Pink Floyd. Mark Blake. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Blake
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854456063
Скачать книгу
im Roundhouse – eine ehemalige Drehstation für Züge und Gin-Destillerie nahe der U-Bahn-Station Chalk Farm – gefeiert wurde. Hoppy und Miles verlangten zehn Shilling an der Tür und den Konzertbesuchern wurden Zuckerwürfel mit auf den Weg gegeben, die vielleicht oder vielleicht auch nicht mit LSD versetzt waren. (Tatsächlich enthielt keiner der Würfel LSD.) Drinnen, inmitten der verfallenen Ruine der vormaligen Destillerie, fanden sich 2000 Konzertbesucher ein, manche von ihnen tatsächlich auf LSD, während andere dies bloß von sich dachten. Sie alle trafen staunend auf die Minirock tragende Schauspielerin Monica Vitti, Marianne Faithful in bodenlangem Nonnengewand, Paul McCartney und Jane Asher, die als Araber verkleidet waren, sowie „trendige Leute, Beatniks, Saubermänner, Zuckerpüppchen und Höhlenmänner in Goldlamé“, wie das Magazin New Society später berichtete. The Pink Floyd Sound waren als Headliner gebucht und The Soft Machine, eine experimentell angehauchte Jazz-Rock-Formation, die an jenem Abend das Geräusch eines aufheulenden Motorradmotors in ihre Performance einbaute, fungierte als Vorgruppe. Vor Pink Floyds Auftritt kam es noch zu einem Unfall, bei dem Syd und Roadie Pip Carter angeblich eine ein Meter achtzig hohe Installation aus Götterspeise zerstörten – entweder indem sie den Van rückwärts in das Kunstwerk steuerten oder indem sie ein Holzbrett herauszogen, das die Konstruktion aufrechterhalten hatte.

      „Ich erinnere mich an die Götterspeise“, lacht Jeff Dexter, der damals DJ in einem Londoner Club war. „Der Gig im Roundhouse war das erste Mal, dass ich The Pink Floyd sah. Ich war nicht übermäßig von ihrem Auftritt beeindruckt, aber ihre Leute waren der Hammer. Ich war fasziniert von ihrer kleinen Entourage – hauptsächlich Mädchen, die Syd umschwirrten.“

      Die Floyds, in ihre besten Satin-Hemden gewandet und ausstaffiert mit Seidenschals, „tröteten und heulten und zwitscherten“, während ihre rudimentäre Lightshow und die Bildprojektionen das Ambiente um sie herum in psychedelische Farben tunkten.

      „Ihre Musik war fast ausschließlich ein sehr lauter, psychedelischer Jam, der kaum einmal in irgendeiner Weise zur Intro-Musik passte, egal, ob das nun ‚Road Runner‘ oder ein anderer R&B-Klassiker war“, schrieb Miles im Jahr 2004. „Nach ungefähr 30 Minuten hörten sie auf, sahen sich kurz an – und spielten weiter, ziemlich genau von da, wo sie sich selbst unterbrochen hatten, nur dass sie zuerst noch ein neues Intro einspielen ließen.“

      Ich denke, es war unser großes Glück, dass wir es nicht auf die Reihe bekamen, Covers zu spielen“, gibt Roger Waters zu. „So waren wir gezwungen, uns unsere eigene Ausrichtung und Herangehensweise zu überlegen.“ Richard Wright ergänzte: „Um die Gitarre und das Keyboard herum wurde alles etwas improvisierter. Roger fing auch an, den Bass wie ein Lead-Instrument einzusetzen.“

      Es war egal, welche musikalischen Mängel die Gruppe hatte, Peter Jenner war begeistert vom Auftritt im Roundhouse. „Es herrschte ein so tolles Feeling an diesem Abend“, erinnert er sich. „Wir waren mit vielen Gleichgesinnten in Kontakt getreten – mit anderen Bands, anderen Leuten. Es war so in der Art von: ‚Wow, hier gehören wir hin.‘“ Wie Jenner selbst zugibt, wollten er und Andrew King die „gediegene“ Presse hofieren. Für sie ging es darum zu zeigen, dass „dies eine kulturelle Sache war, nicht nur Popmusik“.

      Eine Woche später wurden The Pink Floyd (das „Sound“ wurde von nun an auf Peter Jenners Anregung hin weggelassen) zum ersten Mal in der landesweiten Presse erwähnt und zwar im Rahmen einer überraschend wohlwollenden Konzertkritik der Sunday Times. Darin kam auch Roger Waters zu Wort, der für das Review interviewt worden war. Er fabulierte von „genossenschaftlicher Anarchie“ und bezeichnete die Musik der Band als „eine vollkommene Umsetzung psychedelischer Anliegen“, eine Äußerung, die er später als „ganz offenkundig ironisch gemeint“ zurückwies. „Genossenschaftliche Anarchie“ beiseite, die Floyds und ihr neues Management waren sich trotz allem der Bedeutung eines guten Vertragsabschlusses bewusst.

      Am Ende des Monats unterzeichneten Jenner und King einen Vertrag mit den vier Bandmitgliedern und gründeten die Firma Blackhill Enterprises. (Der Name stammte von einem Cottage, das Kings Familie in den Brecon Beacons besaßen.) Barrett, Waters, Wright und Mason gaben ihr Studium auf. Obwohl sich Bob Klose erinnert: „Syd fiel die Entscheidung, die Kunst-Uni zu verlassen, alles andere als leicht. Es bereitete ihm vielmehr große Qualen.“ Es war nicht das erste Mal, dass sein engeres Umfeld sich wunderte, warum dieser begabte Künstler der Musik den Vorzug geben wollte: „Ich fand es immer schon unglaublich, dass Syd und Roger von ihren Müttern erlaubt wurde, die Kunstschule und das Architekturstudium abzubrechen“, erzählt Libby Gausden. „Vor allem Mary Waters erstaunte mich. Schließlich stand Roger davor, Architekt zu werden.“

      Der erste Firmensitz von Blackhill Enterprises war die Wohnung von Jenner in der Edbrooke Road 4, Notting Hill, und June Child von der Wohnung darunter wurde als Telefonistin engagiert. Jenner und King erhielten nun auch einen genaueren Einblick in die Persönlichkeiten ihrer neuen Schützlinge. „Mitunter fühlte es sich so an, als hätten wir es mit Syd und den drei Typen, mit denen er eben spielte, zu tun“, gesteht King. „Man könnte aber auch sagen, dass Nick und Rick anfangs reine Mitläufer waren und Roger insgeheim auf der Lauer lag.“

      „Syd war ein attraktiver Kerl und der Sänger der Gruppe, weshalb er immer im Fokus stand“, erklärt Jenner. „Syd war der kreative Kopf und anfangs noch sehr umgänglich und pflegeleicht. Aber auch Rick war sehr hübsch, also war da nicht nur Syd. Rick mochte ich sehr. Er war höflich. Es war ein klassisches Management-Szenario: Er verursachte keinerlei Schwierigkeiten, weshalb man ihn gar nicht richtig wahrnahm. Den Leuten, um die man sich mehr kümmern musste, schenkte man einfach mehr Beachtung. Es war leicht, mit Nick klarzukommen. Er war derjenige, der mit allen anderen stets eine Gesprächsbasis hatte. Allerdings war er Rogers Kumpel, weshalb er sich immer mit ihm verbündete, wenn über irgendetwas abgestimmt wurde. Roger verkörperte die Organisation. Er war derjenige, an den man sich wandte, wenn man irgendwelche praktischen Angelegenheiten klären musste. Er stellte viele Fragen und wollte immer genau wissen, was gerade vor sich ging.“

      „Roger organisierte alles“, erinnert sich Libby Gausden. „Jahre später, als ich hörte, dass er um die Namensrechte von Pink Floyd kämpfte, dachte ich: ‚Verdammt noch mal, und wie dir das zusteht.‘“

      Barrett und Waters hatten beide noch in Cambridge damit begonnen, Songs zu schreiben. Einer von Syds frühesten Versuchen, „Let’s Roll Another One“, sollte später den Titel „Candy and a Currant Bun“ erhalten – um Vorwürfe bezüglich einer drogenfreundlichen Botschaft zu vermeiden – und auf der B-Seite der ersten Single der Band erscheinen. Waters’ Debüt als Songwriter war das bis dato niemals aufgenommene „Walk With Me, Sydney“, ein schmalziges Duett, das ursprünglich Barrett und Juliette Gale hätten singen sollen. Ab November 1966 sollte das Repertoire schließlich solche Barrett-Kompositionen wie „Matilda Mother“ und „Astronomy Domine“ sowie etwa „Take Up Thy Stethoscope and Walk“ umfassen. „Alle waren dazu angehalten, Songs beizusteuern“, erzählt Jenner. „Aber es war Syd, der mit den großartigen Sachen herausrückte.“

      Der Herbst 1966 markierte für Barrett nicht nur eine überaus kreative Zeit, sondern auch eine Phase persönlicher Zufriedenheit, die im krassen Kontrast zu den Wirren stand, die in den kommenden Monaten folgen sollten. Er hatte inzwischen ein Zimmer in einem schmalen, dreistöckigen Haus, Earlham Street 2, in der Nähe des Cambridge Circus in London bezogen. Das Haus, das, einem Besucher von damals zufolge, „eine typische Hippie-Bude mit violetter Eingangstür und psychedelischen Wandmalereien“ war, ist inzwischen längst renoviert worden und im Erdgeschoss befindet sich heute ein Zeitungshändler. Es war die erste von mehreren Nachfolgewohnungen zur Clarendon Street 27, jener Kifferhöhle in Cambridge, in der er ein paar Jahre zuvor gewohnt hatte. Der Hauptmieter des Gebäudes war der mittlerweile verstorbene Jean-Simone Kaminsky, der aus der französischen Armee ausgebüchst war, dank eines mitfühlenden britischen Abgeordneten zuerst Zuflucht in Cambridge gefunden und Tür an Tür mit Matthew Scurfield gewohnt hatte.

      Kaminsky zog schließlich nach London und mietete sich in der Earlham Street 2 ein. Obwohl er einen Job bei der BBC hatte, stellte er nebenbei auf Druckerpressen in seiner Wohnung sogenannte „intellektuelle Sexbücher“ her. Später, als eine der Pressen Feuer fing, musste das Gebäude geräumt werden. Nachdem die Feuerwehrleute den Flammen Einhalt