Fantasy. Martin Hein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martin Hein
Издательство: Bookwire
Серия: Musiker-Biografie
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783708105260
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Fragen spontan richtig beantworten. Weshalb ich dann aber drei Mal sitzengeblieben bin? Ganz einfach: Ich war unterfordert im Unterricht. Mir war es immer total langweilig. Ich hatte immer das Gefühl, ich wisse schon alles. Okay, es gab Ausnahmen. Rechnen konnte ich nicht so gut, muss ich ehrlich sagen. Physik hat mich nicht interessiert. Geschichte hat mich als Fach auch nicht so sehr gefesselt. Und Erdkunde schon mal gar nicht. Ich dachte mir: „Fredi, das, was du brauchst, kannst du schon: Du kannst gut auf Deutsch schreiben, du kannst gut auf Deutsch lesen, du kannst sehr gut Englisch, und du kannst Kroatisch – und du kannst Musik machen und bist eigentlich kein Dummer. Was willst du dann noch in der Schule?“

      Möglicherweise hätte ich auf die Realschule gehört. Ich besaß aber nicht die Eltern, die dahinterstanden und mich gefördert hätten. Mein Vater war tot. Meine Mutter hatte viel zu tun. Ich hatte eigentlich keinen, der sich um mich kümmerte, mit Ausnahme meiner Cousine und meines Cousins: Ivanka und Walter. Sie waren die Kinder meiner Tante Anica und meines Onkels Johann; er war der zweite Bruder meines Vaters. Ich mochte sie und war als Kind oft bei ihnen zu Besuch. Meistens sonntags. Sie hatten nämlich so ein tolles Familienleben. Jeden Sonntag pünktlich um 12 Uhr gab es Mittagessen, und ich liebte diese festen Rituale, die ich von zu Hause nicht gewohnt war. Ich durfte mitessen und fühlte mich aufgenommen, und um 3 Uhr ging’s dann zur kroatischen Messe in die Kirche. Der Sonntag bei Onkel Johann und Tante Anica war für mich immer ein geregelter Tag, und ich freute mich schon während der ganzen Woche darauf, weil sie sich um mich sorgten, Fragen stellten und mir das Gefühl gaben, ernstgenommen zu werden.

      Mein Cousin Walter und meine Cousine Ivanka haben mir viel beigebracht. Die waren so ganz anders als mein Bruder und ich. Sie waren schon viel reifer. Gut, sie waren bereits ein paar Jahre älter und hatten es in ihren Berufen schon zu etwas gebracht. In dieser Familie lernte ich beispielsweise, vernünftig mit Messer und Gabel zu essen, dass man sich sonntags zusammen hinsetzt und zu Mittag isst, dass eine Familie auch mal gemeinsam etwas bespricht und bequatscht. Sie haben sich auch oft nach der Schule mit mir hingesetzt und Hausaufgaben gemacht oder für die nächste Klassenarbeit gelernt. Sie haben mir beigebracht, zwischendurch mal ein Buch zu lesen, eines, das gerade aktuell war und auf das man Lust hatte. Und dass man auch mal andere Filme guckt als Action-Kracher, Filme, die bilden, dass man auch eine gewisse Kultur besitzen muss. Ihnen habe ich wirklich viel zu verdanken.

      Da ich ja nun schon wieder sitzengeblieben war, bekam ich also bald die dritte neue Klassenlehrerin, sie hieß Frau Daube, und ich mochte sie sehr. Sie war die erste Lehrerin, die sich wirklich um mich kümmerte. Sie machte sich Sorgen wegen mir, hat sich mit mir hingesetzt, um mich ins Gebet zu nehmen, und manchmal hat sie vor lauter Verzweiflung, weil ich einfach nicht hören wollte, sogar geweint. Das fand ich sehr traurig. Sie hat nämlich um mich geweint, weil sie mich sehr mochte. Und ich weinte in dem Moment dann auch, weil ich das Gefühl hatte, in der Schule wirklich mal vom Lehrer angenommen und geliebt zu werden.

      Ich hätte alles für sie getan. Aus tiefstem Herzen versprach ich ihr: „Frau Daube, ich strenge mich ab sofort an im Unterricht! Ich möchte nicht, dass Sie wegen mir weinen müssen. Ich mag Sie doch so sehr. Sie sind so lieb zu mir.“ Der Vorsatz, mich endlich zu bessern, war bei mir auch wirklich da – aber ich habe es nicht durchgehalten. Leider. Meine Musik war mir einfach wichtiger als die Schule.

      Ich stand oft bis spät in der Nacht auf der Bühne und kam morgens dann natürlich nicht aus dem Bett. Erst schwänzte ich einen Tag, dann einen zweiten, und nach dem dritten Fehltag dachte ich mir, jetzt sei es wohl auch schon egal und außerdem ganz schön peinlich, wenn ich da ohne schriftliche Entschuldigung wieder hingehen müsste. Nach fünf Tagen musste ich mir allerdings definitiv etwas einfallen lassen.

      Als ich in der folgenden Woche im Unterricht auftauchte, sagte Frau Daube: „Das geht so nicht weiter! Du kannst doch nicht immer schwänzen.“ In der Pause hat sie mich dann wieder zur Seite genommen und meinte: „Mensch, Fredi, du bist so ein intelligenter Junge. Aus dir könnte so viel werden.“ Sie sprach immer so ein klein bisschen nuschelnd wie die Schauspielerin Inge Meysel. Es tat mir weh, sie so leiden zu sehen, deshalb war ich traurig. Aber so richtig gebessert habe ich mich dann doch nicht. Ein wahres Wunder, dass ich tatsächlich sieben Klassen lang – okay, es waren zehn Schuljahre, da ich ja drei Mal sitzengeblieben bin – durchgehalten habe.

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