Das magische Buch 2 - Liebesmagie. Anne-Marie Donslund. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anne-Marie Donslund
Издательство: Bookwire
Серия: Das magische Buch
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711325469
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habe mich entschieden, euch heute Abend bei dem Mittsommernachtsfeuer im Park zu verbrennen. Zum einen, weil ich es nicht selber machen kann, also euch töten und dann, weil ihr ja so eine Art Hexenkunst seid, irgendwie.

      Also fahre ich jetzt rüber zum Park und schmeiße euch auf den Holzstapel. Heute Abend komme ich dann und sehe zu, wie ihr im Feuer verpufft.

      Liebe Grüße

      C

      Ich binde den Brief fest an die Puppen und streiche mit einer Hand über den filzigen Stoff. Die Kasperpuppe hat eine lange Naht über den Bauch. Da hatte Helena sie an ihrer Party mit der Schere aufgeschnitten. Um die beiden Puppen ist das rote Band wieder fest gewickelt und so küssen die Kasper- und die Ceciliepuppe einen niemals endenden Kuss.

      Ich hatte es wirklich schon versucht. Ich wollte die Puppen töten, aber es ging einfach nicht. Meine Hand begann zu zittern, als ich mich ihnen mit der Schere näherte. Am Ende musste ich aufgegeben. Aber so konnte ich wenigstens auch noch eine Nacht mit ihnen schlafen. Allerdings habe ich geträumt, wie sie in der Todeszelle sitzen und darauf warten, auf den elektrischen Stuhl zukommen.

      Das Mittsommernachtsfeuer wird dieses Jahr riesig. Es wurden eine Menge Äste im Park abgeschnitten und alle konnten kommen und ihr altes Holz abgeben. Papa war auch schon los und hat unseren alten Gartentisch abgegeben, weil Mama ihn nicht mehr schön findet.

      Ich steige vom Fahrrad, nehme den Rucksack ab und mache den Reißverschluss auf. Eigentlich müsste ich die Puppen gar nicht verbrennen. Schließlich habe ich sie ja auch als Geburtstagsgeschenk bekommen.

      Habe ich etwa irgendwann mal Helena oder Julie gebeten, ein Geschenk von mir kaputt zu machen? Nein, ganz bestimmt nicht.

      Aber anders betrachtet… Ich habe meine besten Freundinnen wieder und das ist doch wichtiger, als alles andere. Also wirklich alles andere. Ich seufze und gehe zu dem Haufen aus altem Holz und anderem Gerümpel.

      Es ist, wie vom 3’er-Turm zu springen. Oder wie vom 5’er-Turm, aber das habe ich erst einmal gemacht. Man muss die Augen zu machen, die Luft anhalten und es einfach machen. Einen Schritt ins Nichts und hoffen, dass man überlebt.

      Ich nehme schnell die Puppen und feure sie auf den großen Haufen. Sie sausen durch die Luft, schlagen gegen einen Ast und fallen zwischen anderen Ästen hindurch, bis sie schließlich auf dem Boden landen.

      „Musst du auf den Scheiterhaufen?“, fragt eine Stimme hinter mir. Eine Stimme, die ich nur allzu gut kenne. Ich drehe mich um und sehe direkt in Kaspers leuchtend grüne Augen. Der gemeine, blöde Kasper. Der liebe, hübsche Kasper.

      „Was machst du denn hier?“, frage ich ganz außer Atem und mache schnell den Rucksack wieder zu.

      Er lächelt und rollt ein bisschen mit seinem Skateboard vor und zurück.

      „Ich langweile mich. Die anderen sind zu Hause und packen. Die fahren in den Urlaub! Wir fahren nirgendwo hin, weil meine Uroma krank geworden ist und meine Mutter deshalb nicht weg will.“

      Ich glaube ehrlich gesagt, so viele Worte auf einmal hat er noch nie zu mir gesagt.

      „Und ihr? Was macht ihr?“, fragt Kasper und lehnt sich so auf dem Skateboard zurück, dass es in die Luft flippt. Er springt hoch und landet wieder direkt darauf. In der Zwischenzeit überlege ich, was er eigentlich meint mit „ihr“. Meint er meine Familie oder das Dreigestirn. Ah, das Dreigestirn natürlich. Ich bin es ja nicht, für die er sich interessiert.

      „Helena und Julie sind verreist“, murmle ich.

      „Was machst du eigentlich?“, fragt er.

      Ich sehe hoch. Er nickt gen Lagerfeuer.

      „Ich… ähm… nehme Abschied. Das da ist unser alter Gartentisch.“ Ich zeige in den brennenden Stapel.

      „Seid ihr diejenigen, die den mit der Farbe drauf geschmissen haben?“

      „Nein, nein – meine Mutter arbeitet beim Amt.“

      „Fuck, sieh mal!“ Er hüpft von seinem Bord, und beginnt, sich durch einige Pfähle durchzuzwängen.

      Ich halte den Atem an, als er sich vorbeugt, genau zu den Puppen… Oh, nein, nein, nein. Eine Katastrophe. Es ist, als wäre ich vom 5 Meter Turm gesprungen und jetzt ist kein Wasser mehr im Becken. Mein Herz hat aufgehört, zu schlagen.

      Es rumpelt, als er ein altes Skateboard ohne Räder aus dem Lagerfeuerstapel zieht. Glück gehabt, er hat die Puppen gar nicht gesehen!

      „Cool!“, sage ich und lache beinahe. „Ein Skateboard!“

      „Da müssen nur ein paar Räder dran.“

      „Für mich? Dann kannst du es mir beibringen.“, sage ich. Sage Ich! Wo kam das denn her? Ich kann doch gar nicht Skateboard fahren. Und ich kann erst recht nicht ausgerechnet Kasper fragen, ob er es mir zeigt.

      „Ja?“, er lächelt. „Willst du?“

      „Äh…Ja!“

      „Na, dann mache ich Räder und Trucks dran.“ Er sieht total begeistert aus. „Und nehme es heute Abend mit… Kommst du?“

      Ich schaffe es gerade noch zu nicken, dann ist er schon auf und davon, mit seinem Skateboard. Und mit meinem unter seinem Arm. Mein Skateboard. Ich stehe da, wie eine Flasche mit Kohlensäure, die viel zu lange geschüttelt wurde. Es kribbelt im ganzen Körper.

      Die Liebespuppen rufen nach mir. Bestimmt nicht in Wirklichkeit. Aber ich höre sie trotzdem rufen, und sie leuchten. Ich muss einfach in den Stapel für das Lagerfeuer krabbeln und sie wieder raus fischen.

      Ich kann sie ja immer noch nach den Sommerferien wegwerfen. Ich meine, sie funktionieren ja offensichtlich und während die anderen die große weite Welt bereisen, darf ich mich ja wohl auch ein bisschen vergnügen.

      Die Tombola

      Mama und die Frauen vom „Ladies Circle“ arrangieren eine Klima-Tombola beim Mittsommerfest im Park. Ich hatte versprochen, für 10 Euro die erste halbe Stunde mitzuhelfen und so stehe ich jetzt neben Mama, die in ein Megaphon brüllt.

      Es wäre weniger peinlich gewesen, sich hier in einem Clownkostüm zu präsentieren, als so.

      „Kommt her, kommt her, zur Klima-Tombola vom „Ladies Circle“! Zehn Klima-Lose für 3 Euro und zwanzig Lose für 5 Euro. Die Einnahmen gehen zu 100 Prozent an Naturschutzprojekte! Zu gewinnen gibt es unter anderem eine tolle Kräuterlotion oder eine einmalige Sonnenaufgangstour mit Guide und anschließendem Cafébesuch. Kommt und versucht euer Glück für den guten Zweck!“

      Wo in aller Welt hat Mama diese komische Betonungsweise gelernt? War sie in ihrem früheren Leben im Zirkus? Sie legt die Betonung genau wie die besten Marktschreier, so wie man es von einer echten Tombola-Prinzessin erwarten würde.

      Dass man merken kann, wie sehr sie es genießt, ihre eigene Stimme zu hören, macht die ganze Sache nicht weniger peinlich. Ich wünschte, ich könnte mich vergraben oder mich aufs Feuer werfen. Besser im Höllenfeuer verbrennen, als langsam, wie ein Tombola-Hähnchen, vor Kaspers Augen gegrillt zu werden.

      Er ist zum Glück noch nicht da. Der Park ist noch ziemlich leer. Es haben auch erst zwei Leute Lose gekauft. Trotzdem steht Mama da und schreit und schreit. Damn it, das ist so lächerlich. Aber ich stehe hier ja nur eine halbe Stunde, dann kommt Lisa vom „Ladies Circle“ und übernimmt.

      Hätten sie die Tombola nicht einfach erst anfangen können, wenn das Feuer brennt? Die anderen Stände verkaufen schließlich auch noch nichts. Aber das ist typisch Mama. Sie muss immer übertreiben.

      „Hilf der Umwelt und den Armen. Kauf deine Lose bei uns. Zehn Lose für nur 3 Euro und zwanzig…“

      „Jetzt reicht es aber, Mama“, sage ich ausversehen, viel zu laut direkt in ihr Ohr.

      Ich bin mir sicher, dass sie mega wütend wird. So redet man nicht mit seiner Mutter!

      „Was denn?“,