Lancaster SCHOOL. Marlie Nea. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marlie Nea
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783969873618
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in ihren Augen sammelten sich Tränen.

      „Dann sehe ich sie plötzlich, und… und sie schaut mich an während sie da unten liegt…“

      Ich starrte Bethany an. Wovon redete sie da?

      „Dich hat jemand unter Wasser angestarrt?“ fragte Owen Smith stirnrunzelnd.

      „Dem Mädchen geht es wirklich nicht gut.“ stellte Mr. Stevenson fest und seufzte.

      „Nein, das ist es nicht! Da, da lag jemand im Wasser! Ein Mädchen“ kam es nun klarer von Bethany. Alle Blicke der umliegenden lagen nun auf ihr.

      „Was?“ fragte Mr. Stevenson Junior perplex und hielt darin inne, sein nasses T-Shirt auszuwringen.

      „Ein Mädchen… sie lag dort unten.“ Dabei deutete sie mit einem zittrigen Zeigefinger nach unten ins Wasser. Der Neue stand ruckartig auf und ging auf das Becken zu.

      „Gerade eben habe ich doch auch nichts gesehen, da kann doch unmöglich-“ Er keuchte, als er in das tiefe Wasser hinabblickte. Einige Schüler waren ihm gefolgt.

      „Ahhh! Da liegt wirklich jemand auf dem Beckengrund!“ kreischte ein Mädchen. Auch die anderen redeten wild durcheinander. Ich ging an den Beckenrand, um mich selbst zu überzeugen. Das durfte doch nicht wahr sein! Als ich in das Wasser hinabstarrte, schnappte ich nach Luft.

      In der Tiefe des Beckens, konnte man tatsächlich am Rand einen Körper sehen, ein Teil mit blonden Haaren umrahmt.

      „Unmöglich!“ keuchte Mr. Stevens und wurde noch blasser als vorhin. „Wir brauchen einen Rettungswagen!“

      Daraufhin sprang er kurzerhand wieder ins Wasser.

      Kurze Zeit später war die Ambulanz da.

      Alle Schüler wurden gebeten, sich am Rand zu halten. Dann sahen wir zu, wie die Rettungsleute sie untersuchten.

      Als sie vorhin hochgeholt wurde, hatte man mehr erkennen können und mein Puls hatte sich dabei um das doppelte beschleunigt.

      Jetzt sah man eindeutig, dass es ein Mädchen war.

      Es trug einen blauen Badeanzug und die nassen, blonden Haare hingen wie Algen an ihr herab. Einer der Männer, die sie auf eine Trage legte, wandte sich kurz an uns.

      Alle starrten auf sie herab. Sie hatte tatsächlich erschreckt die Augen aufgerissen, bis der Sanitäter ihr sie vorsichtig zuklappte.

      „Kennt einer von Ihnen dieses Mädchen?“ Die Frage war hauptsächlich an die Schüler gerichtet, die noch in nahem Umfeld standen und nicht sofort geflüchtet waren.

      Nach kurzer Stille sagte Lisa Clark, ein dunkelhäutiges Mädchen, mit dem ich schon häufig in einem Kurs war: „Das ist Kelly Evans!“

      Als ich mich umdrehte, bemerkte ich neben ihr ein anderes Mädchen. Sie nickte bekräftigend, doch deswegen fiel sie mir nicht auf. Sie stich mir ins Auge, da sie auffällige, blau gefärbte Haare hatte.

      Ich hatte das Mädchen noch nie gesehen, bestimmt war sie neu.

      „Stimmt, das ist Kelly!“ hörte ich auch ein paar andere Schüler zustimmend rufen. Kelly Evens kannte ich auch, jedenfalls vom Hörensagen.

      Sie hatte im letzten Jahr die Schwimmmeisterschaften an unserer Schule gewonnen, weshalb sie recht beliebt war.

      Ich betrachtete ihr Gesicht genauer, ihre Haut war schrumpelig vom Wasser. Sie wirkte überaus… tot.

      Plötzlich fiel mir etwas Rotes auf, direkt über ihrer Stirn. „Sie ist verletzt!“ sagte die Stimme von Owen Smith, genau in dem Moment, in dem es mir auch aufgefallen war.

      Überrascht blickte ich ihn an.

      Das Mädchen hatte tatsächlich eine Art nach innen gerichtete Beule auf ihrer Stirn, eigentlich mehr am Haaransatz, ganz so, als hätte sich ein länglicher Gegenstand in ihre Stirn gepresst.

      Es sah ekelerregend aus. Ich bemühte mich, meinen Mageninhalt dort zu lassen, wo er war und auch um mich herum konnte ich die grünlichen Gesichter meiner Mitschüler ausmachen.

      „Wir werden sie jetzt wegbringen.“

      Der Sanitäter rief einem Kollegen kurz etwas zu. Gleich darauf wurde ein Tuch über ihr ausgebreitet und zwei weitere Männer trugen sie hinaus. Coach Junior kam jetzt auch wieder auf uns zu, gefolgt vom schnaufenden Schuldirektor.

      Er war ganz rot im Gesicht. Nachdem er seine Krawatte gelockert hatte, wies er uns an: „Sie alle gehen sich bitte sofort umziehen! Eine baldige Durchsage wird den weiteren Tagesverlauf ankündigen.“ Mr. Stevenson nickte bestätigend.

      „Bethany, richtig? Sie bleiben hier, ein Arzt soll Sie mal angucken.“

      An uns gerichtet sagte er: „Ich glaube, dass sie einen Schock erlitten hat. Ich kümmere mich um alles.“

      Aufgekratzt kehrte ich zurück in die Umkleide, wo nur noch wenige Mädchen eilig ihre Sachen zusammenpackten und so schnell es ging die Umkleide verließen.

      „Das ist heftig.“ hörte ich eine Stimme hinter mir. Es war das Mädchen, dass mir vorhin schon aufgefallen war. Sie stand zwei Spinde weiter.

      Ich nickte. „Meinst du, sie ist wirklich tot?“ fragte ich, nach der Aufregung leicht zitternd.

      „Mausetot.“ sagte sie überzeugt. Ich musste das Geschehene erst einmal verarbeiten.

      Ich betrachtete sie. Ihre Haare waren von einem satten blau und zu zwei Knoten hochgesteckt. Erstaunlicherweise passte es sogar zum grässlichen rosa der Schuluniform.

      „Wie heißt du eigentlich?“ fragte ich, während sie mit gelassener Hand ihren dunklen Lippenstift nachzog.

      „Mary Lou.“ antwortete sie.

      „Ich bin vor ein paar Wochen erst hierhergezogen. Ich dachte, hier würde es langweilig werden, so eingepfercht wie wir hier sind. Hab´ mich anscheinend geirrt.“ Sie grinste und ich fragte mich, wie sie das Ganze witzig finden konnte.

      „Jetzt schau mich nicht so schockiert an.“ sagte sie belustigt, während sie ihre Sachen zusammenpackte. Ich bückte mich und sammelte meine Sachen vom Boden auf, die mir entgegengefallen waren, nachdem ich den Spind geöffnet hatte.

      Auf einmal schlug ich mir innerlich eine Hand vor den Kopf.

      Natürlich! Mary Lou war der Vorname meiner neuen Mitbewohnerin. Ich betrachtete sie verstohlen. Es kam mir seltsam vor, dass sie so unsagbar ruhig bleiben konnte. Die Angelegenheit schien ihr fast Spaß zu machen. Ich räusperte mich.

      „Du musst heute erst angekommen sein. Hast du deine Sachen schon auf dein Zimmer gebracht?“

      „Ja. Ist ganz nett hier, große Zimmer und so. Aber ich glaub´, meine Mitbewohnerin hat eine Süßigkeitensucht, oder irgendwas in der Art.“

      Ich errötete leicht, schließlich hatte ich meinen Vorrat für die nächsten Wochen erst einmal nur auf die Kommode gestellt, statt sie gleich wegzuräumen.

      „Ähm, ich schätze, das bin ich.“ Sie guckte mich überrascht an, dann legte sich ein breites Grinsen auf ihre Lippen.

      „Na, das ist ja ein Zufall.“

      Plötzlich fiel mir eine Frage ein und ich stellte sie, um unauffällig vom Thema abzulenken.

      „Du hast vorhin so gewirkt, als würdest du Kelly Evans kennen. Woher wusstest du denn, wer sie war, wenn du erst vor ein paar Wochen hierher kamst? Heute ist doch der erste Schultag.“ Sie zuckte die Schultern.

      „Die Preisträgerin stand auf der Website. Ich habe mich vorher über euer kleines Internat erkundigt, bevor ich hierherkam.“ Ihr abfälliger Ton verwunderte mich etwas, dennoch klang ihre Antwort logisch.

      Als ich meine Sachen beisammenhatte und mich auf den Weg zur Tür machte, drehte ich mich nochmal um.

      „Ich bin übrigens Liz. Wir werden uns dann ja demnächst öfter sehen.“ Sie