Das war nicht nur Gordons Ansicht, sondern Briant und Baxter teilten dieselbe gleichmäßig, und Doniphan und sein Anhang mussten sich ihr am Ende gezwungen auch anschließen.
Der Plan einer nach Osten weiter zu verfolgenden Nachforschung, um die Land- und Wasserverhältnisse daselbst genau kennenzulernen, blieb natürlich bestehen, konnte jedoch während der folgenden vierzehn Tage nicht zur Ausführung gebracht werden. Das Wetter wurde geradezu abscheulich; es regnete oft vom Morgen bis zum Abend und fast unausgesetzt heulte ein mächtiger Sturm. Der Ausflug musste also wohl oder übel verschoben werden, sosehr es sie auch verlangte, die so wichtige Frage über die Natur des Landes, auf dem sie weilten, endgültig gelöst zu sehen.
Während dieser langen stürmischen Tage sahen sich Gordon und seine Kameraden auf das Schiff beschränkt, ohne dass sie deshalb untätig blieben. Einesteils erforderten alle Geräte usw. eine fortwährende Aufmerksamkeit, und dann hatten sie auch stets Beschädigungen der Yacht auszubessern, welche von dem Ungestüm des Wetters recht ernstlich zu leiden hatte. Die Planken begannen allmählich sich weiter zu öffnen, und das Deck war nicht mehr wasserdicht. An einigen Stellen drang der Regen schon durch die Fugen, deren Werg sich allmählich ausfaserte, sodass sich deren frische Kalfaterung unverzüglich nötig machte.
Sehr dringend erschien es nun auch, ein minder unzuverlässiges Obdach zu suchen. An eine »Auswanderung« nach dem fernen Osten war unter fünf bis sechs Monaten doch nicht zu denken, und so lange hielt der »Sloughi« sicherlich nicht mehr zusammen. Mussten sie diesen aber während der rauen Jahreszeit verlassen, wo hätten sie Unterkunft finden sollen, da der Westabhang des Steilufers nicht einmal eine Aushöhlung darbot, welche benutzt werden konnte? Jedenfalls mussten also an der anderen Seite desselben neue Nachforschungen angestellt werden, um dort, geschützt vor den Seewinden, wenn es nicht anders anging, eine für alle ausreichende Wohnung zu erbauen.
Die jetzt dringendsten Ausbesserungen bezweckten übrigens weniger, dem eindringenden Wasser als der Luft die Wege in den Schiffsrumpf zu verschließen und die innere Wegerung,2 welche sich schon abzulösen begann, noch einmal zu befestigen. Gordon hätte gerne die Reservesegel zur Umhüllung des ganzen Rumpfes der Yacht verwendet; er schrak aber doch davor zurück, diese dichten Gewebe zu opfern, welche vortrefflich zur Errichtung eines Zeltes dienen konnten, wenn sie zufällig in die Lage kamen, vorübergehend vielleicht gar unter freiem Himmel zu nächtigen.
Inzwischen war die gesamte Ladung in einzelne Ballen verteilt und in Gordons Notizbuch diejenigen derselben mit Nummern bezeichnet worden, welche im Notfall schleunigst ans Land geschafft werden sollten.
Klärte sich das Wetter einmal für wenige Stunden auf, so zogen Doniphan, Webb und Wilcox sogleich zur Jagd auf Felstauben hinaus, welche Moko mit mehr oder weniger Erfolg in verschiedener Weise zuzubereiten sich bemühte. Andererseits beschäftigten sich Garnett, Service und Cross, denen sich auch die Kleinen anschlossen und die selbst Jacques zuweilen begleitete, wenn sein Bruder das ausdrücklich verlangte, mit dem Fischfang. In ihrem Küstengewässer, welches sich sehr fischreich erwies, bot die Bai, inmitten der an den ersten Klippen abgelagerten Algen, vorzügliche Vertreter der Familie »Nothotenia« sowie größerer und kleinerer Stockfische. Zwischen den Fäden des gewaltigen Meergrases, des »Kelps«, welche bis vierhundert Fuß Länge hatten, wimmelte es von kleinen Fischen, die man mit den Händen fangen konnte.
Da hätte man die Freudenrufe der jungen Fischer hören sollen, als sie ihre Schnuren oder Netze nach dem Rande der Klippenbank herausgezogen!
»Ich habe welche …! Ich habe wunderschöne Fische!« rief Jenkins … »Ei, wie groß sie sind!«
»Und meine …, die sind noch größer als die deinigen«, behauptete Iverson, der Dole zur Unterstützung herbeirief.
»Sie werden uns noch entwischen«, rief Costar.
Die anderen eilten ihnen zu Hilfe.
»Festhalten …! Festhalten …!« ermahnten Garnett und Service, von dem einen zum anderen laufend, »und zieht die Netze schnell ein!«
»Ich kann nicht …! Ich kann nicht!« wiederholte Costar, den die Last fast hinunterzog.
Mit vereinten Kräften gelang es endlich allen, die Netze bis auf den Sand zu schleppen. Es war die höchste Zeit, denn inmitten des klaren Wassers tummelten sich eine Menge Hyxinen, eine Art Raubbricken, welche die in den Maschen zappelnden Fische gewiss bald weggeschnappt hätten. Obwohl auf diese Weise sehr viele verlorengingen, so genügte der Rest doch noch reichlich für die Bedürfnisse des Tisches. Vorzüglich die kleinen Stockfische lieferten, sowohl frisch genossen, wie in Salz eingesetzt, ein vortreffliches Fleisch.
Bezüglich des Fanges an der Mündung des Rios, so erzielte dieser nur mittelmäßige Exemplare von »Galaxias«, eine Art Gründling, welche Moko als Backfische zubereitete.
Am 27. März gab ein bedeutsamer Fang Veranlassung zu einem recht drolligen Auftritt. Im Laufe des Nachmittags, als der Regen einmal aufgehört hatte, begaben sich die Kleinen mit ihren Fischgeräten nach dem Rio.
Plötzlich ertönten laute Schreie — mittels welchen sie die anderen zu Hilfe riefen.
Gordon, Briant, Service und Moko, welche an Bord des Schoners beschäftigt waren, unterbrachen ihre Arbeit und eilten in der Richtung hin, von der die Rufe ertönten. Bald hatten sie die fünf- bis sechshundert Schritte Entfernung bis zum Rio zurückgelegt.
»Schnell, schnell, hierher …! Kommt hierher!« rief Jenkins.
»Schnell, schnell, seht nur Costar mit seinem Renner!« sagte Iverson.
»Noch schneller, Briant, noch schneller, oder er geht uns durch!« wiederholte Jenkins.
»Genug …! Genug! Lass mich herunter …! Ich fürchte mich!« rief Costar weinend und mit den kläglichsten Gebärden.
»Hui …! Hui!« rief dagegen Dole, der hinter Costar auf einer sich bewegenden Masse Platz