Lancaster SCHOOL. Marlie Nea. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marlie Nea
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783969873618
Скачать книгу
Freunde zu finden, aber Bücher waren meines Erachtens die besseren Gesprächspartner.

      Ich fand es ermüdend, wenn Leute mich mit ihren Ansichten der Welt zutexteten und dabei keinen Raum für wirklich interessante Themen ließen.

      Ich blickte mich um. Es waren noch nicht sehr viele Schüler da, denn es war noch recht früh und die meisten würden erst kurz vor knapp frühstücken oder es in den ersten Tagen noch ausfallen lassen.

      Sie waren es nicht mehr gewohnt, früh aufzustehen und unsere Schule machte es ihnen auch nicht leichter, da der Unterricht direkt am ersten Tag nach der Anreise anfing.

      Ich blickte auf meinen Stundenplan. Einer der Vorteile eines Privatinternates war, dass unser Stundenplan sich in einigen Dingen sehr von dem einer normalen Schule unterschied.

      Wir hatten nicht nur die normalen Fächer wie Deutsch, Mathe und Englisch. An unserer Schule gehörten auch gesellschaftliche Aspekte zum Unterricht dazu. Dafür mussten wir verschiedene Kreativ- und Sportkurse wählen.

      Das Angebot ging dabei von Reiten über Rugby bis hin zu Theater und Orchester.

      Zuerst hatte ich meinen Kreativkurs. Mein gewählter Bereich war Klavier und ich freute mich schon, da ich es immer genoss, auf dem großen Flügel im Musiksalon zu spielen.

      Da ich direkt danach Schwimmen hatte, plante ich, meine Sachen zunächst aus meinem Zimmer zu holen und dann direkt von dem Kreativkurs mit hinüber zu nehmen.

      Vielleicht war meine Mitbewohnerin ja nun endlich angereist, denn langsam wurde ich neugierig.

      Manche Schüler kamen aufgrund verschiedener Dinge, meistens wegen Geldgeschäften oder Verpflichtungen der Eltern, ein paar Tage später zur Schule.

      Weshalb sie wohl so spät kam?

      Als ich vor der Schwimmstunde endlich umgezogen war, stopfte ich meine Klamotten in den Spind und schlug die Tür zu.

      „Du weißt schon, dass dir gleich alles entgegenkommen wird, wenn du die Tür wieder öffnest?“ fragte Bethany, ein Mädchen mit kurzem blondem Haar neben mir belustigt.

      Ich zuckte mit den Schultern. „Hauptsache jetzt ist alles verstaut.“

      Ich machte mich gerade auf den Weg zur Tür, als ich Stella Taylors Stimme hörte: „…ist der Sohn vom Rugbycoach. Ich schwör euch Mädels, ab jetzt werden die Schwimmstunden nie wieder langweilig sein.“ Die Mädchen um sie herum kicherten.

      „Hast du den denn schon mal gesehen? Ich dachte er ist gerade erst von der Uni zurück.“ Stella nickte eifrig. „Ja, er studiert in Oxford, aber er ist jetzt zurück, um in den Semesterferien sein Studium weiter zu finanzieren.“

      Ich verdrehte die Augen. Schon wieder ein neuer Aushilfslehrer, der versuchen würde, seine Autorität den Jüngeren gegenüber auszuspielen.

      „Da brauchst du gar nicht so zu gucken.“ richtete sich Stella an mich. Sie hatte einen hellblauen Bikini an, obwohl für die Schwimmstunden eigentlich nur Badeanzüge erlaubt waren.

      „Machst du nicht wieder unnötig Wirbel um den Neuen? Vielleicht hat er ja sein Aussehen vom Coach geerbt.“

      Ich grinste. Wenn das stimmte, dann war der Neue ein kleines Bierfass mit nahezu kahlem Kopf. Stella schnaubte verächtlich. „Keine Vorurteile, nur weil er der Sohn vom Rugbycoach ist. Du hast ihn ja nicht gesehen. Er sieht aus wie eine Mischung aus…“

      Ich schaltete ab. Es reichte, wenn ihr die restlichen Mädchen in der Umkleide an den Lippen hingen. Ich fragte mich, woher sie alle diese Informationen hatte. Eigentlich dürfte ihr Vater ihr doch gar keinen Einblick in die Privatunterlagen der angestellten Lehrer geben. Aber wer weiß, Stella fand mit Sicherheit ihre Wege.

      Ich hatte bereits die eine Hand an der Tür, als sich Bethany an mir vorbei schob und leise sagte: „Ich gehe schon mal und mache mir selbst ein Bild von diesem Traumprinzen.“ Dabei verdrehte sie ironisch die Augen.

      Ich nickte, das war wohl das Beste, um hier schnell heraus zu kommen. Ich wollte ihr gerade folgen, als Stella rief: „Liz, untersteh‘ dich jetzt die Tür zu öffnen!“

      Ihr Bikini war gerade aufgegangen und hing an ihren Seiten hinunter. Ich verdrehte die Augen. Aus Mangel an Beschäftigung betrachtete ich den Putzplan, der an der Tür zur Schwimmhalle hing. Aus diesem Grund hielt ich Bikinis für unpraktisch.

      „Wenn er dir jetzt aufgeht, dann wird er das vermutlich auch im Wasser tun.“ kommentierte ich leise. Sie hörte es trotzdem.

      „Na und, selbst wenn. Dafür trage ich keinen Oma-Badeanzug.“ Ich blickte an mir herunter. Vielleicht war der graue Badeanzug, den ich trug, nicht nach Stellas Geschmack, aber ich wusste ganz genau, wie teuer er gewesen war.

      Außerdem gefiel er mir, also schluckte ich meine Antwort herunter. Es brachte nichts, mit ihr zu diskutieren.

      Nachdem ich kurz gewartet hatte, bis sie ihren Bikini wieder zugeknotet hatte, machte ich mich auf den Weg in die Halle.

      Gerade schob ich mich an der Tür vorbei, als plötzlich ein markerschütternder Schrei ertönte. Ich hob ruckartig den Kopf. Auch die anderen Mädchen sahen sich erschrocken an.

      Nach ein paar stillen Sekunden, in denen nichts geschah, machte ich mich auf den Weg Richtung Schwimmhalle, aus dessen Richtung der Schrei gekommen war. Dann erklang er noch ein zweites Mal. Es war die Stimme von Bethany.

      Aufgeregt und wild durcheinander fragend folgten mir die anderen Mädchen aus der Umkleide. Als wir in der Halle ankamen, erbot sich uns ein erschreckendes Bild.

      Bethany strampelte in der Mitte des kastenförmigen Beckens wild im Wasser und schrie wie am Spieß.

      „O Gott, sie ertrinkt gleich!“ hörte ich es von ein paar Mädchen hinter mir. Die Jungs waren ebenfalls aus ihrer Umkleide geströmt und blickten sich erstaunt um.

      Als alle erkannten, was hier gerade passierte, redeten sie wild durcheinander, aber niemand tat etwas.

      Plötzlich hörte man laute, gehetzte Schritte in die Halle kommen. „Was um alles in der Welt ist denn hier los?“ rief eine junge Männerstimme ärgerlich und außer Atem.

      Der neue Lehrer hatte blonde Haare und sah aus wie aus einem Magazin entsprungen. Stella hatte nicht übertrieben.

      Owen Smith, ein Junge, dessen Beliebtheitsgrad groß war, deutete auf Bethany. „Sehen Sie!“ er musste gar nicht viel erklären, denn schon sah man wie der Neue blass im Gesicht wurde.

      „Verdammt.“ Mit den Worten rannte er auf das Becken zu und sprang mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser. Bethany schrie noch immer pausenlos. Immer dann, wenn sie hochkam, um nach Luft zu schnappen.

      „Warum schwimmt sie denn nicht?“ fragte Stella leicht panisch. Ich hatte keine Ahnung, schließlich wusste ich, dass Bethany gut schwimmen konnte. Inzwischen hatten sich alle Schüler um das Becken versammelt und blickten aufgeregt zu, wie der neue Lehrer versuchte, Bethany zu beruhigen und zurück zum Rand zu bringen.

      „Vielleicht hat sie einen Krampfanfall.“ kam es von dem Typ neben Owen, einer mit braunen Haaren, was im krassen Kontrast zu Owens blonden Locken stand.

      Die beiden sah man so gut wie nie getrennt.

      Inzwischen hatte der Neue Bethany an den Rand des Beckens gebracht. Zum Glück hatte sie jetzt aufgehört zu schreien, wirkte aber mehr als verstört. Mithilfe einiger andere Schüler setzte sie sich an den Rand des Beckens. Ihr Gesicht war noch immer verzogen und sie atmete angestrengt.

      „Geht es Ihnen gut?“ fragte Coach Junior und betrachtete sie besorgt. Nach einiger Zeit nickte sie.

      „Ich war doch nur für eine Minute draußen.“ seufzte er während er sich aus dem Wasser hochhievte. Die anderen Mädchen begannen nervös zu tuscheln und zu kichern, ein paar beugten sich aber auch vor, um zu wissen, wie es Bethany ging. Ich war eine davon.

      „Was war denn los, Beth?“ fragte ich besorgt. Das Mädchen zitterte am ganzen Körper. Langsam