„Vielleicht trägt die Nacht auch ein wenig Hexenkunst mit sich. Gute Hexen, die gelernt haben, die Kräfte der Natur für ihren Zauber zu nutzen. Vielleicht fliegen sie gerade über uns…“
„Glaubst du, ich kann es lernen?“, flüstere ich zu Kasper.
„Was denn? Zu fliegen?“
„Ja, klar…. Nein, glaubst du, ich kann lernen, zu skaten?“
„Hm… Bestimmt, wenn du etwas übst.“ Er dreht den Kopf ein wenig und sieht mir direkt in die Augen. Mein Herz schlägt so schnell in meiner Brust, ich habe das Gefühl, zu zerspringen.
„Das Licht zu feiern bedeutet auch, das Dunkle und damit alles Böse, zu verneinen und zu vertreiben. Auch deshalb entzünden wir heute dieses Feuer.“
Ein Mann mit einer großen Brille und sehr wenigen Haaren reicht dem Bürgermeister eine riesige Fackel.
„Und bedenkt auch, meine lieben Bürgerinnen und Bürger, das Böse kann es nur geben, wenn es einen Ort zum Wachsen hat. Lasst es uns nicht nähren und ihm diesen Ort nicht geben. Nur so können wir die Freude im Herzen tragen und friedvoll das Leben in unserer schönen kleinen Stadt genießen.“
Ich sehe zu Kaspers Grübchen. Sie sind ein Zeichen dafür, dass das Böse auf jeden Fall nie in ihm einen Ort zum Wachsen findet. Er ist einfach immer und zu jedem zuvorkommend. Selbst zu den Lehrern und zu den Kleinen. Während Rasmus und Sophus die Kleinen mobben und sie auf dem Schulhof in die Ecke treiben, um sie zu quälen, ist Kasper derjenige, der sie dazu bringt, sie in Ruhe zu lassen.
Der Bürgermeister schreitet zum Stapel aus Brettern, Gezweig und allerhand anderem Brennbaren und steckt die Fackel tief hinein. Das Feuer breitet sich schnell aus. Als der Haufen lichterloh brennt, singen alle das Mittsommerlied. Kasper und ich schweigen und sehen in die Flammen. Sie züngeln um unseren alten Gartentisch. In ihren Spitzen verfärben die Flammen sich bläulich. An einem Pfahl hoch über dem Feuer, ist eine Hexe festgemacht. Mit schwarzem Hut und gebogener Nase. Die Frau vom Bürgermeister hat sie gemacht. Als das Feuer sie erreicht, geht eine Funkenfontaine mit viel Lärm und Getöse los.
Julie und Helena sind weggeflogen und haben mich allein mit Kasper gelassen.
Seine Hand liegt im Gras, ganz dicht neben meiner. Das Blut pocht in meinen Schläfen. Ich merke jeden einzelnen Atemzug.
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