Pink Floyd. Mark Blake. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Blake
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854456063
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mit Absicht verwischt werden.

      „Mittendrin wurde ich zum Vordereingang gerufen, da Robert Shelton, der Kritiker der New York Times, in Anzug und mit Krawatte um den Hals aufgekreuzt war“, erinnert sich Stollman an eines der frühen Happenings. „Wir bestanden eben darauf, dass sich jeder so bizarr wie möglich zu kleiden hätte – auch wenn dafür bloß ein Stoffhandtuch aus deinem Ohr baumeln musste. Da Robert als Entdecker von Bob Dylan berühmt war, erklärte ich sein Kostüm zum Besten überhaupt und ließ ihn herein.“

      Seit damals wird weithin berichtet, dass The Pink Floyd Sound bei den beiden ersten Happenings im Marquee, sowohl am 30. Januar als auch am 27. Februar, auf der Bühne standen. Jedoch behaupten andere Augenzeugen, dass die Gruppe erst beim dritten Event, also am 13. März, ihr Debüt im Marquee gab. „Ich hätte The Pink Floyd Sound nicht von The Green Floyd Sound unterscheiden können“, gibt Stollman bereitwillig zu. „Ich hatte keine Ahnung, wer sie waren, aber irgendjemand schlug sie mir vor.“

      „Ich kannte Steve Stollman“, erklärt Nigel Lesmoir-Gordon. „Er war auf der Suche nach experimenteller Musik und niemand sonst wollte bei diesen Sessions am Sonntagnachmittag auftreten. So kamen sie schließlich auf Pink Floyd.“ Stollman hält jedoch daran fest, dass der Auftritt der Band mitgeschnitten wurde. „Ich erinnere mich, dort einen Typen namens Ian Somerville gesehen zu haben, der ein Freund von William Burroughs war. Er saß die ganze Zeit mit Kopfhörern da. Niemand weiß, was aus dieser Aufnahme geworden ist.“

      Das Set der Band bestand aus Blues-Standards und Eigenkompositionen und wurde außerdem durch Barretts abstraktes Gitarrenspiel und ausgedehnte Instrumental-Jams bereichert. Es bot aber vor allem die ideale musikalische Untermalung für den Anlass. „Guter Sound, gute Gedichte, ein wundervoller Event“, meint Stollman. „Ich schwöre, dass Pink Floyd annähernd drei Stunden lang spielten. Niemand wollte sie daran hindern, da es so gut zu dem passte, was damals gerade angesagt war.“

      „Pink Floyds Musik war neu, aber nicht komplett inkompatibel mit dem, was sich andernorts abspielte“, ergänzt Hoppy. „Wir hörten alle Avantgarde-Jazz und meine damalige Freundin hatte mir Tapes von The Velvet Underground aus New York mitgebracht. John Cage hatte 1964 oder 1965 schon ein Konzert im Saville Theatre gespielt und im musikalischen Bewusstsein der Leute einen Eindruck hinterlassen. Pink Floyd waren anders, aber sie passten zu alldem gut dazu.“

      Weitere sonntägliche Happenings sollten folgen, etwa mit David Jones – er würde schon bald als David Bowie für Furore sorgen. Auch er war beeindruckt von „dieser seltsamen Präsenz mitsamt weiß geschminktem Gesicht und schwarzem Eyeliner, die vor dieser Band sang“. Aber Stoll­mans Interesse daran, solche Happenings zu veranstalten, verebbte, als das Management des Marquees vorschlug, während seiner Veranstaltungen eine Bar zu öffnen. „Ich war der Ansicht, dass Schlägereien ausbrechen würden“, lacht er. „Eine Menge Leute waren stoned, weshalb ich der Meinung war, dass kein Alkohol ausgeschenkt werden sollte, während all dies vor sich ging. Also verlor ich das Interesse.“ Stollman sollte später das Land verlassen müssen, nachdem sein Name im Zusammenhang mit einer von der BBC gesponserten Dokumentation über LSD in einem Yellow-Press-Artikel genannt worden war: „Plötzlich war ich auf der Titelseite, mit einem schwarzen Balken über den Augen. Was für ein Skandal!“

      Für Pink Floyd hatte sich jedoch inzwischen bereits eine überaus wichtige Connection ergeben. An einem Sonntag im Juni begab sich Peter Jenner, der es leid war, Prüfungen zu korrigieren, auf den Weg ins Marquee. „Ich wusste, wer Steve Stollman war und ich glaube, dass ich eine Werbeanzeige für diese Sache im Melody Maker gesehen hatte“, erinnert er sich. Nachdem er beobachtet hatte, wie sich zahlreiche Leute mit Götterspeise vollschleimten, wurde Peter zum ersten Mal mit The Pink Floyd Sound konfrontiert: „Sie spielten in erster Linie Blues-Nummern, aber anstelle von heulenden Gitarren-Solos, bei denen sich der Gitarrist ins Hohlkreuz zurücklehnte, wie das eben üblich war, spielten sie diese kosmischen Sachen. Es waren nicht wirklich die Blues-Songs, die interessant waren, nein, es war die Art, wie sie sie spielten, die mein Interesse weckte. Ich glaube, dass das, was Syd versuchte, seine Art war, markant zu wirken und die Lücken zu füllen, wo üblicherweise ein jaulendes Solo wie bei Clapton oder Peter Green zu hören gewesen wäre. Ich war jedenfalls sehr fasziniert.“ Peter wurde von etwas angetrieben, das viel profaner war als die Musik. „Ich hatte mir die Zahlen von DNA genauer angesehen und wusste, dass die Firma nicht überleben würde, wenn wir nicht mehr Platten verkauften. Wir brauchten also eine Popband.“

      Im Jahr davor hatte Peter sogar The Velvet Underground angesprochen, nachdem er ihre Aufnahmen von Hoppy gehört hatte. Allerdings musste er zur Kenntnis nehmen, dass die Band bereits Pop-Art-Künstler Andy Warhol mit der Aufgabe, sie zu managen, betraut hatte. Nachdem ihm nun aufgefallen war, dass Pink Floyd ohne Management dastanden, wagte Jenner einen Vorstoß. „Ich holte mir ihre Nummer von Steve Stollman. Dann begab ich mich nach Highgate, wo sie bei Mike Leonard lebten. Ich kannte Mike nicht, weshalb ich nicht wusste, was es damit auf sich hatte. Allerdings hörte sich dieses Arrangement ziemlich künstlerisch und so an – und das machte auch einen Teil ihres Reizes aus. Der erste von ihnen, mit dem ich mich ernsthaft unterhielt, war Roger. Ich fragte ihn, ob sie nicht auf unserem Label sein wollten. Roger meinte, dass sie alle erst einmal bis September Ferien machen würden.“ Jenner hatte damals den Eindruck, dass sie als Gruppe „es auf eine semiprofessionelle Art sehr ernst nahmen“, ihre Zukunft aber eher vage war. „Sie hatten sich von einem Kredit einen Van und Equipment gekauft, standen aber kurz davor, sich wieder aufzulösen“, behauptete er 1972.

      Klar, ohne Konzerte in absehbarer Zukunft, dafür mit reichlich Uni-Stress und wichtigen beruflichen Entscheidungen, die getroffen werden mussten, am Hals, gab es eine Menge, über das die Bandmitglieder nachzudenken hatten, als sie für den Sommer getrennte Wege einschlugen. Mason brach als Erster auf und folgte seiner Freundin Lindy nach New York, wo sie nun für die Martha Graham Dance Company arbeitete. Dort sollte Mason die amerikanische Jazz-Szene auch abseits seiner Schallplatten erleben und gemeinsamen Konzerten von gefeierten Interpreten wie Thelonius Monk und Mose Allison beiwohnen, bevor er und Lindy sich schließlich auf den Weg an die Westküste machten. Falls Mason ernsthafte Zweifel bezüglich der Zukunft der Band plagten, so wurden sie vermutlich durch einen Artikel der Underground-Zeitschrift East Village Other zerstreut, in dem The Pink Floyd Sound Erwähnung fanden. Später erinnerte er sich: „Dadurch begriff ich, dass die Band über das Potenzial verfügte, mehr zu sein als bloß ein Vehikel für mein persönliches Amüsement.“

      Auch Juliette Gale war über den Sommer in die USA gereist, weshalb es ihrem Freund Richard Wright freistand, zu tun, was er wollte. Teile der Cambridge-Crew hatten die letzten drei Sommer in Griechenland und auf den Balearen verbracht. Sie pendelten zwischen Mykonos, Ibiza und Formentera, arbeiteten an ihrer Bräune, rauchten starkes Gras und unterhielten sich über Gott und die Welt. Richard und Juliette waren außerdem noch in Lindos auf Rhodos gewesen. Im Sommer 1966 schloss sich Wright Roger Waters zu einem weiteren Ausflug nach Griechenland an. „Da waren Nigel und ich, Russell Page, David Gale, Rick, Roger und Judy“, erinnert sich Jenny Lesmoir-Gordon. Bei Judy handelte es sich um Judy Trim, eine vormalige Schülerin der Cambridge County School for Girls und Tochter eines in Diensten der Uni stehenden Forschers. Sie und Roger waren bereits als Teenager ein Paar gewesen. „Rog, Andrew Rawlinson und ich waren alle hinter Judy her“, erinnert sich Storm Thorgerson. „Aber Rog bekam sie schlussendlich.“

      „Es war während dieses Urlaub, als Roger zum ersten Mal LSD nahm“, fährt Jenny fort. Wir fuhren in dieser alten amerikanischen Karre quer durch Europa und mitten in der Nacht ging plötzlich nichts mehr. Der Wagen fuhr nur noch rückwärts und der Mechaniker, zu dem wir ihn brachten, verwendete das Wort ‚kaputt‘. Also setzten wir uns in einen Bummelzug durch Jugoslawien und Griechenland. Schließlich fanden wir diese Villa und überließen Rog und Ju-Ju, wie sie sich damals gegenseitig nannten, das beste Zimmer. Roger bestand darauf, obwohl ich glaube, dass sie unter dem Bett einen Skorpion entdeckten. Roger war ein sehr forscher Typ, aber konnte auch recht zurückhaltend und schüchtern sein. Ich erinnere mich daran, wie ich eines Tages mit ihm allein am Strand war und er schrecklich nervös wirkte. Er war mit Judy zusammen und schien in Gegenwart anderer Frauen sehr scheu zu sein.“

      Anders als die meisten Mitglieder der Reisegesellschaft hatte Waters zuvor noch nie LSD ausprobiert.