»LEBEN UND TOD SIND EINS, SO WIE
DER FLUSS UND DAS MEER EINS SIND. TRAUT
DEN TRÄUMEN, DENN IN IHNEN IST
DAS TOR ZUR EWIGKEIT VERBORGEN.«
Khalil Gibran
Den Seebensee, einen der schönsten Bergseen Tirols, kann man nicht einfach besuchen. Nein! Man muss ihn erwandern. Die Tour ist zwar nicht schwierig zu gehen und sie verlangt nur einen Aufstieg über 400 Höhenmeter, trotzdem erfordert sie auf sechs Kilometern Länge für die einfache Strecke etwas Ausdauer. Wer die mitbringt, wird jedoch mit einem einzigartigen Kraftplatz belohnt. Dabei verkürzt die Ehrwalder Bahn bereits den größten Teil der Wanderung. Von dort führt der bestens ausgeschilderte Weg um eine Bergflanke und durch den Wald direkt zur Seebenseealm, die nicht wenige Wanderer mit ihrem leckeren Apfelstrudel erst einmal ausbremst. Der Genuss sollte natürlich auch an einem Auszeittag nie zu kurz kommen! Von der Alm dauert es dann nicht mehr lange, und das Ziel der Wanderung ist erreicht.
Der Seebensee schmiegt sich in ein Hochtal unter den Felswänden des Tajakopfs, des Drachenkopfs und der Sonnenspitze. Was für ein Anblick! Fast fehlen einem die Worte. Mystisch dunkel und gleichzeitig in allen erdenklichen Grün- und Blautönen schimmert das Wasser. Die Seeumrundung ist schnell geschafft. Vom südlichen Ende eröffnet sich der schönste Blick hinüber zur Zugspitze, die sich durch die Spiegelung des Wassers gleich doppelt zeigt. Wer sich darauf einlässt, findet hier vielleicht sogar seinen Gemütszustand gespiegelt: aufgewühlt und überwältigt von der Naturschönheit und gleichzeitig mitten im unergründlichen Leben. An diesem See ist es ein Leichtes, zur Ruhe zu kommen!
TIPPS & INFOS
EHRWALD 994 m
WANDERUNG: Auf dem Rückweg vom Seebensee kann man alternativ auch der Almstraße folgen. So erreicht man den Aussichtspunkt Ganghofers Rast, der herrliche Tiefblicke auf das Ehrwalder Moos erlaubt.
BADEN: Während der Seebensee wirklich nur für hartgesottene Schwimmer zu empfehlen ist, bietet sich das Ehrwalder Hallenbad bei jedem Wetter an. Die großen Glasfronten erlauben eine schöne Sicht übers Moos und auf die Berge, während man im angenehm warmen Wasser liegt oder sich im Whirlpool von Blubberblasen massieren lässt.
WEBSEITE: www.zugspitzarena.com
14 ACHENSEE
Ein Tiroler Fjord
»BERG UND BERG KOMMEN NICHT ZUSAMMEN,
ABER MENSCH UND MENSCH.«
Iranisches Sprichwort
Unvergesslich bleibt der Moment, wenn man zum ersten Mal in der Abenddämmerung am Ufer des Achensees steht. Über dem Wasser glitzern und funkeln die Lichter des Urlaubsortes Pertisau mit den Sternen um die Wette. Davor ruht spiegelglatt und still das dunkle Wasser des Sees. Der Achensee liegt oberhalb des Inntals in Tirol. Seine längliche Form, eingebettet zwischen den hohen Bergen von Karwendel und Rofan, erinnert an einen skandinavischen Fjord. Drei Dörfer säumen den Achensee: im Norden Achenkirch, im Süden die Gemeinden Eben und Pertisau. Jeder dieser Orte ist ein hervorragender Ausgangspunkt für einen aktiven Erholungsurlaub. Auf dem Achensee kann man windsurfen, kiten und segeln. Die einfachste und bequemste Weise, ihn von der Wasseroberfläche aus zu erleben, ist eine Rundfahrt mit dem Achenseeschiff. Es steuert vom Frühjahr bis zum Herbst die drei Orte an.
Aber nicht nur der See selbst verheißt Urlaubsglück. Überall an seinen Ufern kann man sowohl zu leichten Wanderungen als auch zu knackigen Bergtouren aufbrechen. Nach einer tagesfüllenden Tour in der klaren Bergluft mit Blick auf den »Fjord« ist der Kopf garantiert wieder frei. Eine der schönsten Wanderungen ist die Umrundung des Sees. Wobei Umrundung nicht ganz stimmt, denn die Wanderung führt nur entlang des Westufers, weit weg vom Straßenlärm und anderen Zeugnissen der Zivilisation. Die zweite Hälfte der Wanderung kann man sich getrost sparen und stattdessen lieber Geld in ein Schiffsticket investieren, das einen zum Ausgangspunkt zurückbringt und dabei den Achensee von einer ganz anderen Seite zeigt. Als Startplätze eignen sich Pertisau oder Achenkirch.
Wer hingegen Lust auf Gipfelfeeling hat, hat die Qual der Wahl: Im Rofan, zu dem eine Gondelbahn ab Eben schwebt, warten Touren jenseits der 2000-Meter-Grenze. Das ist eher etwas für alpinerfahrene Bergsteiger. Leichter verläuft eine Wanderung auf den Feilkopf und zur Feilalm oder die Besteigung des Bärenkopfs, unter dem dankenswerterweise die Bärenbadalm liegt. So eine Tour weckt die Lebensgeister, wobei es hier noch eine Steigerung gibt. Dafür muss man nur im Sommer in den Achensee springen. Rundum gibt es wunderschöne Strandbäder, an denen sich nur selten die Massen tummeln. Das hat seinen Grund: Selbst im Hochsommer knackt der Achensee die 20-Grad-Marke nicht, ein Bad bleibt immer ein äußerst erfrischendes Erlebnis.
TIPPS & INFOS
PERTISAU AM ACHENSEE 952 m
NATUR: Ein wunderbarer Wasserfall liegt unweit von Maurach am Achensee, einem Ortsteil von Eben. Die Wanderung zum Dalfazer Wasserfall ist kurz, aber herrlich. Schöne Liegen stehen an markanten Plätzen, so dauert die Tour definitiv länger als gedacht.
WELLNESS: Direkt am See liegt das Hotel Fürstenhaus Am Achensee in Pertisau. Wahrhaft fürstlich fällt die Erholung in dem modernen Hotel aus, das dem historischen Fürstenhaus angegliedert ist. Der 3000 Quadratmeter große Wellnessbereich lässt keine Wünsche offen. www.travelcharme.com Abschalten und relaxen lässt sich aber auch ohne Übernachtung im Atoll Achensee. Herzstücke der 2018 eröffneten Badelandschaft sind der Infinity Pool auf dem Dach und die tolle Saunalandschaft. www.atoll-achensee.com
WEBSEITE: www.achensee.com
Mit der Achenseeschifffahrt erlebt man den See aus einer ganz neuen Perspektive.
Einsame Wege an der Teisslalm über dem Achensee
15 INN
Das grüne Band
»DAS WASSER IST DAS
SCHÖNSTE DING DER WELT.«
Thales von Milet
Der Inn ist nicht nur in seiner Bewegung fließend, er erscheint vielschichtig und immer anders. Der Fluss startet in den Schweizer Bergen, wo er noch einen anderen Namen trägt: Die Schweizer nennen ihn En. Durch das Engadin darf er noch als Wildfluss brausen und toben. Aber kaum hat er die Grenze nach Tirol hinter sich gelassen, wird der Fluss zum Inn. Hier im Oberinntal hat er sein Antlitz als Gebirgsfluss zwar noch nicht ganz verloren, nach der Schneeschmelze oder einem Hochwasser strömt er immer noch ungestüm und wild, aber zusehends entwickelt er sich zu dem langen und grünlich schimmernden Band, das sich zwischen steilen Bergen nach Osten windet. In seinem weiteren Verlauf beraubt man ihn durch eine Vielzahl an Stauwehren mit Kraftwerken seiner Energie und wandelt sie in Strom um. Ab Kufstein verabschiedet sich Österreich kurz vom Inn. Er fließt nun durch Bayern, bis er bei Simbach sein Wasser zwischen beiden Ländern teilt. Das linke Flussufer gehört zu Bayern, das rechte zu Oberösterreich. In Passau ist dann Schluss, und der Inn schickt sein Wasser in der Donau weiter zum Schwarzen Meer.
Es ist nicht übertrieben, den Inn als Lebensader zu bezeichnen. Über viele Jahrhunderte hinweg diente er als wichtiger Transportweg. Bereits