Planetenroman 87 + 88: Sohn der Sonne / Zwischen den Wirklichkeiten. H. G. Francis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: H. G. Francis
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Planetenroman
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845349848
Скачать книгу

      »Zurück«, schrie er der Tikalerin zu. Im gleichen Augenblick sah er eine rote Reklameschrift, die aus zwei Teilen bestand. Der eine lautete schlicht Jommy, den anderen konnte er nicht lesen, weil er in einer ihm fremden Schrift verfasst war.

      »Wie heißt das dort?«, rief er hastig. »Jommy und ...?«

      Er wusste die Antwort schon, bevor Tarish'a'tkur sie ihm gab.

      »Jommy und Cass!«

      Der golden schimmernde Boden verschwand unter ihnen. Unwillkürlich klammerten sie sich aneinander, als könnten sie sich dadurch halten, dann stürzten sie in die Tiefe. Kennon, der nach oben blickte, bemerkte, dass sich das Energieband bereits wieder über ihnen geschlossen hatte.

      Jommy und Cass!, schrie es in ihm. Seine Eltern!

      Er erinnerte sich daran, dass er mit Ronald Tekener über das staatlich gelenkte Internat gesprochen hatte, in dem er aufgewachsen war. In diesem Internat hatte es zwei Menschen gegeben, die ihm ans Herz gewachsen gewesen waren, und die immer Verständnis für ihn und seine Probleme gehabt hatten.

      Jommy, der jugendliche Lehrer, der niemals ein böses Wort für ihn gehabt hatte, und Cass, die ältliche Verwalterin, die nie müde geworden war zu behaupten, das Leben sei viel leichter zu ertragen gewesen, als es noch keine Computer gegeben hatte. Sie waren Freunde für ihn gewesen. Zu Tekener hatte er gesagt, dass sie wie seine Eltern gewesen seien.

      Meine Eltern! Sie hätten meine Eltern gewesen sein können.

      »Der Armreif«, schrie Tarish'a'tkur ihm zu. »Schalte ihn ein.«

      Er fiel an ihr vorbei. Rasend schnell kam das Gestein näher, der Grund der Höhle.

      Ich habe einen schweren Fehler gemacht, erkannte der Kosmokriminalist. Tek wollte einen bestimmten Beweis von mir. Aus welchen Gründen auch immer. Jeder andere kann herausfinden, dass mir meine wirklichen Eltern unbekannt sind, aber niemand sonst kann wissen, welche Bedeutung Jommy und Cass für mich haben.

      Ronald Tekener war irgendwann in dieser Höhle gewesen. Er hatte gesehen, dass dieses Lokal zufällig die Namen der beiden Menschen trug, die für Kennon so wichtig gewesen waren.

      Verzweifelt fragte der Kosmokriminalist sich, wie er Tekener jemals dieses Versagen erklären sollte.

      Er schaltete den Antigrav-Armreif ein, und seine rechte Hand wurde so heftig in die Höhe gerissen, dass er unwillkürlich aufschrie. Das Antigravgerät fing seinen Sturz ab, und er sank sanft neben Tarish'a'tkur zu Boden. Sie griff nach ihm.

      »Schnell. Wir müssen verschwinden«, drängte sie.

      Er blickte zu dem Gewirr der schimmernden Energiestege hinauf, auf denen sich die zahllosen Besucher der Vergnügungshöhle bewegten. Niemand schien bemerkt zu haben, dass für einen kurzen Moment eine Spalte in einer der Energiebahnen entstanden war, durch die sie in die Tiefe gestürzt waren.

      Doch Kennon ließ sich nicht täuschen. Er gewann mehr und mehr Abstand von den Ereignissen, die ihn psychisch so stark erschüttert hatten, und im gleichen Maß klärten sich seine Sinne. Der kühl rechnende Verstand des geschulten USO-Spezialisten gewann nun wieder die Oberhand.

      Die schöne Frau an seiner Seite brauchte ihm nicht zu sagen, dass die Gefahr noch nicht vorbei war. Kennon zweifelte keine Sekunde daran, dass ihre Gegner den Fehlschlag ihrer Aktion bereits erkannt hatten.

      Er schaltete den Antigrav wieder ein und drückte sich in die Höhe, indem er sich leicht mit den Füßen abstieß. Dann schwebte er neben Tarish'a'tkur her über die Felsen hinweg, sank nach einigen Metern auf den Boden zurück und stieß sich erneut ab.

      »Weißt du, wie wir die Höhle verlassen können?«, fragte er.

      »Ich habe keine Ahnung. Leider.«

      »Nicht weiter schlimm.«

      Kennon entdeckte einen spinnenförmigen, schwarzen Roboter, der aus der glitzernden Welt über ihnen herabschwebte, und ihm war sofort klar, welchen Auftrag die Maschine hatte. Er zog die Tikalerin hinter einen mächtigen Stalagmiten.

      »Kennst du dich mit dem Antigravreif aus?«, fragte er.

      »Leider nicht«, erwiderte sie. »Ich weiß nur, dass man sich damit bei einem Absturz retten kann. Das ist alles.«

      »Wir müssen versuchen, an den Felsen hochzuspringen, uns festzuhalten und immer weiter nach oben zu kommen, bis wir auf der Höhe des Ausgangs sind.« Er verschwieg ihr, dass ihnen ein Roboter auf den Fersen war, um sie nicht unnötig zu beunruhigen.

      »Das ist die einzige Möglichkeit«, entgegnete sie und zeigte ihm einen kleinen Felsvorsprung, der etwa zehn Meter über ihnen war. »Ich helfe dir.«

      Bevor er sie abwehren konnte, umfasste sie ihn und schleuderte ihn überraschend kraftvoll in die Höhe. Der Kosmokriminalist streckte die Arme aus, warf sich nach vorn und klammerte sich an die Felsen, um nicht wieder in die Tiefe zu sinken.

      Lautlos glitt Tarish'a'tkur neben ihn.

      »Es geht«, flüsterte sie. »Wenn wir vorsichtig genug sind, schaffen wir es, ohne dass uns jemand sieht. Wir wären vermutlich die ersten, die aus dieser Falle entkommen.«

      »Wie kommst du darauf?«

      Sie zuckte gleichmütig mit den Schultern.

      »Ich habe Skelette gesehen.«

      »Aber du scheinst dich nicht zu fürchten.«

      Sie lachte.

      »Aber warum denn?« Sie legte den Arm um ihn. »Ich weiß doch, dass ich lebend hier herauskomme.«

      Er erfasste den wahren Sinn ihrer Worte nicht, sondern verstand sie als Kompliment.

      »Du hast Recht. Wir werden es schaffen.«

      Tatsächlich gelang es ihnen schon wenig später, eine der schimmernden Energiestraßen zu erreichen. Sie kletterten daran vorbei und warteten etwa fünfzehn Meter über ihr zwischen Stalaktiten versteckt, bis sich ihnen eine Gelegenheit bot, unbemerkt auf sie herabzuspringen. Dann verließen sie die Höhle.

      4.

      »Dein Freund scheint ein gefährlicher Mann zu sein«, sagte sie, als sie im Gleiter an der Küste entlangflogen, um schließlich in einer einsamen Bucht zu landen. »Er hat sofort zugeschlagen, als du einen Fehler gemacht hast.«

      »Tek ist der gefährlichste Mann, den ich kenne«, erwiderte der Terraner.

      »Was war los?«, fragte sie. »Kannst du es mir erklären? Und willst du es?«

      »Es ist zumindest schwierig.«

      »Du kannst mir vertrauen«, beteuerte sie. »Ich weiß doch, wer du bist.«

      »Tatsächlich?«

      »Ja. Du gehörst zur SolAb oder zur USO«, erwiderte sie ruhig. »Das ist mir längst klar geworden, aber du kannst sicher sein, dass ich das niemandem verraten werde. Du bist einem Geheimnis auf der Spur, das andere gern für sich behalten würden.«

      »Irrtum. Bin ich nicht.«

      Sie blickte ihn überrascht an, zögerte lange und fuhr schließlich fort: »Man hat versucht, dich umzubringen. Das muss einen Grund haben. Sogar dein Freund wollte dich töten. Hast du eine Erklärung dafür?«

      Sinclair Marout Kennon hatte längst schon eine Entscheidung getroffen. Er vertraute der Frau, die er unendlich liebte. Sie hatte sich auf seine Seite geschlagen und war auch dann nicht weggelaufen, als es wirklich kritisch für sie beide wurde.

      »Du hast Recht«, eröffnete er ihr. »Ich bin für Terra tätig.«

      »SolAb oder USO?«

      »Ich hatte einen Auftrag zu erledigen, bei dem es eigentlich nur um Nebensächlichkeiten ging.« Er tat, als habe er ihre Frage nicht gehört. »Auf Traak bin ich nur, weil ich mich an einer Spekulation beteiligt habe – ganz gegen