Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uwe Anton
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Taschenbuch
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845331911
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den Anfängen!, dachte Rhodan.

      Aber trotzdem ... Kiriaade sprach ihn nicht nur auf einer kosmopolitischen Ebene an.

      Sondern sehr wohl auch auf einer persönlichen.

      Kiriaade hatte etwas in ihm ausgelöst.

      Rhodan zwang sich dazu, im Schlaf und Traum oder auch im Wachsein und Grübeln, diesen Gedanken weit von sich fern zu halten.

      Noch ...

      Es war ihm nur auf eine einzige Art und Weise möglich.

      Er dachte an das schlichte Raumbegräbnis der fünf Toten. Und irgendwann schlief er wirklich ein, oder er hörte zumindest auf zu träumen.

       Cyrdan, 18. März 1312 NGZ

      Raye Corona lächelte, Admiral Kethmero schaute ernst drein.

      Rhodan war froh, stehen und ihnen in die Augen sehen zu können, ohne auf Antigrav- oder Fesselfelder angewiesen zu sein, die ihn stützten. Seine Heilung machte unglaubliche Fortschritte. Dafür zeichnete natürlich zum Großteil der Zellaktivator verantwortlich, aber die medizinischen Errungenschaften der Tefroder hatten das ihre dazu beigetragen.

      »Wir haben gleichermaßen Wort gehalten«, sagte die Medikerin. »Die fünfundsiebzig Besatzungsmitglieder, die den Absturz überlebt haben, sind wieder auf den Beinen. Zwei, drei weitere Tage zur Erholung täten ihnen sicher gut, aber die bekommen sie ja vielleicht an Bord ...«

      Rhodan wusste, worauf sie anspielte. Niemand hatte die Frage ausgesprochen, doch sie schwebte über ihnen wie eine dunkle Wolke. Auch er hatte sie sich schon gestellt, während seines unruhigen Dämmerns. Vielmehr hatte sie sich ihm gestellt, ja geradezu aufgedrängt.

       Was sollte er nun tun?

      Er schaute über den Amro-See hinaus zu dem Gezeitenwall. Wie gern hätte er Athreel, die wunderschöne schwimmende Stadt, näher kennen gelernt, doch wie so oft blieb ihm keine Zeit dafür. Er musste Entscheidungen treffen, versuchen, den Lauf der Dinge zu beeinflussen ...

      Er hatte nur ein kleines Schiff mit einer Besatzung von nun noch 75 Leuten. Mit der JOURNEE konnte er dem tefrodischen Imperium, in dem immerhin rund 25.000 Welten locker zusammengeschlossen waren, keine militärische Hilfe leisten. Das war illusorisch, reine Träumerei.

      Aber war es sinnvoll, weiterhin nach Kiriaade zu suchen? Wo sollte er anfangen? Wenn sie ihm keine weiteren Hinweise auf ihren Aufenthaltsort gab, war der Versuch von vornherein zum Scheitern verurteilt.

      Kiriaade, dachte er, warum meldest du dich nicht? Warum hast du mich nach Andromeda geführt, wenn du dich mir nun nicht offenbarst?

      Er wollte einfach nicht glauben, dass sie bei einem Angriff der Kastun-Raumer umgekommen war.

      Alles in ihm schrie danach, in Andromeda zu bleiben, Kiriaade zu suchen, ihr zu helfen, notfalls mit bloßen Händen den Kampf gegen die Invasoren aufzunehmen, aber das war reine Schwärmerei. Seine Sorge musste auch den Bewohnern Andromedas gelten, den Tefrodern und den Maahks, mit denen die Terraner schon vor langer Zeit ein Beistandsabkommen geschlossen hatten, auch wenn der Kontakt immer weniger geworden war. Rhodan mochte gar nicht darüber nachdenken, wie viele Tefroder und Maahks starben, während er sich hier auf Cyrdan von seinen schweren Verletzungen erholte.

      Nein, realistisch gesehen gab es nur eine Möglichkeit, den Bewohnern von Andromeda wirklich zu helfen. Aber diese Entscheidung würde ihn vielleicht in den Ruch der Feigheit bringen.

      Er löste den Blick vom blauen Amro-See und wandte sich Venk Kethmero zu.

      »Die JOURNEE ist fast wieder einsatzfähig«, sagte der Admiral. »Meine Leute arbeiten in einer Werft fieberhaft daran, auch die letzten Schäden zu beseitigen. In wenigen Stunden werdet ihr starten können.«

      Rhodan lächelte schwach. »Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich mich auf euer Wort verlassen kann. Aber ihr seid nicht hier, um mir die Nachricht von der Reparatur zu überbringen, oder?«

      Admiral Kethmero schüttelte ernst den Kopf. »Natürlich nicht. Ich bin hier, um ... mich mit dir zu besprechen. Du bist Perry Rhodan, der Terranische Resident. Ich gestehe neidlos ein, dass meine Erfahrung sich nicht mit der eines relativ unsterblichen Dreitausendjährigen messen kann. Ich möchte dich um Rat bitten.«

      Um Rat, dachte Rhodan, und um Hilfe. Um Hilfe, die ich dir nicht geben kann. »Wie ist die Lage?«

      Der Tefroder riss sich sichtlich zusammen. »Stunde für Stunde treffen immer beunruhigendere Meldungen ein. Es brennt überall in Hathorjan. Unser Imperium steht mehr oder weniger vor dem Ende ...«

      »Schon nach so wenigen Tagen?«, fragte Rhodan.

      »Ja. Die Situation ist fast hoffnungslos. Eine für den Wirtschaftskreislauf unverzichtbare Welt nach der anderen fällt unter dem Ansturm der Kastun-Invasionsarmee. Und selbst, wenn sich einmal tausend oder mehr tefrodische Schiffe den Invasionsmächten entgegenstellen, selbst wenn die Vernichtung des einen oder anderen Feindraumers gelingt ... die Schlachtschiffe der Gegenseite leiden keinen Mangel an Entsatz. Für jede zerstörte Einheit tauchen tausend neue auf.«

      »Habt ihr herausgefunden, woher die Fremden kommen? Sie müssen doch Stützpunkte haben, Rüstungswelten, gigantische Werftkomplexe ...«

      Der Admiral schüttelte den Kopf. »Nichts. Wir suchen überall nach ihnen, haben aber keine einzige Spur gefunden. Sie können überall sein, wir suchen sogar in vorgelagerten Kugelsternhaufen nach ihnen. Vielleicht vermögen sie ihre Stützpunktwelten zu tarnen, vielleicht haben sie einen Brückenkopf außerhalb Hathorjans errichtet ...«

      Was erwartest du von mir?, dachte Rhodan. Soll ich als Galionsfigur dienen? Soll ich mich mit einer mitreißenden Rede an die Völker von Andromeda wenden und ihnen versichern, dass sie mit der Freundschaft, Solidarität und Hilfe ihrer Brüder aus der Milchstraße rechnen können? Eine Hilfe, die sich auf die Anwesenheit einer lebenden Legende beschränkt?

       Oder soll ich mich in der Flottenleitstelle auf einen Sessel hocken und mit der Admiralität und anderen hohen Würdenträgern darüber diskutieren, wie dieser Bedrohung am besten zu begegnen ist?

      Aber er stellte die Fragen nicht. »Ich möchte zur JOURNEE«, sagte er. »Dort werden wir unsere Möglichkeiten überdenken und entscheiden, was wir unternehmen werden.«

      Der Hangar der Werft, in dem die JOURNEE instand gesetzt wurde, war riesig. Hier konnten drei Superschlachtschiffe von 1800 Metern Durchmesser gleichzeitig gewartet oder repariert werden. Der Spürkreuzer mit 100 Metern Durchmesser wirkte darin geradezu verloren.

      Aber Admiral Kethmero konnte es sich nicht leisten, auch nur ein Schiff in einem Hangar zu belassen. Die Invasoren griffen die Welten des tefrodischen Imperiums schier wahllos an; jede Sekunde konnten sie im Orbit über Cyrdan stehen, auch wenn bei etwa 25.000 möglichen Zielen die Wahrscheinlichkeit dafür nicht besonders hoch war.

      Aber das hatten die Bewohner der Welten, die bereits von den Kastun-Raumern überfallen worden waren, bestimmt auch gehofft.

      Die Werft befand sich am Elvulryl-Raumhafen, der im Turfin-Tiefland lag, gut fünfzig Kilometer vom Amro-See entfernt, in dessen Mitte Athreel schwamm. Sie hatten eine Transmitterverbindung benutzt, um die geringe Strecke zu überwinden, und nicht etwa einen Gleiter genommen, ein weiteres Indiz dafür, dass es Kethmero auf jede Sekunde ankam.

      Rhodan musste schlucken, als er die JOURNEE sah. Gehalten von Traktorstrahlen und Antigravfeldern schwebte sie dicht über dem Boden. Heerscharen von Robotern umschwirrten sie, aber auch Hunderte von Tefrodern.

      Die Hülle des Spürkreuzers erweckte an mehreren Stellen den Eindruck, notdürftig geflickt zu sein. An anderen wirkte sie versengt. Rhodan war klar gewesen, dass für einen Schönheitsanstrich keine Zeit blieb, aber mit einem so schlimmen Zustand des Schiffs hatte er nicht gerechnet. Die offene Bucht, aus der das irreparabel beschädigte MERZ-Modul entfernt worden war, kam ihm vor wie eine klaffende Wunde, die ein Raubtier in ein schutzloses Opfer gerissen hatte.