Chronische Wunden. Susanne Danzer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Susanne Danzer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Медицина
Год издания: 0
isbn: 9783170394124
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oder mit einem medizinischen oder anderen Gerät/Hilfsmittel zusammenhängt. Die Schädigung kann sich als intakte Haut oder als offenes Ulkus darstellen und schmerzhaft sein. Sie entsteht als Folge von intensivem und/oder länger anhaltendem Druck oder Druck in Kombination mit Scherkräften.

      Die Druck- und Scherkrafttoleranz des Gewebes kann auch durch Mikroklima, Ernährung, Durchblutung, Komorbiditäten und den Zustand des Gewebes beeinflusst werden.«

      International wird von einer »Pressure Injury« (Druckschädigung) und nicht mehr allein von einem »Pressure Ulcer« (Druckulzeration) gesprochen. Dies ist darin begründet, dass ein Dekubitus der Kategorie/Stadium 2 EPUAP/NPIAP/PPPIA genau genommen kein Ulkus ist, sondern eine epidermale Wunde. Erst ab einer Dekubitalulzeration ab Kategorie/Stadium 3 EPUAP/NPIAP/PPPIA kann von einem Ulkus gesprochen werden, da hier eine tiefe Wunde vorliegt, die mindestens bis in die Dermis reicht.

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      Abb. 3.1: Entstehung eines Dekubitus

      Die Stadien werden nach EPUAP/NPIAP/PPPIA 2019 wie folgt eingeteilt:

      Tab. 3.2: Klassifizierung Dekubitus

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      KategorieErklärung

      (Übersetzung sowie kulturelle Anpassung durch: Susanne Danzer, Sebastian Kruschwitz, Dr. Horst Braunwarth, Bernd von Hallern, Prof. Sebastian Probst)

      Zu den Druckschädigungen nach EPUAP/NPIAP/PPPIA zählen zudem noch Medizinprodukte/Hilfsmittel-assoziierte Druckschädigungen (Geräteassoziierter Dekubitus) und eine Schleimhautdruckschädigung.

      a) Medizinprodukte-/Hilfsmittel-assoziierte Druckschädigung (Geräteassoziierter Dekubitus)

      Dies beschreibt die Ätiologie der Schädigung.

      Druckschädigungen (Dekubitus) im Zusammenhang mit Medizinprodukten resultieren aus der Verwendung von medizinischen Geräten/Medizinprodukten/Hilfsmitteln, die für diagnostische und therapeutische Zwecke entwickelt oder angewendet werden.

      Die daraus resultierende Druckschädigung entspricht im Allgemeinem dem Muster oder der Form des Gegenstandes, z. B. Tubus, Sauerstoffmaske, Drainageschläuchen, Hörgeräten usw.

      Um die Schädigung zu erfassen und zu dokumentieren, sollte das Klassifikationssystem nach EPUAP/NPIAP/PPPIA verwendet werden.

      b) Schleimhautdruckschädigung (Schleimhautdekubitus)

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      Definition EPUAP/NPIAP/PPPIA 2019: »Eine Schleimhautdruckschädigung findet sich an Schleimhäuten im Zusammenhang mit einem medizinischen Gerät/Medizinprodukt, das am Ort der Schädigung verwendet wurde. Diese Ulzera können nicht klassifiziert werden.«

      Die Schleimhaut ist die feuchte Auskleidung der Körperhöhlen, einschließlich des Mundes und der Nasenwege. An einigen Stellen sind die Schleimhäute mit der Haut verbunden und bilden Übergangszonen, wie an der Lippe und den Nasenflügeln. Diese Stellen erfordern eine genaue Differenzierung des Gewebetyps, bevor das Vorhandensein einer Schleimhautdruckschädigung (Schleimhautdekubitus) festgelegt wird.

      Das Klassifizierungssystem nach EPUAP/NPIAP/PPPIA für Druckschädigungen (Dekubitus) kann nicht zur Einteilung von Schleimhautdruckulzera verwendet werden, da sich der Aufbau der Schleimhaut von dem der Haut unterscheidet.

      • Freiliegende Muskel sind selten sichtbar.

      • In den Schleimhäuten kann kein nicht-wegdrückbares Erythem beobachtet werden.

      • Es ist schwierig, zwischen oberflächlichen Gewebeverlusten und tieferen Läsionen zu unterscheiden.

      • Ein weiches Koagel, das bei einer Schleimhautdruckschädigung (Schleimhautdekubitus) auftritt und wie Belag aussieht, ist tatsächlich ein weiches Blutgerinnsel.

      Im Fall eines Schleimhautdekubitus wird dieser als Sonderform eingeteilt und das Vorhandensein sowie dessen Lokalisation und Größe dokumentiert.

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      Ein wichtiges Instrument ist die regelmäßige Kontrolle der Haut auf Veränderungen, zusätzlich insbesondere dann, wenn der Betroffene Schmerz oder Unbehagen angibt, soweit er dieses empfinden kann und keine Sensibilitätsstörungen vorliegen.

      Bedeutend ist ein regelmäßiges Assessment im Bezug auf die Hautintegrität in Druckzonen, Farbveränderungen oder Verfärbungen sowie auf Schwankungen in Temperatur, Festigkeit und Feuchtigkeit (z. B. aufgrund von Inkontinenz, Ödemen, trockener oder entzündeter Haut).

      Begünstigende Faktoren für die Dekubitusentstehung

      • Immobilität unterteilt in:

      – Vollständige Immobilität: keine Spontanbewegung, z. B. durch Bewusstlosigkeit, Koma, Narkose, vollständige Lähmung. Das Alter des Patienten spielt dabei keine Rolle

      – Relative Immobilität: Spontanbewegungen sind mehr oder weniger eingeschränkt, z. B. durch Sedierung, bei Frakturen, starken Schmerzzuständen, neurologische Erkrankungen besonders mit Sensibilitätsstörungen bzw. -verlusten

      • Mangeldurchblutung der Haut, z. B. durch Schock, Hypotonie, Dehydration, Herzinsuffizienz, Arteriosklerose

      • reduzierter Allgemeinzustand, z. B. durch schwere und/oder chronische Erkrankungen, maligne Prozesse, Malnutrition, Exsikkose usw.

      • Stoffwechselstörungen

      • Durchblutungsstörungen

      • allgemeine Faktoren wie Flüssigkeitsmangel, Infektionen (besonders mit Fieber), vorgeschädigte bzw. erkrankte Haut

      • Inkontinenz (Urin- und/oder Stuhlinkontinenz)

      • physiologische Hautalterung mit Schwund von Zell- und Faserelementen und damit verbundenem Dünnerwerden der Haut sowie Elastizitätsverlust des Bindegewebes

      • Operationen mit langer Liegezeit, extremen Scherkräften (z. B. durch Extension), Unterkühlung des Patienten, langen Gefäßabklemmzeiten oder zu langen Blutleerzeiten, falscher Anwendung von Desinfektionsmitteln

      • Anlage von Sonden und Kathetern und deren Fixierung

      Risikofaktoren für die Entstehung eines Dekubitus nach NICE (National Institute for Health and Care Excellence) 2014:

      • Signifikante Einschränkung der Mobilität

      • Sensibilitätseinschränkung

      • Malnutrition und Dehydration

      • Unfähigkeit, selbständig die Position zu verändern

      • Druckschädigungen in der Vergangenheit

      • Signifikante kognitive Einschränkungen

      • Akute Erkrankung

      Nicht immer