Inhalt
Geleitwort von Matthias Platzeck
Der Ostmann ist anders und will es auch bleiben!
Ich bin ein ziemlich sozialer Mensch mit einem Faible für Gerechtigkeit
»Meine Kugel ist tausendmal schneller als ihr rennen könnt.«
FDJ* – diese drei Buchstaben gehören zu meinem Leben wie Vater und Mutter
Seit meiner Schulzeit lege ich als DJ Musik auf
Wenn wir uns streiten, streitet sie und ich höre geduldig zu
Die Seele der Demokratie ist die Liebe zum Kompromiss
Geschäft und Geld sind im Westen immer das Wichtigste
Was andere in der DDR nicht machen konnten, konnten wir machen
Heute sehe ich die Plattenbauten positiv
Das Schicksal meint es wohl nicht gut mit ostdeutschen Männern
Der Westen kriegte gute Leute, die er sehr billig einkaufen konnte
Das Arbeitsamt meinte: »Eigentlich können wir Sie nicht vermitteln!«
Ich war nie für den Westen, obwohl ich gerne Whisky trinke
Vieles am Bildungssystem der DDR hätte man bewahren sollen
3. Für den Ostmann ist Familie selbstverständlich. Obwohl er Gleichberechtigung anerkennt, ist der Familienalltag im Wesentlichen weiterhin klassisch patriarchalisch organisiert.
Das sind Ossis, die können nichts
Mein großer Vorteil ist, in zwei Systemen gelebt zu haben
Ich hatte so viele Verwandte im Westen, aber keiner nahm mich auf
Für uns war die Familie am wichtigsten
Hartz IV hat mich manchmal in schiere Verzweiflung gebracht
Man musste immer gut mit den Konsumfrauen können
Ich habe nie Unterschiede zwischen meinem eigenen Kind und dem meiner Frau gemacht
4. Die Nichtanerkennung der Bildungsabschlüsse, Arbeitslosigkeit und entwürdigende Kämpfe um Arbeitsplatz, Einkommen und Rente führten zu anhaltenden Verletzungen.
In dieser neuen Gesellschaft kannst du nur als Einzelkämpfer bestehen
Dem Ostmann fehlt nicht die Individualität
Nimm nur die Kämpfe auf, die Aussicht auf Erfolg haben, wenn nicht, verlasse die Situation
Gott hat uns hierher gestellt, und wir wollen unsere Rolle wahrnehmen
Ich brauche zu Hause kein Heimchen, das auf meine Heimkehr wartet
Kontakt zu den Westverwandten wollte ich nicht abbrechen – mein Karriereende
Meine Eltern waren strenger als wir Eltern heute
Wenn wir gewonnen hätten, wäre es schlimmer gekommen
5. Die Erinnerung an die Armeezeit spaltet die Ostmänner. Für einen Teil war sie verbunden mit beruflicher Entwicklung, für einen anderen mit Demütigungen.
Ich wollte mit achtzehn die Enge meines Zuhauses unbedingt verlassen
»Wenn Ihre Frau nicht Mitglied der Partei ist, können Sie nicht Kommandeur werden.«
Wenn damals die Amerikaner nicht aus Thüringen abgezogen wären, wäre ich heute ein Wessi
Ich will keine Heldenbrust
Meine 16 Reisepässe hab ich nach der Wende im Tresor der Reisestelle gefunden
Ich bin ein Flüchtlingskind
6. Für die Mehrheit der Ostmänner ist die AfD keine Alternative. Sie verstehen, dass viele Ostdeutsche frustriert sind. Das Vertrauen in die Politik und parlamentarische Demokratie ist erschüttert.
Zum Glück ist Strom unpolitisch und farbenblind
Ich war der Mann für alles: Reinigung, Reparaturen, Gartenarbeit
Ich bin DDR-kritisch erzogen worden
In meinem Leben spielte Artistik immer die Hauptrolle
ibidem Verlag, Stuttgart
Geleitwort
Ein spannendes Buch mit vielen offenen und versteckten Botschaften und Erkenntnissen. Nach den Unerhörten Ostfrauen nun die Männer – in großer Vielfalt und mit völlig unterschiedlichen Lebensentwürfen und Lebensläufen. Und hier liegt für mich eine der wichtigen Botschaften dieses Buches versteckt. Für viele westdeutsche Landsleute ist der Blick auf den Osten bis heute davon bestimmt, oder besser getrübt, dass oft relativ eintönige und einheitliche Biografien erwartet werden. Was soll es im Osten schon Spannendes gegeben haben? Welch ein Irrtum!
Zum zweiten finde ich es immer wieder interessant, wie viel Bestimmtheit für gelebtes Leben doch in den jeweiligen Ausgangssituationen und daraus resultierenden Motivationen enthalten ist. Immer wieder schimmert aus den Schilderungen sehr deutlich, dass die DDR eine Arbeitsgesellschaft war – vieles, auch im privaten Leben, rankte sich um den Betrieb, die Brigade.
Das Buch macht nochmal sehr deutlich, dass wir einem Irrtum unterliegen, wenn wir denken, dass 1989/90 eine neue Zeitrechnung bei