Gstatterboden
Dorfkirche von Johnsbach
Die Siedlung entpuppt sich als kaum mehr als eine Handvoll alpenländischer Gehöfte auf halber Strecke zwischen Gesäuseeingang und -ausgang. Die Lage im Zentrum des Nationalparks macht andererseits Gstatterboden zu einem perfekten Ausgangspunkt für Touren: vom Parkplatz Kummerbrücke auf dem Wasserfallweg zur Hesshütte; über das Buchsteinhaus zu den Klettersteigen in der Buchstein-Gruppe; über die Ennstaler Hütte - die älteste Gesäuse-Schutzhütte - auf den aussichtsreichen Tamischbachturm (2035 m). Außerdem befindet sich der moderne Nationalpark-Pavillon in Gstatterboden. Der Holz- und Glasbau beherbergt neben einem Café-Restaurant eine interaktive Wechselausstellung zur Topografie und Geologie der Gesäuseregion.
♦ NP-Pavillon: Anfang Mai bis Ende Okt. tägl. 10-18 Uhr. Gstatterboden 10, www.nationalpark.co.at.
Johnsbach
Das Johnsbachtal ist der Prototyp eines paradiesisch-ursprünglichen Alpentales mit zwei unterschiedlichen Gesichtern: Vom erwähnten Wirtshaus Bachbrücke am Gesäuseeingang bis nach Johnsbach zwängen sich Bach sowie Straße durch eine enge, raue Schlucht, die zwischen Hochtor- und Reichenstein-Gruppe im rechten Winkel von der Enns südwärts führt. In Johnsbach, nur eine Handvoll Häuser um das Traditionsgasthaus zum Donner, lohnt neben der Kirche eine Besichtigung des Bergsteigerfriedhofs(→ Kasten). Hinter Johnsbach ändert sich die landschaftliche Szenerie: Das Tal knickt nach Osten ab, das Gebirge zeigt sich von seiner sanften Seite. Die waldreiche Gebirgskette südlich des Johnsbachtals besteht aus Grundgestein (Granit und Gneis) und zählt daher bereits zu den Zentralalpen, wohingegen der Admonter Reichenstein im Westen aus Kalk besteht. Die meisten Quartiere befinden sich in diesem Talabschnitt auf ca. 850 m Höhe. Schlackenfunde aus der Bronzezeit im Almgebiet am hinteren Talschluss verweisen auf den Abbau von Kupfer und Erz. Bergmännische Spuren finden sich ebenfalls in der Odelsteinhöhle, die wegen ihrer grünlich-blauen Aragonitkristalle bei Mineralienfreunden bekannt ist und im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann.
♦ Odelsteinhöhle: Führungen Mai bis Okt. Mi/Sa 9.30-13 Uhr. Der Ausflug dauert 3 Std. 15 €, erm. 12 €. Nach Voranmeldung mind. 1 Tag vorher unter Tel. 03611-216, im Infobüro Admont oder beim Kölblwirt (→ Übernachten/Essen & Trinken).
Die Erschließung des Gesäuses und der Johnsbacher Bergsteigerfriedhof
Trotz der Adelung zum Nationalpark ist das Gesäuse eine beschauliche Region geblieben, die von den touristischen Massen verschont wird. Dies war früher anders, denn das Gesäuse ist eine Wiege des Alpinismus. Als „Universität des Bergsteigens“ wird die steile Gebirgswelt mit ihren mannigfaltigen Herausforderungen für Alpinkletterer häufig bezeichnet. Gründe für den Aufschwung gegen Ende des 19. Jh. waren die romantische Sehnsucht der Städter nach unverfälschter Natur und die Eröffnung der Kronprinz-Rudolfs-Bahn im Jahr 1872. Vor dem Zeitalter des Tourismus streiften hier lediglich Almbauern, Mönche aus Admont oder Wilderer umher. Ein legendärer Wilderer war der „Schwarze Peter“, der seit 1850 immer wieder den Rosskuppengrat am Hochtor durchstieg, um erfolgreich zu fliehen. Vor seinem Tod soll er das Geheimnis dem Forstmeister preisgegeben haben, der wiederum 1877 den Bergsteigerpionier Heinrich Hess auf diesen „Pfad“ hinwies. Heinrich Hess führte erstmals eine touristische Begehung des „Peternpfads“ durch, wie die technisch anspruchsvolle Strecke auf den Spuren des Wilderers heute heißt. Dem Wiener Alpinisten gelangen zudem zahlreiche Erstbegehungen, durch die er das Gebirge für kommende Generationen erschloss. Sein 1884 erschienener „Special-Führer durch das Gesäuse“ ist das erste deutschsprachige Handbuch über eine Alpenregion! Trotz des zuverlässigen Gesäuse-Führers blieben Unglücke nicht aus: Den Pionieren mangelte es nicht nur an geeigneter Ausrüstung, sondern auch an der Erfahrung, schwierige Passagen oder die Witterungsverhältnisse vernünftig einschätzen zu können. Der erste tödliche Unfall geschah 1885, Auftakt einer langen Serie weiterer Tragödien. Weil aber für den Transport der Toten in deren Heimatstädte das Geld fehlte, wurden sie auf dem Johnsbacher Gottesacker begraben. Alsbald musste der Friedhof neben der Pfarrkirche zum hl. Ägidius erweitert werden. Die Einheimischen wurden weiter auf dem südlichen Areal bestattet, während die Fremden ihre Plätze hauptsächlich im östlichen und nördlichen Teil des Friedhofs erhielten. Bis 1958 waren es 300 namentlich bekannte Verunglückte, etwa ein Drittel von ihnen fand auf dem Johnsbacher Bergsteigerfriedhof seine letzte Ruhe. Der prominenteste Bergpionier, der hier bestattet liegt, ist der Maler Gustav Jahn, der in Wien die Akademie der Künste absolviert hatte und mit plakativen Alpenansichten im Auftrag der Staatsbahnen einem weiteren Kreis bekannt geworden war. Am 17. August 1919 stürzte er an der Ödsteinkante mit seinem Seilgefährten ab und starb im Alter von 40 Jahren. Wie viele Alpinisten damals war Gustav Jahn ohne Bergführer unterwegs, eine Absicherung erfolgte nur, wenn sie unumgänglich war. Der Friedhof ist heute ein nationales Kulturgut mit einem Sammelsurium unterschiedlicher Grabkreuze und -steine. Die Gedenkstätte für die Bergtoten an der Mauer wurde 1958 von der Gesellschaft der Alpinen Vereine Österreichs errichtet.
Basis-Infos Gesäuse
Information Das Nationalpark-Infobüro ist in Admont. Als Infopoint fungiert ebenfalls der Nationalpark-Pavillon in Gstatterboden. Tel. 03613-2116020, www.nationalpark.co.at.
Hin & weg Die