, Zeit, Energie und Materie. Die gesamte Physik, die wir heute kennen, einschließlich der Quantenphysik, geht aus diesem Grundbewusstsein hervor, womit die gesamte Erklärungskraft des Materialismus für alle darüberliegenden Ebenen intakt bleibt. Außerdem, so wie Elektronen alle Schichten über der der Physik durchdringen, wird nun offenbar, dass auch das Bewusstsein alle über ihm liegenden Ebenen durchdringt, einschließlich der des Gehirns. Mit anderen Worten: Innerhalb dieses Modells erschafft nicht die Materie den Geist, sondern der Geist (oder allgemeiner das Bewusstsein) die Materie.

      Und weil das Bewusstsein, das wir betrachten, vor Raum und Zeit entsteht, sind Genies, Savants und übersinnliche Phänomene plötzlich keine seltsamen Anomalien mehr. Vielmehr beginnen sie, Sinn zu machen, denn all diese außergewöhnlichen Formen des Bewusstseins haben eine Gemeinsamkeit – sie scheinen nicht an die alltäglichen Grenzen von Raum und Zeit gebunden zu sein.

      Wann genau die traditionelle Wissenschaft das Bewusstsein als einen grundlegenden Aspekt der Realität annehmen wird, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen. Aber dass es so kommen wird, erscheint zunehmend sicher. Und wer weiß, vielleicht können Sie ja, nachdem Sie dieses erhellende Buch gelesen haben, mit Ihrer Fähigkeit zur Vorahnung in die Zukunft blicken und den Tag benennen, an dem sich alles ändert.

      28. März 2018

       www.deanradin.org

TEIL 1

      KAPITEL 1

      UNS SELBST VORAUS

       »Und so weit ein Menschenauge spähend

      in die Zukunft dringt,

      taucht’ ich unter in die dunkle,

       sah die Wunder, die sie bringt.«

      ALFRED LORD TENNYSON

       »Veränderung ist das Gesetz des Lebens. Diejenigen, die nur auf die Vergangenheit oder Gegenwart blicken, werden die Zukunft verpassen.«

      JOHN F. KENNEDY

      Stellen Sie sich vor, es ist das Jahr 2035, und Sie möchten sich ein neues Auto zulegen. Nach der Probefahrt – natürlich läuft es mit einem alternativen Kraftstoff, bei dessen Verbrennung nur ein Nebenprodukt anfällt: Wasser – treffen Sie sich mit Ihrer Positive-Precog-Verkaufsberaterin. Sie müssen ein paar Minuten warten, denn sie ist noch nicht ganz fertig mit ihrer Meditationsstunde. Während Sie da sitzen, betrachten Sie die Auszeichnungen an der Wand ihres Büros. »Beste Precog-Bewertung von Verkehrsmustern 2021«, »Positive Precog-Coach des Jahres 2028 und 2034«, »Die meisten vermiedenen Airbag-Rückrufe, Region Western-Canadifornia 2033«, »Positive Precog-Ruhmeshalle 2019 bis 2035«. Sie sind aufgeregt, aber vor allem nervös. Sie hoffen sehr darauf, dass die Beraterin Ihnen grünes Licht für dieses Auto gibt. Der Wagen gefällt Ihnen, er fährt sich wie ein Traum, und der mobile holografische Teleporter hat die höchste Auflösung, die Sie je gesehen haben. Sie können es kaum erwarten, darin Partys mit sämtlichen Prominenten des Landes, ob nun tot oder lebendig, zu feiern. Gleichzeitig wissen Sie, falls sie sagt, dass Sie in dem Auto ums Leben kommen werden, können Sie sich Ihren Traum abschminken. Der Hersteller wird Ihnen das Auto nicht verkaufen, denn das wäre schlecht für die Zahlen. Sie warten und klopfen mit Ihren bionischen Zeigefingern sachte auf den Pfosten der Hängematte, in der Ihre Beraterin sanft hin- und herschwingt.

      Sie hören eine Glocke läuten, und schon steht die Beraterin vor Ihnen, frisch aus der Hängematte gesprungen. Sie wirkt ein wenig verschlafen, aber freundlich.

      »Oh, Sie sind es. Hi! Ja, das Auto ist in Ordnung. Ich habe es heute Morgen unter der Dusche gesehen. Sie werden Spaß haben und damit viel herumkommen. Sie können also loslegen. Aber denken Sie daran: Natürlich kann ich nicht mit Sicherheit sagen, dass Sie hundertprozentig unfallfrei bleiben, aber ich habe zumindest keine größeren Unfälle gesehen, falls Sie das beruhigt. Den Papierkram