Roland Emmerich. Jo Müller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jo Müller
Издательство: Bookwire
Серия: Film-Literatur
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854454786
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am Drehort interessierte.

      Um eine Erfahrung und eine Enttäuschung reicher, reiste sie dann zurück nach Deutschland, wo ihr Bruder sie sofort für seinen neuen Film Hollywood Monster engagierte. Ute Emmerich kümmerte sich bei diesem Projekt um die Besetzung und die Finanzen. Seither bilden die Geschwister ein unzertrennliches Team.

      Weil sich Ute Emmerich um Organisations- und Produktionsfragen kümmert, kann sich ihr Bruder voll auf seine Regiearbeit konzentrieren. Da sie ihn besser als alle anderen kennt, vermag sie auch, wenn nötig, bei Konflikten am Set eingreifen. Sie versteht es, seine Stimmung richtig einzuschätzen, emotionale Tiefdruckgebiete sofort zu erkennen und entsprechend zu reagieren, um die Situation zu entschärfen. So schaffen es die beiden am Drehort immer, eine gute Atmosphäre zu schaffen. Eine wahre Seltenheit im Kinogeschäft, dass zwei Geschwister so eng zusammenarbeiten, sich so perfekt ergänzen und so erfolgreich sind, in dem, was sie tun.

      Interview mit Ute Emmerich:

      „Wichtig ist der Spaß an der Sache“

      Sie arbeiteten für Ihren Bruder bereits, als er noch seine ersten Übungsfilme inszenierte. In Franzmann übernahmen Sie auch eine kleine Statistenrolle. Wie unterscheidet sich der damalige Regisseur Emmerich vom heutigen?

      UE: Die Franzmann-Produktion war unglaublich chaotisch. So etwas wäre heute für uns kaum noch vorstellbar, aber wir hatten damals auch überhaupt kein Geld. Es waren eben die Anfänge, Rolands erster größerer Film, dessen Bildgestaltung ich nach wie vor für exzellent halte. Schon damals spielten Flugzeuge ebenso wie Uniformen eine wichtige Rolle für ihn.

      Woher kommt sein Hang zu Uniformen?

      UE: Das weiß ich auch nicht. Er liebt es irgendwie. Ich sage immer: „Jetzt müssen wir aber mal weg von der Wüste und den Uniformen.“

      Inwiefern haben Sie am Set eines großen Hollywoodfilms wie Indpendence Day oder Godzilla direkt mit Geld zu tun?

      UE: Da gibt es schon viele Entscheidungen über das Budget zu treffen. Wir müssen stets Bescheid wissen, ob wir zu viel ausgeben und welche Kompromisse wir schließen können, um ein Problem zu lösen. In diesem Falle wird Roland mit der Situation konfrontiert. Er muss dann entscheiden, ob er den Kompromiss eingeht oder nicht, ob er die Kürzung gestattet oder auf seiner Version besteht.

      Wie waren Ihre ersten Hollywood-Erfahrungen bei Roger Corman?

      UE: Ziemlich interessant. Ich arbeitete drei Monate bei ihm und war zuständig für den Geschäftsleiter. Der ließ mich aber ständig Drehbücher kopieren und ablegen, was mir irgendwann zu langweilig wurde. Ich fragte nach, ob ich nicht etwas mehr am Set oder mit Scripts arbeiten könne. Tatsächlich durfte ich dann eine Zeitlang Drehbücher lesen. Meine Aufgabe war es, ihm eine Inhaltsangabe zu liefern und die Geschichten zu beurteilen. Schließlich wurde ich Produktions-Assistentin bei einem Film, bei dem wir immer nachts in einer Shopping-Mall drehten. Ich bekam auf jeden Fall einen guten Eindruck, wie in Hollywood Kino gemacht wird. Mir war schon bald klar, dass es dort auf die gleiche Weise zuging, wie ich es bei Roland kennengelernt hatte, an dessen Filmen ich schon während meiner Schulzeit mitarbeitete. Der einzige gravierende Unterschied, den ich zwischen der Corman-Fabrik und den Filmen meines Bruders entdeckte: Rolands Werke sind wesentlich niveauvoller. Als ich das meinem Bruder erzählte, holte er mich zurück und wir realisierten Joey. Ich arbeitete bei dieser Produktion in vielen Bereichen nach dem Motto „learning by doing“ mit.

      Sie und Ihr Bruder mögen es am Set gern familiär …

      UE: Für uns ist es wichtig, dass wir immer mit denselben Leuten zusammenarbeiten. Wir können uns auf sie verlassen und sie vertrauen uns. Wichtig ist eben einfach auch der Spaß an der Sache. Dreharbeiten sind meist ziemlich anstrengend und kompliziert und da erleichtert man sich vieles, wenn das Team einer Familie gleicht, die gemeinsam durch Dick und Dünn geht. Roland verbreitet am Set immer eine positive Stimmung. Jeder mag ihn, weil er nicht laut herumschreit, wie das in Hollywood nicht selten der Fall zu sein scheint. Wir hören von Crew-Mitgliedern oft Horrorgeschichten von cholerischen Regisseuren.

      War Ihr Bruder als kleiner Junge wirklich so ein großes zeichnerisches Talent, wie behauptet wird?

      UE: Ja, er war wirklich unglaublich talentiert. Einmal hat er die Nachbarskinder gezeichnet. Das Bild hängt heute noch bei ihren Eltern im Wohnzimmer. Auch seine Aquarelle waren wunderschön. Eigentlich war er künstlerisch schon immer begabt und außerdem sehr belesen. Es konnte sein, dass man Roland tagelang nicht zu Gesicht bekam, weil er sich in sein Zimmer zurückgezogen hatte, mit einem riesigen Stapel Bücher. Er war schon immer ein eher introvertierter Typ. Kein Außenseiter, aber doch ein bisschen anders als andere. In Mode-Dingen war er stets drei Jahre voraus. Heute ist das jedoch nicht mehr so.

      Was können Sie über die gespenstische Party zu seinem 21. Geburtstag erzählen?

      UE: Er begrub mit ihr seine Jugendzeit. Zugegeben, es war etwas seltsam und viele Gäste begriffen das nicht so richtig. Er veranstaltete eine Beerdigung im Schrebergärtchen eines Freundes, was zwar makaber wirkte, aber perfekt inszeniert war – eigentlich wie ein kleiner Film! Roland lag aufgebahrt in einem Sarg in der Scheune, alle mussten um ihn herumlaufen und ihm die letzte Ehre erweisen. Dazu gab es als akustische Untermalung klassische Musik. An dem Abend war es sehr kalt und neblig. Die Stimmung war perfekt. Ich glaube, wir sorgten sogar für künstlichen Nebel. Dann gingen alle raus, der Sarg wurde verschlossen und zu Grabe getragen. Einer seiner besten Freunde hielt eine Rede, der Sarg wurde in der Erde versenkt und die Grabstelle zugeschüttet. Einer der Besucher fragte ganz erschrocken: „Wie kommt er denn da wieder raus?“ Natürlich war Roland schon lange vorher heimlich herausgeschlüpft und feierte später auf der Party auch mit – selbstverständlich trug an diesem Abend jeder Schwarz.

      Stimmt die Geschichte, dass einer seiner beiden Brüder ihm als Kind ständig das Spielzeug zerschlug?

      UE: Das stimmt wirklich. Der Spielzeug-Terminator war sein 16 Monate älterer Bruder Andi. Mein Vater brachte den Jungs damals von Geschäftsreisen immer Spielzeug mit. Natürlich bekam jeder das gleiche Spielzeug, um Ärger zu vermeiden. Ich selbst war zu dieser Zeit noch viel zu klein für irgendwelche Spielsachen. Es lief jedenfalls immer folgendermaßen ab: Andi bekam sein Spielzeug und machte es kaputt. Danach nahm er sich die Spielsachen von Roland und Wolfgang vor …

      Haben Sie sich, als Sie noch klein waren, mit Roland auch ab und an gestritten?

      UE: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir uns überhaupt jemals richtig gestritten oder geprügelt hätten. Wenn wir Meinungsverschiedenheiten hatten, diskutierten wir darüber, aber es wurde nie ein großer Streit daraus.

      Sie sind nicht gerade ein Science-Fiction-Fan. Welche Art von Film müsste Ihr Bruder drehen, um Sie zu begeistern?

      UE: Was ich am meisten mag, sind romantische Komödien und Kino-Dramen. Roland meinte vor einiger Zeit zu mir: „Solche Filme kann ich machen, wenn ich alt bin.“ Warten wir’s also ab.

      Roland Emmerichs Lieblingsfilme:

      1. Lawrence von Arabien

      2. Blade Runner

      3. Alien

      4. Dr. Schiwago

      5. Lichter der Großstadt

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