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1. Auflage 2021
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© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-035428-9
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[5]Vorwort
Die Feuerwehr hat bei der Erfüllung ihrer Hoheitlichen Aufgaben ein breites Spektrum an Gefahren und Notlagen abzuwenden. Feuerwehreinsätze umfassen eben nicht nur – wie oft von Außenstehenden angenommen – die klassische Brandbekämpfung oder Technische Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen, sondern eine Vielzahl von unterschiedlichen Einsatzsituationen, selbst für die kleinsten Feuerwehren.
Durch den demographischen Wandel in der Bevölkerung werden in der Zukunft Einsätze mit dem Stichwort »Vermisste Person« oder »Personensuche« vermehrt vorkommen, da ältere verwirrte Menschen für die meisten Alarmierungen in der Vermisstensuche verantwortlich sind. Die bessere medizinische Versorgung und eine gesündere Lebensweise bedingen eine längere Lebensspanne des Menschen. Viele dieser älteren Mitmenschen leiden jedoch an Alters- oder Alzheimer-Demenz. Dadurch kann es sein, dass sie ihr vermeintlich gewohntes Umfeld verlassen und nicht wieder zurückfinden. Zudem sind in den letzten Jahren die Einsätze von suizidalen Personen gestiegen. Der Stress, Berufs- und Privatleben »unter einen Hut« zu bekommen, scheint zugenommen zu haben. Hinzu kommen Einsätze mit vermissten Kindern, die vielleicht einfach nur beim Spielen die Zeit vergessen haben oder erkrankte vermisste Menschen, die medikamentöse Hilfe benötigen und nach einem Spaziergang nicht wie gewohnt nach Hause gekommen sind.
Den konkreten Einsatzbeispielen und der Aussicht, dass in Zukunft Einsätze mit vermissten Personen wahrscheinlich noch weiter zunehmen werden, steht der eklatante Mangel an Aus- und Weiterbildung zu dieser Thematik gegenüber. Bei der Vielzahl von Einsätzen im ganzen Land in der Vermisstensuche, sind die örtlichen Feuerwehren meist mit einem seltenen und eher unbekannten Einsatz konfrontiert. Hier sind klare Defizite in der Einsatzbewältigung erkennbar. Dieses Buch soll Abhilfe schaffen und den Einheitsführer und Einsatzleiter dabei unterstützen, Einsätze durch eine frühzeitig eingeleitete Systematik effektiv, effizient und positiv zu bewältigen. Außerdem soll das Buch ein solides Basiswissen für alle Feuerwehrangehörigen und andere Hilfsorganisationen bieten und die Informationen wiedergeben, die notwendig sind, um im Ernstfall wirkungsvoll tätig zu werden.
Die Ausführung in diesem Buch richtet sich somit nicht ausdrücklich an angehende oder ausgebildete Führungskräfte. Ziel ist vielmehr, auch allen anderen interessierten Einsatzkräften und mitwirkenden Hilfsorganisationen sowie außenstehenden Privatpersonen oder gar Betroffenen zu erläutern, was um sie herum bei einem Vermisstensucheinsatz der Feuerwehr abläuft. Daher wird bei manchen [6]Kapiteln das Grundbasiswissen der Feuerwehr auf ein Minimum reduziert wiedergegeben, um nachfolgende Kapitel nachvollziehbar zu machen. Dadurch soll ein besseres Verständnis für die Verhaltensweisen, Handlungen, Einsatzabläufe und Entscheidungen der Feuerwehr erreicht werden.
Dieses Buch soll eine allgemeine Hilfestellung bei Personensuchen geben und erhebt nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Abhandlung. Es gibt keine Standardregeln für das Vorgehen bei einer Vermisstensuche, keine Einsatzsituation gleicht der anderen, aber die Informationen und Hinweise im Buch können das Einsatzgeschehen positiv beeinflussen.
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Der Homepage www.feuerwehr-vermisstensuche.de, Stand Oktober 2020, können weitere Informationen entnommen werden (z. B. zu Lehrgängen, Flächensuchübungen, Mitunterstützung der Statistiktabellen etc.). |
Hinweis:
Die Funktionsbezeichnungen und personenbezogenen Begriffe gelten sowohl für weibliche als auch für männliche Feuerwehrangehörige sowie andere mitwirkende Einsatzkräfte.
[11]1 Zuständigkeit bei einer vermissten Person
Die Zuständigkeit bei einer Vermisstensuche und die damit verbundenen Maßnahmen sind in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. In einigen Bundesländern ist die Zuordnung deutlich reglementiert oder durch ein Gerichtsurteil festgelegt worden, in anderen Ländern ist die Zuständigkeit nicht immer eindeutig geregelt. Daher ist es zwingend notwendig, nicht nur Kenntnisse über die eigenen Brandschutzgesetze zu haben, sondern sich mit den jeweiligen allgemeinen Ordnungsbehörden- und Polizeigesetzen sowie den relevanten Gerichtsurteilen zu beschäftigen.
Grundsätzlich hat der Staat die Pflichtaufgabe das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit für jedermann zu garantieren (Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG). Daher gilt es, bei einem Vermisstenfall, wenn es um Gefahr für Leib und Leben (= schwere Verletzungen drohen bis hin zum Tod) oder Gefahr in Verzug (= unmittelbares Bevorstehen eines Schadens, falls nicht sofort gehandelt wird) geht, schnellstmöglich zu handeln.
Im Bereich der Vermisstensuche sind die einzelnen Brandschutzgesetze, Polizei- und Ordnungsbehördengesetze sowie weitere wesentliche Gesetze relevant. Daher treffen unter Umständen mehrere Behörden bei der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr mit einem eigenen Zuständigkeitsbereich aufeinander. Es würde das Ausmaß dieses Buches sprengen, auf alle dieser (drei) genannten Gesetze für jedes Bundesland einzugehen. Vielmehr soll dieses Kapitel der Führungskraft oder dem Interessierten Leser einen Einblick und Anreiz geben, die eigene Zuständigkeit zu prüfen und zu durchleuchten. Auf vereinzelte Beispiele soll aber trotzdem hingewiesen werden.
1.1 Formen der Zuständigkeit
Es gibt verschiedene Formen der Zuständigkeit für eine Behörde. Sie werden in drei Bereiche unterschieden:
1 sachliche ZuständigkeitDie Feuerwehr ist in der Vermisstensuche nur dann sachlich zuständig, wenn ihr durch ein Gesetz die Zuständigkeit zugewiesen wurde.
2 örtliche ZuständigkeitDurch das Örtlichkeitsprinzip ist die Feuerwehr zuständig, in dem Bereich, in dem die gesuchte Person vermisst wird. Dies bedeutet, dass der letzte [12]bekannte oder vermutete Aufenthaltsort der vermissten Person als Zuständigkeitsbereich für die örtliche Feuerwehr gilt und somit nicht die eigentliche Wohnadresse. Das schließt aber nicht aus, dass die Feuerwehr an der Heimatadresse über den Vermisstensucheinsatz informiert werden sollte. So kann es passieren, dass eine Reisegruppe aus einer entfernten Stadt A zu Besuch in einer anderen Stadt B ist. Wird die gesuchte Person in der Stadt B als vermisst gemeldet, kann die Stadt A nicht zuständig sein und die passenden Maßnahmen durchführen.
3 instanzielle ZuständigkeitDie instanzielle Zuständigkeit beschreibt nur die grundsätzliche Zuständigkeit innerhalb einer Behörde. Üblicherweise wird bei einem dreistufigen Verwaltungsaufbau zwischen der unteren, oberen und obersten Verwaltungsbehörde unterschieden.