Chronische Wunden. Susanne Danzer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Susanne Danzer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Медицина
Год издания: 0
isbn: 9783170394124
Скачать книгу
störungsfrei ablaufen. Stattdessen kommt es zur Verzögerung der Wundheilung oder gar zur Stagnation.

      2.7 Narben

      Als Narbe (lat. Cicatric) wird das faserreiche Ersatzgewebe bezeichnet, das im Rahmen der Wundheilung gebildet wird und den Endzustand der Wundheilungsvorgänge darstellt. Sie ist ein Ersatz für Substanzverluste des Ursprungsgewebes, der jedoch nicht dessen Gewebeeigenschaften besitzt und somit immer mit einem Funktionsverlust einhergeht.

      In Narben ist das Kollagen nicht mehr komplex verflochten, sondern parallel angeordnet, wodurch die max. Belastbarkeit des Gewebes von ca. 80 % zustande kommt und das Narbengewebe weniger dehnbar ist; Hautanhangsgebilde wie Talg- und Schweißdrüsen fehlen.

      Bei Narbengewebe handelt es sich allerdings nicht um statisches Gewebe, denn die Narbe unterliegt im Rahmen der Maturation Umbauvorgängen, die als »Narbenreifung« bezeichnet werden. Der vollständige Umbau des Narbengewebes kann Monate bis Jahre dauern.

      Typische Beschwerden während des Umbauprozesses des Narbengewebes sind, z. B. Juckreiz, Spannungsgefühl, Schmerzen sowie eine erhöhte Empfindlichkeit gegen Sonnenlicht.

      Verletzungsart, die Belastung der Narbe, die Körperregion, die genetische Disposition sowie Ethnie und Hauttyp nehmen Einfluss auf den genauen Ablauf der Narbenbildung und -reifung. Eine stärkere Vernarbung wird z. B. durch eine Kontamination der Narbe sowie durch Zugbelastungen in der Frühphase der Narbenbildung ausgelöst.

      Um die Narbenreifung zu unterstützen, ist eine regelmäßige Narbenpflege nach Abschluss der Wundheilung sinnvoll. Durch die sorgfältige Pflege von Narben sind diese in der Regel weicher, blasser und weniger erhaben.

      Charakteristika von Narben:

      • Heller als die sie umgebende Haut

      • Keine Talg- und Schweißdrüsen

      • Kein Haarwuchs

      • Maximal 80 % Belastungsstabilität

      Tab. 2.3: Narbenklassifikation (Mustoe et al., 2002 und Arco, 2009)

Images Images

      NarbentypBeschreibung

      2.7.1 Ursachen für eine verstärkte Narbenbildung

      Verschiedene Ursachen führen zu einer veränderten oder verstärkten Narbenbildung. Dazu gehören beispielweise:

      • Größe und Tiefe der Wunde: Je schwerwiegender (größer und tiefer) eine Wunde ist, desto großflächiger ist eine Narbe.

      • Infektionen und Entzündungen im Wundgebiet: Es kommt häufig zu einer auffälligen Narbenbildung, wenn im Verlauf der Wundheilung Infektionen auftreten.

      • Durch anhaltende Entzündungsprozesse (verlängerte Inflammation), wie es beispielsweise bei einer chronischen Wunde der Fall ist, schütten bestimmte Hautzellen (Keratinozyten, Fibroblasten) vermehrt spezifische Wachstumsfaktoren aus, welche zu einer verstärkten Bildung von Bindegewebe führen. Dies wiederum beeinflusst die Menge an Narbengewebe

      • Unregelmäßige Wundränder: Wunden mit unregelmäßigen Wundrändern, wie man sie häufig bei sekundär heilenden Wunden findet, heilen unter Bildung von mehr Narbengewebe ab, als dies bei Wunden mit glatten Wundrändern, wie z. B. bei OP-Wunden, der Fall ist.

      • Alter: Im Alter von 10 bis 30 Jahren besteht eine Neigung zur vermehrten Bindegewebsbildung, deren Folge oft größere und dickere Narben sind. Mit zunehmendem Alter nimmt diese Neigung ab. Im hohen Alter verschlechtern sich die Narbenbildung und Narbenreifung durch die nachlassenden Regenerationsfähigkeiten des Körpers.

      • Körperstelle und Bewegung: An bestimmten Körperstellen, die häufig angespannt und bewegt werden, wie z. B. Gelenke, Brust, Rücken, ist die Narbenbildung schlechter. Dies liegt an den ständigen Zugkräften, die auf das sich bildende Narbengewebe einwirkt.

      • Zu viel Bewegung kann eine überschießende Narbenbildung begünstigen.

      • Störung der Bindegewebsbildung: Entsteht durch eine gestörte Bindegewebsbildung minderwertiges Bindegewebe, kann dies Ursache für eine verstärkte Narbenbildung sein. Dies wiederum kann zur Bildung einer auffälligen Narbe führen.

      • Vererbung: Durch genetische Faktoren kann es zu einer verstärkten Narbenbildung kommen. Hypertrophe Narben und Keloide treten oft familiär gehäuft auf.

      • Hautdicke: Dickere Haut bildet sichtbarere und deutlichere Narben.

      2.7.2 Möglichkeiten zur Narbenbehandlung

      Ein unschönes Narbenbild oder auch Einschränkungen in der Funktionalität können eine Narbenbehandlung notwendig machen.

      Zu den Möglichkeiten der Behandlung zählen:

      • Narbenpflege (mit Creme, Salbe, Gel)

      • Silikonnarbenpflaster/selbsthaftender Silikongel-Verband, z. B. CICA-CARE, Hartmann Narben Reduktion, Scar Fix®, Mepiform®, Contactubex® Intensivpatch

      • Physikalische Therapie (z. B. Narbenmassagen, Dehnungsübungen)

      • Cortison- oder Interferon-Injektionen

      • Kompressionstherapie

      • Kryotherapie (mit -195 °C kaltem, flüssigem Stickstoff)

      • Lasertherapie

      • Chemisches Peeling

      • Dermabrasion (»Abschleifen«)

      • Operative Narbenkorrektur

      • Transplantation

      • Expandermethode

      • Bestrahlung (zur Prophylaxe von Keloidrezidiven)

      • Implantation von Biomaterialien (z. B. autologes Fett, Rinderkollagen, Gelatine, Hyaluronsäure)

      • Narbentätowierung

      3 Häufig auftretende chronische Wunden

      Risikofaktoren für die Chronifizierung von Wunden

      Nicht jede Wunde chronifiziert, jedoch gibt es Faktoren, die eine Chronifizierung begünstigen oder einen Betroffenen dazu prädestinieren. Einige lassen sich durch eine Umstellung der Lebensweise positiv beeinflussen, wie beispielsweise die Ernährung. Andere dagegen entziehen sich jedem Einfluss, wie das Altern.

      Liegen einer oder mehrere dieser Faktoren vor, erhöht sich das Risiko für die Chronifizierung einer Wunde.

      Zu den häufigsten chronischen Wunden gehören:

      Tab. 3.1: Übersicht chronische Wunden

Images

      Chronische Wunden (Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden)Sonstige chronische/sekundär heilende Wunden

      3.1 Dekubitus

      image image image

      Definition nach den gemeinsamen Leitlinien des National Pressure Injury Advisory Panel (NPIAP), des European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP) und der Pan Pacific Pressure Injury Alliance (PPPIA)(2019):

      »Eine Druckschädigung