Operation Terra 2.0. Andrea Ross. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andrea Ross
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783967525335
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Wann genau ist denn dein bedeutungsschwerer Termin mit Alanna?«

      »Schon in 7 KIN. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«

      »Verstanden! Ich werde gerne sehen, was ich für dich tun kann. Gehst du heute als Erster zur Piste zurück, oder soll ich den Anfang machen?«

      »Ich bleibe lieber noch einen Augenblick ruhig hier sitzen, hänge die Füße ins Wasser. Geh ruhig, mein Freund, und lasse besser niemanden sehen, aus welcher Richtung du kommst.«

      Als Arden seinen Mitverschwörer verließ, war er deutlich nervöser als sonst. Er war im Besitz eines Geheimnisses, welches nicht für seine Ohren bestimmt gewesen war. Das versetzte ihn in die missliche Lage, seine Bestürzung sorgsam verbergen zu müssen.

      Was war da Unheimliches im Gange? Er würde seinerseits im Zentrum künftig etwas mehr Aufmerksamkeit an den Tag legen müssen, damit ihn die Ereignisse nicht überrollten. Genau wie Solaras. Wer konnte schon wissen, ob die Sektion Geschichte nicht ebenfalls in das mysteriöse Unterfangen involviert sein würde?

      *

      Nachdenklich trottete Arden durch ein lichtes Waldstück mit Nadelgehölzen, sorgsam darauf achtend, dass er möglichst wenig vom Bodenbewuchs aus Bärlappgewächsen zertrampelte. Man hatte ihn Achtsamkeit gegenüber allen Lebewesen gelehrt und hierzu zählte auch die reichhaltige Flora seiner Heimat.

      Das schwülwarme Klima ließ ihm stetig Schweißtropfen aus den Haaren rinnen – wobei er sich nicht ganz sicher war, ob er nicht hauptsächlich wegen der Mitteilungen von Solaras ins Schwitzen gekommen war. Noch immer hoffte er, sein Freund hätte etwas nur falsch verstanden oder in einen verkehrten Zusammenhang gebracht.

      Konnte es denn tatsächlich im Bereich des Möglichen liegen, dass das Leben auf diesem wunderbaren Planeten in Gefahr schwebte? Hätte man die Bevölkerung in einem solchen Fall nicht längst informieren müssen, um drohendem Chaos von vorneherein entgegen zu wirken?

      Arden sah sich um. Alles wirkte friedlich und geordnet. Nur wenige Pisten durchzogen in dieser Region das Land; sie waren durchwegs aus einem federleichten und doch sehr stabilen Material gefertigt, welches Magnetströme leitete. Diese wiederum sorgten dafür, dass die leisen, emissionsfreien Fahrzeuge mit einem immer gleichen Sicherheitsabstand in gemächlicher Geschwindigkeit zum Ziel gelangten. Bodenunebenheiten glich man mühelos aus, indem man die Pisten auf niedrigen Pfählen montierte.

      Oh ja, man hatte aus den Fehlern der Urväter gelernt! Sowohl auf dem Mars als auch auf Terra verwendete man früher fossile Brennstoffe, um rasend schnelle Fortbewegungsmittel anzutreiben. Nur, wozu die Eile? Man konnte zu Fuß gehen, oder etwas größere Distanzen mit einem der überall frei zugänglichen Magnetfahrzeuge zurücklegen; diese sehr umweltfreundlichen Transportmittel fassten jeweils vier Personen und verfügten über einen Stauraum von ausreichender Größe.

      Niemand wäre auf Tiberia der seltsamen Idee verfallen, fremde Distrikte oder gar die andere Seite des Planeten erkunden zu wollen! Einzig die Vordersten der übergeordneten Hauptsektionen mussten gelegentlich gigantische Entfernungen überbrücken, um miteinander zu konferieren oder Informationen an die Regentenfamilie zu überbringen. Dazu benutzten sie dann jedoch fliegende Raumfahrzeuge.

      Aus welchem vernünftigen Grund hätte man seinen zugeteilten Lebensund Arbeitsbereich auch verlassen sollen? Die Oberfläche Tiberias war zum Großteil von warmen Süßwassermeeren bedeckt, die an keiner Stelle so tief waren, dass man darin nicht hätte stehen und den Grund sehen können. Dichte Regenwälder und Sumpfpflanzen durchzogen diese fischreichen Gewässer wie Lebensadern. An manchen Stellen wurden die Landmassen durch hügeliges, bunt blühendes Grasland unterbrochen. Vom Weltall aus wirkte Tiberia deswegen türkisfarben bis grünlich – nicht blau wie beispielsweise Terra.

      Die ankommenden Marsianer waren einst froh, der Katastrophe auf ihrem Heimatplaneten knapp entkommen zu sein und passten sich nahtlos an diese vorgefundenen Gegebenheiten an; der Mensch fügte sich als neuer Bestandteil in die Landschaft ein, anstatt sie für seine Zwecke zu zerstören. Staunend und dankbar schworen sich die Neuankömmlinge, niemals wieder ihre eigene Existenz aufs Spiel zu setzen. Arden hatte sich wieder und wieder fasziniert mit den Aufzeichnungen der ersten Siedler befasst, denn sie wurden von seiner Sektion sorgfältig konserviert und aufbewahrt.

      Auf Tiberia musste kein einziger Baum jemals einem ehrgeizigen Bauvorhaben weichen! Man wusste um die Bedeutung eines funktionierenden Ökosystems, denn der Mensch und seine Umgebung standen schließlich in einer stetigen Wechselwirkung zueinander.

      Deswegen gab es zwei verschiedene Typen von Wohnhäusern, deren Design von klugen Köpfen dem jeweiligen Standort angepasst worden war. Auf den Wasserflächen schwammen die Plattformen und Pisten für die Fahrzeuge. Dazwischen befestigte man je nach Bedarf die Wohnhäuser für die Bevölkerung und verankerte alles sicher an der Uferlinie. Stürme oder allzu hohen Wellengang gab es auf Tiberia nicht, somit dümpelten die schwimmenden Städte nur sanft vor sich hin.

      Jedes Modul konnte innerhalb kürzester Zeit wieder entfernt oder ausgetauscht werden, ohne Spuren zu hinterlassen. Die tierischen Meeresbewohner tauchten einfach unter den menschlichen Siedlungen hindurch oder nutzten diese sogar als Schutzzone, um Eier abzulegen und ihre Jungen aufzuziehen.

      Optisch dominierten am Wasser runde oder wellenförmige Designs, wobei die Fassaden in allen nur denkbaren Blautönen schimmerten. Kein Gebäude bekam mehr als ein Stockwerk, damit die Endkonstruktion auf dem Wasser nicht zu sehr schwankte. Konnte es etwas Ansprechenderes geben?

      Manche Menschen bevorzugten es, die saftig grünen Wälder zu bewohnen. Einige Wohneinheiten waren in luftiger Höhe als Baumhäuser angebracht, andere standen auf stabilen Pfählen, die man in den Waldboden getrieben hatte. Auf diese Weise wurde weder der Bodenbewuchs zerstört, noch versiegelte man Flächen gegen das Regenwasser.

      Die Formgebung der Wohngebäude griff genau wie die Fassaden die Besonderheiten des Waldes auf: sie liefen nach oben hin schmal zu und spiegelten sämtliche Grünund Braunschattierungen wider, als hätte die Natur selbst sie sorgsam gestaltet. Man musste schon zweimal hinsehen, um sie zwischen den Bäumen zu entdecken.

      Allein das Grasland war anderen Zwecken vorbehalten. Hier standen die verschiedenartigen Nutzbauten der vier Sektionen, streng voneinander abgegrenzt und nur von Angehörigen der eigenen Sektion erreichbar.

      Diese Beschränkung stellte die einzige Restriktion für die Bevölkerung dar – alle anderen Flächen des Planeten durften von jedermann frei betreten werden, denn das Land war nicht in private Parzellen aufgeteilt. Alles gehörte jedem und niemandem, kein Zaun oder Wall grenzte bestimmte Gebiete ein.

      Im Grasland befanden sich auch der riesige Raumbahnhof und die Fertigungsanlagen für Häuser, Fahrbahnen und die vielfältig nutzbare Magnettechnik. Ansprechend gestaltete Wettkampfstätten, Bibliotheken, Hologramm-Kinos, Wasserparks und Freilichttheater sorgten dafür, dass Körper und Geist ausreichend Erholung fanden.

      Landwirte und einfache Handwerker hatten hier im Grasland traditionell nichts zu suchen. Ihnen waren bestimmte Gebiete zugeteilt, in denen sie ihre Felder bestellen und den jeweiligen Handwerken nachgehen konnten. Sie blieben meistens unter sich, nur alle 14 KIN suchten einige dieser einfachen Menschen die umliegenden Siedlungen auf, um ihre Produkte zu liefern. Ihnen war bewusst, dass sie im Austausch dafür Schutz, technische Errungenschaften und Fortschritt erwarten durften.

      Die Angehörigen der Sektion Landwirtschaft und Versorgung verfügten weder über eine höhere Schulbildung, noch stand ihnen ein Mitspracherecht bei grundsätzlichen Entscheidungen zu. Jeder wurde seinen Neigungen und Talenten gemäß eingesetzt, denn schon in der Jugend zeigte sich, welches Geschick der Einzelne besaß.

      Warum hätte man die Bauern und Handwerker auch darüber hinaus ausbilden sollen? Sobald die breite Bevölkerung auf die Idee gekommen war, im Wege einer Demokratie an der Regierung teilhaben zu wollen, war damals auf dem Mars alles schief gegangen. Von Terra ganz zu schweigen!

      Nur sehr wenige Menschen konnten verantwortungsvoll mit Macht umgehen, oder eigneten sich als Entscheidungsträger. Sie mussten sorgfältig ausgewählt und auf ihre schwere Aufgabe schon von frühester Kindheit an