Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uwe Anton
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Taschenbuch
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845331911
Скачать книгу
mit nur geringem Erfolg, das Publikum bei der Stange zu halten.

      Die etwa zwanzig seltsamen Wesen jonglierten mit ihren jeweils beiden Armen und Rüsseln unterschiedliche Gebilde aus Formenergie, die explodierten und sich in reale Energie umwandelten, wenn sie sie versehentlich fallen ließen. In Feuer, das etwa zehn Sekunden lang loderte und den Artisten keine schwerwiegenden, aber durchaus schmerzhaften Verletzungen zufügen konnte. Nichts, was man nicht innerhalb von wenigen Minuten mit einem entsprechenden Verband ohne Nachwirkungen heilen konnte, was aber verdammt weh tat, wenn man ihm nicht ausweichen konnte. Und die Twonoser hatten sich vertraglich verpflichtet, die Bühne sogar bei solchen Fehlversuchen nicht zu verlassen.

      Die Wesen faszinierten Raye irgendwie. Sie erreichten dieselbe Größe wie ein durchschnittlicher Tefroder, die Beine und der Rumpf waren durchaus humanoid geformt. Aber schon die zwei dünnen Schulterarme wichen von der Norm ab: Sie waren etwa einen halben Meter lang und wirkten zerbrechlich, ebenso wie die kleinen, weißen, vierfingrigen Hände. Auf dem starken Hals, der kaum noch als solcher zu erkennen war, saß ein 40 Zentimeter langer kegelförmiger Kopf mit nur einem großen Facettenauge in der Mitte.

      Direkt unterhalb des Kopfes kamen zwei Rüssel, durch die die Geschöpfe atmeten. Jeder der Rüssel hatte vier kräftige Greiffinger, die wesentlich stärker als die Hände der verkümmerten Arme waren.

      Dort auf der Bühne versuchten lediglich Weißrüssel, die immer schneller rotierenden Sphären aus Formenergie an einer Berührung mit dem Boden zu hindern.

      Typisch, dachte Raye.

      Das Gesellschaftssystem der Twonoser war in drei Kasten aufgeteilt, die der Rot-, Blau- und Weißrüssel. Die Twonoser wurden in ihre Schicht hineingeboren, gleich nach Geburt wurde ihnen die Zeichnung der entsprechenden Kaste eingefärbt, eine Prozedur, die in regelmäßigen Abständen wiederholt werden musste. Nur die unterste Schicht behielt die natürliche Farbe ihrer Rüssel, weiß. Je niedriger die Kaste, um so schlechter waren die Lebensbedingungen. Im Lauf der Zeit war das Ritual der Einfärbung tabuisiert worden, so dass keine der unteren Kasten auf die Idee kam, sich die Rüssel einzufärben.

      Doch nicht diese Teilung in drei Kasten faszinierte Raye am meisten, sondern das seltsame Schicksal dieser Spezies.

      Die Meister der Insel hatten die Twonoser vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden ausgerottet. Doch vor knapp 900 Jahren waren sie wie durch ein Wunder wieder in Hathorjan aufgetaucht. Rund zwanzig Milliarden Twonoser hatten eine vorübergehende Bleibe in einer vorgelagerten Kleingalaxis gefunden. Maahks wie Tefroder hatten sich um dieses Volk gekümmert, das gar nicht wusste, wie ihm geschehen war. Und in den über acht Jahrhunderten, die seitdem vergangen waren, hatte sich das Leben der Rüsselwesen erst ansatzweise normalisiert. Noch immer ging der Aufbau einer sinnvollen Kultur nur schleppend voran.

      Die Twonoser waren Entwurzelte, die sich ihre Beine von explodierenden Kugeln aus Formenergie verbrennen ließen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Je länger die Pause dauerte, desto mehr Kugeln explodierten. Die Darbietung kam trotzdem nicht besonders gut an. Die Zuschauer johlten zwar, wenn die Twonoser hüpften und sprangen, um den Flammen auszuweichen, doch immer mehr ungeduldige Rufe wurden laut.

      Raye hatte den Eindruck, dass das Publikum tatsächlich Blut sehen wollte.

      Die beiden Forrils, die es bis in die Endrunde – den Höhepunkt des Abends – geschafft hatten, ließen noch auf sich warten. Wahrscheinlich pflegten sie ihre Wunden und sammelten alle Kräfte für den letzten Kampf.

      Warum tue ich das?, fragte sich Raye erneut. Sie verstand ihre medizinische Fachrichtung einerseits als heilende Aufgabe, wenn die konventionell-biologische Medizin ebenso wenig weiterhalf wie die Psychomedizin, aber auch als Möglichkeit der zivilisatorischen Weiterentwicklung.

      Ihr Blick wanderte weiter.

      Dutzende verschiedener Fremdwesen saßen in den für sie speziell eingerichteten Logen. Dort, unter einem glockenförmigen Energieschirm, der mit einer Atmosphäre aus den farblosen Gasen Wasserstoff, Methan und Ammoniak gefüllt war, saßen tatsächlich ein paar Maahks. Wahrscheinlich Diplomaten, die der guten Beziehungen zu den Tefrodern wegen dieses Schauspiel verfolgten, obwohl sie ihm als von der reinen Logik geprägte Wesen zwar folgen, es aber wohl kaum genießen konnten.

      Drüben, in einer nicht durch einen Schirm atmosphärisch abgetrennten Loge, saßen einige Gaids. Sie waren durchaus tefroderähnlich, etwa einen Meter und achtzig groß, hatten überaus schlanke, doch kräftige Arme und Beine und eine blaugrüne Hautfarbe. Vom humanoiden Äußeren wich am deutlichsten der Kopf ab: Er war nur faustgroß und haarlos. Die Gehör- und Geruchsöffnungen waren vergleichsweise winzig. Auf der Vorderseite saß ein großes Facettenauge. Mit dem breitschultrigen Körper war der Kopf durch einen zehn Zentimeter langen schlauchförmigen Hals verbunden. Direkt unter dem Hals befand sich der Mund, der sowohl zur Nahrungsaufnahme als auch zum Sprechen diente, und auf gleicher Höhe das Gehirn, das mit den Sinnesorganen durch komplizierte Nervenleiter verbunden war.

      Raye wusste kaum etwas über die Gaids. Obwohl sie ein energisches Volk waren, das viele Hundert Sonnensysteme beherrschte, hielten sie sich im Hintergrund, was die galaktopolitische Großlage betraf.

      Zu den Exoten zählten ebenso die Roten Dreier, große, schlanke, von rotem Pelz bedeckte Wesen mit ungewöhnlich kleinen, kugelrunden Schädeln, die sie hier und da ausmachen konnte, ein krötenähnlicher Krash-Ovaron, ein an ein Feuerrad erinnernder, Fremdgas atmender Hugha unter einem Energieschirm, ein spindeldürrer, tefroderähnlicher Blan, ein aufrecht gehendes Echsenwesen aus dem Volk der Bronk und ein tonnenförmiger, mit Tentakeln gespickter Shingel.

      Die Twonoser beendeten endlich ihre Vorstellung und zogen sich unter spöttischen Beifallrufen und höhnischem Applaus von den fünf Bühnen zurück.

      Schrecklich, dachte Raye. Wird diese Spezies je wieder ihren eigentlich angestammten Platz in der Völkervielfalt von Hathorjan finden?

      Aus verborgenen Lautsprechern erscholl eine Fanfare. Unwillkürlich verlagerte Raye ihr Gewicht auf dem Sitz nach vorn. Der Höhepunkt des Abends stand unmittelbar bevor.

      Wie peinlich, dachte sie. Ich kann meine gespannte Erwartung nicht verbergen.

      Sie sehnte sich kurz danach, eine der zahlreichen Kompositionen Lasky Batys hören zu können, verdrängte den Gedanken dann aber und konzentrierte sich wieder auf das Geschehen.

      In die Backstage-Bereiche, in denen die Forrils untergebracht waren, kam nun Bewegung. Als Angehörige des Ärzteteams, das die Veranstalter der Schaukämpfe hinzugezogen hatten, saß Raye zwischen den unter den Tribünen befindlichen Verschlägen und den Kampfringen, um gegebenenfalls sofort eingreifen zu können. So bot sich ihr ein ungehinderter Blick auf die seltsamen Wesen mit den sechs Gliedmaßen.

      Die großen, massigen Geschöpfe waren nach der Färbung ihrer Pelze getrennt worden. In den Räumlichkeiten links von der Arena befanden sich die mit dem gelben Fell, die Ganzväter, in der Mitte die Halbväter mit dem violetten Fell, rechts die Mütter mit dem roten Fell. Von allen drei großen Logen führten geschlossene Gänge direkt in die Bereiche unter den Tribünen.

      Alle 18 Tage häuteten sich die Forrils. Dazu zogen sie sich allein in ein Versteck zurück; bei ihnen galt es als höchst anstößig, sich vor anderen zu häuten, anderen beim Häuten zuzusehen oder sich nackt seiner Sippe zu zeigen. Ein Forril im nackten Zustand wurde von allen in Ruhe gelassen, selbst für Angreifer war er tabu.

      Bei der Begeisterung, die Forrils für die Kämpfe entwickelten, war zu befürchten, dass sie die Kontrolle über sich verloren und zu lange in der Gruppe ausharrten, obwohl sich eine Häutung ankündigte. Um ihnen die Peinlichkeit zu ersparen, dabei beobachtet zu werden, hatten die Veranstalter diese Rückzugsmöglichkeiten für sie aufbauen lassen.

      Ein weiterer Fanfarenstoß ließ das Publikum in donnernden Jubel ausbrechen, und dann hatten die beiden Kontrahenten des Endkampfs ihren großen Auftritt. Von Traktorstrahlen gehalten, schwebten sie auf die Bühne hinab. Urplötzlich tauchten sie aus einem Verdunkelungsfeld unterhalb des Kuppeldachs auf.

      Der Beifall erreichte einen ersten Höhepunkt, als die