Planetenroman 87 + 88: Sohn der Sonne / Zwischen den Wirklichkeiten. H. G. Francis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: H. G. Francis
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Planetenroman
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845349848
Скачать книгу
an sie herangerückt wäre, um ihn intensiver genießen zu können. Doch wiederum überfiel ihn die Angst vor einer Zurückweisung, und er entfernte sich einige Schritte von ihr.

      »Also gut«, sagte er. »Sie wollen nichts erklären. Ich werde sicherlich noch erfahren, was ich wissen muss. Kommen wir auf den Punkt zurück, der zunächst am wichtigsten ist. Wie führe ich ein Telekomgespräch, ohne dass ich eine der öffentlichen Einrichtungen benutzen und somit eine Genehmigung bei den Behörden einholen muss?«

      »Wir müssten bei einem der Handelsunternehmen einbrechen«, antwortete sie gelassen. »Dann hätten wir etwa acht Minuten Zeit, bis die Polizei zur Stelle ist. Reicht das aus?«

      »Wir benötigen wenigstens zwei Minuten für den Rückzug«, gab er zu bedenken. »Bleiben also fünf bis sechs Minuten. Das genügt.«

      »Was haben Sie vor?«

      »Genau das, was ich gesagt habe. Ich muss mit einem Freund sprechen. Er soll mir helfen, Traak unbeschadet zu verlassen, wenn es an der Zeit ist.«

      Sie zuckte mit der Schulter. Sie glaubte offenbar nicht daran, dass sich alles auf Traak gegen ihn verschworen hatte.

      »Ist das Ihre einzige Möglichkeit, sich zu wehren?«, fragte sie. Er glaubte, eine gewisse Verachtung aus diesen Worten heraushören zu können.

      Ich bin schwach, wollte er erwidern. Ich kann mich nicht auf einen Kampf einlassen, in dem es auf körperlichen Einsatz ankommt.

      Doch er sagte: »Es geht nicht nur um mich. Ich glaube, dass wir es mit einer Verschwörung zu tun haben, die sich gegen ein höheres Ziel richtet. Es wäre vermessen von mir, sie allein bekämpfen zu wollen.«

      Sie blickte ihn überrascht an.

      »Dann wollen Sie doch auf Traak bleiben?« Sie trank hastig einen kleinen Schluck. »Sie sind ein rätselhafter Mann, Kennon. Eben noch dachte ich, sie hätten nichts besseres zu tun, als so schnell wie möglich von dieser Welt zu verschwinden.«

      »Das war zunächst auch meine Absicht«, antwortete er. »Aber das kann ich nun nicht mehr. Ich muss klären, was diese Anschläge zu bedeuten haben, bevor ich Traak verlasse.«

      Er rutschte aus dem Sessel und ging schwerfällig einige Schritte auf und ab.

      »Wollen Sie mir nun helfen oder nicht, Tarish'a'tkur?«

      »Kommen Sie.« Die junge Frau ging zu einem Schrank und nahm eine kleine, handliche Waffe heraus. »Wollen Sie auch eine?«

      »Haben Sie ein ganzes Waffenlager?«

      Sie lachte.

      »Ich bin für eine tikalische Handelsorganisation tätig«, eröffnete sie ihm. »Habe ich das noch nicht gesagt?«

      »Nein. Ich weiß lediglich, dass Sie Tarish'a'tkur heißen und Tikalerin sind. Darüber hinaus ist mir klar, dass Sie außergewöhnlich intelligent sind und dass Sie einige Geheimnisse vor mir haben. Wäre noch hinzuzufügen, dass ich Sie als sehr schön empfinde.«

      Sinclair Marout Kennon fühlte, dass ihm das Blut in die Wangen stieg. Er fuhr sich mit dem Handrücken über das linke Auge und räusperte sich verlegen.

      Sie kam zu ihm und reichte ihm einen kleinen Nadelstrahler.

      »Ich freue mich, dass Sie das gesagt haben«, bemerkte sie mit weicher Stimme, und in ihren Augen war ein Glanz, der ihn in grenzenlose Verwirrung stürzte.

      »Gehen wir«, erwiderte er rau. »Ich habe keine Zeit.«

      Sie verstand ihn. Sanft lächelnd trat sie zur Seite und ließ ihn vorbei, so dass er die Wohnung vor ihr verlassen konnte. Diese kleine Geste hatte offenbar eine besondere Bedeutung auf Tikal. Mit ihr gab sie zu erkennen, dass sie ihn respektierte und ihm die Führungsrolle überließ. Erst als sie auf dem Gang vor der Wohnung waren, beschleunigte Tarish'a'tkur ihre Schritte und schloss zu ihm auf.

      »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Wir müssen die Nottreppe nehmen. Wenn wir den Antigravschacht benutzen, werden wir von Aufzeichnungsgeräten erfasst.«

      »Auf der Treppe nicht?«

      »Nein. Wer benutzt die schon? An den Türen sind Impulsgeber, die ein Aufmerksamkeitssignal in der Zentrale des Gebäudes auslösen, aber sie lassen sich leicht ausschalten.«

      Sie führte ihn zu einer Tür, hantierte geschickt an einem Wandschalter herum, nahm einen Mikro-Chip-Block heraus, durch den die Schalteinheit mit dem zentralen Magnetblasenspeicher verbunden war, und öffnete die Tür.

      Kennon ging mit schlurfenden Schritten hindurch ins Treppenhaus. Betroffen blickte er auf die Stufen der Treppe. Sie waren viel zu hoch für ihn. Er musste jede einzelne von ihnen förmlich erklettern.

      »Wie weit geht es nach oben oder nach unten?«

      »Wir müssen sechs Treppen nach oben«, erklärte sie. »Ich werde Ihnen helfen.«

      »Nein!« Geradezu hysterisch wehrte er sie ab, als sie ihren Arm um ihn legen wollte. »Das schaffe ich allein.«

      Er blickte die Treppe hoch. Acht Stufen führten bis zum nächsten Absatz hoch. Ein wahres Gebirge schien sich vor ihm aufzutürmen. Außen wurde die Treppe von einer breiten, spiralförmigen Rinne eingefasst, die steil in die Höhe führte. Der Rückweg würde mühelos sein. Sie brauchten sich nur in die Rinne zu setzen und darin nach unten zu rutschen. In Sekunden konnten sie den Gefahrenbereich verlassen und in die Wohnung der Tikalerin zurückkehren.

      Kennon stieg die ersten Stufen hoch, und zugleich erkannte er, dass er es nicht schaffen würde, ohne die Hilfe der Tikalerin sechs Treppen zu überwinden. Schon jetzt brach ihm der Schweiß aus, und die Muskeln seiner Beine begannen zu zucken.

      Schweißüberströmt und mühsam atmend sank er zu Boden, als er die ersten acht Stufen überwunden hatte. Tarish'a'tkur stand lächelnd neben ihm.

      »Wie lange wollen Sie warten, bis Sie sich helfen lassen?«, fragte sie. »Warum wollen Sie mir beweisen, was Sie körperlich leisten können? Meinen Sie nicht, dass so etwas nicht nur überflüssig, sondern auch gefährlich in unserer Situation ist?«

      Sie ließ sich auf die Knie sinken und blickte ihn mitfühlend an.

      »Ich weiß, dass Sie über eine wirklich ungewöhnliche Intelligenz verfügen, und ich spüre, dass sie geistige Gaben haben, mit denen Sie jeden anderen in den Schatten stellen. Verstehen Sie nicht? Das ist für mich wichtig – aber nicht, ob Sie in der Lage sind, eine Treppe hochzusteigen, die nicht auf Ihre körperlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist.«

      »Sie haben Recht«, entgegnete er beschämt. »Ich benehme mich wie ein Narr.«

      »Vor allen Dingen brauchen Sie mir nicht zu imponieren.«

      Kennons linkes Lid begann nervös zu zucken. Er wich ihren Blicken aus.

      »Helfen Sie mir«, bat er.

      Sie legte einen Arm um ihn und stützte ihn, als sie zusammen mit ihm die nächste Treppe hochstieg. Jetzt kamen sie schneller voran, und Kennon benötigte nur gelegentlich eine kurze Erholungspause, bis er weitergehen konnte. Erst als sie die sechs Treppen erklommen hatten, brauchte er eine etwas längere Pause, die sie nutzte, um den Überwachungschip aus der Tür zum Gang zu entfernen. Als sich die Tür öffnete, atmete er bereits wieder ruhig und gleichmäßig.

      Du bist ein Dummkopf!, warf er sich vor. Du hättest dir gleich helfen lassen sollen. Wie willst du mit Tek reden, wenn du vor lauter Erschöpfung nicht den Mund aufmachen kannst?

      Der Gang war jenem, auf dem Tarish'a'tkur ihre Wohnung hatte, zum Verwechseln ähnlich. Er war etwa zweihundert Meter lang und zehn Meter breit. In unregelmäßigen Abständen verbreiterte er sich zu kleinen Hallen, in denen Verkaufsvitrinen und Sitzmöbel aufgestellt waren. Farbige Türen aus unterschiedlichem Material zweigten vom Gang ab. An den Wänden hingen die Gemälde traakischer Künstler, die überwiegend in düsteren oder in leuchtend blauen Farben gehalten waren und die allesamt den Eindruck allzu gewollter Originalität auf Kennon machten.

      Die