Doch der Aufbruch aus Brisbane wurde das Schwierigste der bisherigen Vorbereitungen. Leichhardt schrieb darüber: »… Es war viel Regen gefallen, der alle Creeks (Wasserläufe) überfüllte und den Weg so sumpfig und schlüpfrig machte, dass er fast unbegehbar geworden war. Es erforderte einen ganzen Tag, die menschliche Begleitung, das Vieh und die Vorräte über den Fluss zu bringen. Bis Sonnenuntergang war diese Arbeit noch nicht beendet. Da aber die Nacht schön und mondhell und meine Station nicht weit jenseits des Flusses war, beschloss ich die Abreise.
Bumerangs
… Glücklicherweise hatten mir meine Freunde einen Ochsenwagen geliehen, um einen Teil unseres Gepäcks weiter bis zu den Darling-Dünen zu fahren. Da ich außerdem einen leichten Federwagen erhandelt hatte, wurde auch dieser beladen. Mir schmeichelnd, dass wir leicht und schnell vorwärtskommen würden, gab ich Befehl zum Marsch. Wir kamen nach Überwindung fortwährender Schwierigkeiten, die uns beim Treiben unserer Pferde und beim Tragen der Wagen durch die sumpfigen Stellen des Weges begegneten, um ein Uhr morgens in Cowpers Ebenen, ungefähr zehn Meilen von Brisbane, an …«
Der gespendete leichte Wagen mit den gefederten Achsen, der Leichhardt anfangs fast wie ein Traumgefährt erschien, auf welchem er in guten und leicht passierbaren Expeditionsstrecken seiner schwerfälligen Marschgruppe vorauseilen könnte, um stets die schönsten Lagerplätze zu erkunden, spielte allerdings diese phantastische Hoffnungsrolle bald zu Ende. Ein Intermezzo, das Leichhardt am besten selber schildern soll:
»… Ich fand bald, dass mein Wagen unserem Vorwärtskommen hinderlich sei. Aber er war ein kostbarer Artikel, und ich zweifelte nicht, dass er mir mehr Nutzen gewähren würde, nachdem wir die sumpfigen Gegenden überschritten haben würden.
… Einige Tage danach entschied gleichwohl der Zufall die Frage. Die Pferde liefen mit ihm davon; dabei war die Deichsel gebrochen sowie eine Wagenfeder beschädigt worden, sodass ich genötigt war, ihn zurückzulassen. Ich tat es mit Vergnügen, da es stets leichter ist, sich der Notwendigkeit zu fügen, als eine scheinbar beschwerliche Maßregel aus eigenem freien Willen zu ergreifen. Wir schritten mit Erleichterung nach Campbell’s Station, die Gastfreundschaft der Ansiedler in Anspruch nehmend.
… Ich war so glücklich, meinen zerbrochenen Wagen gegen drei Mastochsen umzutauschen, und ich kaufte später noch fünf Zugochsen, um sie in das Tragen von Packsätteln einzugewöhnen. Ich hatte mich bereits überzeugt, dass wir uns zum Transport der Ladung auf die Pferde nicht verlassen durften. Weder meine Begleiter noch ich selbst kannten die Ochsen gut genug; und es bedurfte langer Zeit, bis wir uns mit der gefährlichen Nachbarschaft ihrer Hörner versöhnen konnten. Zuletzt wurden wir durch die Gewohnheit mit unseren öfter widerspenstigen »Compagnons de voyage« bekannt und gewissermaßen vertraut …«
Auf Campbel’s Station wurde der gesamte Expeditions-Tross, die Bekleidung und Verproviantierung abgeschlossen. Statt diese einfach aufzuzählen, soll auch hierin wieder Leichhardt das Wort gegeben werden:
»Durch ein Geschenk der Herren Campbell und Stephens von vier jungen Stieren und eines Ochsen von Herrn Isaacs stieg unser Bestand an Rindern auf 16 Stück. Dazu hatten wir 16 Pferde. Unsere Gesellschaft bestand aus 10 Individuen.
… An Proviant führten wir 1200 Pfund Mehl, 200 Pfund Zucker, 80 Pfund Tee, 20 Pfund Gelatine und andere Artikel von geringerer Wichtigkeit mit. An Munition gab es 20 Pfund Pulver, 4 Beutel Schrot von verschiedener Größe. Jeder von uns hatte auf meinen Wunsch sich mit zwei Paar festen Beinkleidern, drei derben Hemden und zwei Paar Schuhen versorgt. Ferner hatten einige sich Ponchos (Decken) aus leichtem Kaliko, die sich geölt sehr brauchbar gegen die Feuchtigkeit erwiesen, zugelegt. So sahen wir uns für sieben Monate wohl ausgerüstet, welche Zeit, wie ich damals sanguinisch glaubte, zu unserer Reise hinreichend sein würde. Unsere Berechnungen hinsichtlich des Proviants waren fast ganz richtig, denn unser Mehl dauerte bis zum Mai, dem achten Monat unserer Reise. Aber in der Zeit, die dafür nötig sein würde, hatten wir uns sehr getäuscht …«
Die Reit- und Packsättel für die Tiere bestanden zwar aus gutem Material, doch diese waren den Tieren nicht eigens angepasst worden. Sie litten bald unter wunden Rücken. Als die Pferde zu sehr davon behindert wurden, mussten die Packsättel für die viel weniger empfindlichen Ochsen umgenäht werden.
Auch darüber, was den Ochsen als Traglast zugemutet werden konnte, mussten erst Erfahrungen gesammelt werden. Auf weite Strecken waren sie nur fähig, 150 Pfund statt der erhofften 250 zu tragen. Leichhardt berichtet weiter:
Eine Ochsenkarawane auf dem Treck nach neuen Weidegründen
»… Das tägliche Beladen der Ochsen und Pferde nahm gewöhnlich zwei Stunden in Anspruch. Eine während des Marsches locker gewordene Ladung verursachte häufig, dass die Ochsen diese abwarfen, die Gurte zerrissen und große Unruhe schafften, wenn wir sie wieder fangen und beladen mussten. In der Nacht wollten sie beständig fort und in das letzte Lager zurück. Häufig hatten wir bis zum Mittag zu warten, bis Charley und Brown, unsere Hirten, die Herumstreicher wiederbrachten …«
So vorbereitet, oftmals niedergedrückt schon bei den Einübungen zur großen Reise ins Unbekannte, schloss Ludwig Leichhardt seine Aufzeichnungen mit den Worten: »… Aber ich eile nun, zur Erzählung unserer Reise zu kommen …!«
DORNIGE PFADE
Es war gegen Ende September 1844, als wir die nötigen Vorbereitungen zu unserer Reise getroffen hatten und die Station der Herren Campbell und Stephens verließen, um langsam nach dem fernsten Punkt, an dem sich der weiße Mann angesiedelt, vorzurücken. Wir kamen am 30. September zu Jimba an, wo wir der Zivilisation Lebewohl sagen mussten.
Diese Stationen sind an den Creeks angelegt, die von den West-Abhängen der Küstengebirge – sich hier in einer Richtung von Nord nach Süd erstreckend – herabkommen und sich durch die mehr oder weniger ausgedehnten Ebenen schlängeln, um sich mit dem Condamine-Fluss zu vereinigen, der, ebenfalls den Küstengebirgen entspringend, alle Gewässer der Gegend westlich von den Gebirgen in sich aufnimmt. Der Condamine bildet in einer großen Entfernung die Scheide zwischen der Sandstein-Gegend im Westen und den reichen Basalt-Ebenen des Ostens. Diese Ebenen, ebenso berühmt wegen des Reichtums ihrer Weiden wie der Vortrefflichkeit der Schafe und des Viehs, das auf ihnen gezogen wird, sind gleich merkwürdig wie der Fundort von Überresten erloschener Tiergattungen, von denen mehrere von gigantischer Größe gewesen sein müssen. Die Station des Herrn Isaacs ist an solchen fossilen Resten besonders reich.
1844 Oktober 1. – Nachdem wir das Geschirr etwas ausgebessert hatten, das durch unsere widerspenstigen Ochsen zerbrochen worden war, und meine Begleiter ihre Vorbereitungen vollendet hatten, verließen wir Jimba und betraten, von Hoffnung getragen, die Wildnis Australiens. Das Herz manchen Mannes würde wie das unsrige geschlagen haben, wenn er uns gesehen hätte, wie wir auf unserem Weg um die erste Anhöhe jenseits der Station herumzogen, in vollem Chor ein »God save the Queen« anstimmend. Kaum eine Meile von Jimba kreuzten wir den Jimba Creek und gingen in einer NW-Richtung über die Waterloo-Ebenen ungefähr acht Meilen vorwärts, wo wir an einer Reihe Weiher unser erstes Lager aufschlugen. Charley lieferte einen Beweis seiner wunderbaren Sehkraft, indem er jeden Riemen der Packsättel, die entzweigegangen