Huch! Da rutschte plötzlich seine Hand auf meinem Bauch hin und her. Ich spannte mich wieder an, versuchte den Bauch einzuziehen. Nach der Schwangerschaft und Geburt konnte sich meine Muskulatur leider nicht dazu durchringen, die Oberhand zu gewinnen und so schwabbelte meine ausgedehnte Bauchdecke mit den vielen tiefen Schwangerschaftsnarben vor sich hin. »Ich liebe einfach deinen Bauch! Er ist für mich das Zeichen deiner Weiblichkeit. Und ich mag es, diese Schwangerschaftsnarben zu streicheln. Ich weiß nicht, warum, aber es ist so«. Keinen Trost bitte, ich will und muss mich quälen … nicht! Aufhören! »Ich liebe es auch sehr, wie wunderschön das hier geschwungen ist, wenn du auf der Seite liegst.« Er strich mit seiner Hand von meiner Taille hinab zu meiner Hüfte. Auch das noch! Mein Mann, der Hobbypsychologe (oder der Verliebte?). Geschwungen nannte man das also? Eine psychologisch hochwertige Umschreibung für mein pferdeähnliches Gesäß, Respekt! »Ich bin nicht schön! Ich war mal schön, sogar noch vor einigen Jahren!« Harry lachte und meinte: »Du meinst, bis wir geheiratet haben?« Ich fand das alles gar nicht witzig und sagte bockig: »Ja, bis dahin«. Mein Mann hatte eine Begabung, nicht auf meine Allüren einzugehen und sagte, immer noch geduldig wie ein Schaf (und dann auch noch mit einer Engelsstimme!): »Für mich bist du jedenfalls die Schönste!« »Hm«, knurrte ich und zog mich wieder in meinen Tunnel zurück. Das sagen sie alle und dann? Dann fanden sie eine, die noch schöner (oder wirklich schön) war. Und was nützte es mir, wenn er mich so liebte, wie ich war, wenn ich mich selbst nicht liebe? Harry verstand mich eben nicht.
»Das erzählt er mir! Heimlich sieht er sich Pornos an!«, schnaubte ich, gerade im Bad verschwunden, um meine Fleischmassen unter die Dusche zu schwingen. Sex, was für ein Thema. Ich hatte Sex immer geliebt. Als ich schlank und vollkommen war, sah ich im dünnen Seidenhemdchen nicht aus, als wäre ein Nilpferd im Gardinengeschäft eingebrochen. Da schritt ich noch grazil mit langen, schlanken Beinen am Opfer meiner Begierde vorbei, um mich an seinen sabbernden Blicken zu laben. Ich spielte noch mit meinen Reizen, als hätte ich im Leben niemals etwas anderes getan. Und nun? Nun bekam ich keine hübsche Reizwäsche mehr. Wenn ich welche sah, glaubte ich, Abdeckplanen für Carports mit fehlerhaftem Material vor mir zu haben. Doch dauerhaft wollte und konnte ich mich dem Sex nicht entziehen. Licht aus. Nur nicht diese Berge sehen: Ich hatte Arme wie andere Beine hatten. Wenn Harry mich von hinten vögeln wollte, schwabbelte mein Bauch lose an mir herum wie der Pudding, den mein Sohn so gerne aß. Ich nannte mich selbst »Hängebauchschwein«. Deshalb wusch ich auch nie nackt meine Haare über der Wanne. Der Blick nach unten und die Berührung meines Hängebauches mit dem Wannenrand hätten mich sicher zum Suizid getrieben.
»Du hast so schöne große Titten«, hechelte Harry und grapschte lüstern an diesen hängenden, wackeligen Dingern herum, als würde er einen Teig zur Brotmasse verarbeiten wollen. Hm, ja, klar. Ich hatte früher Körbchengröße B, einen Umfang von 75. Jetzt packte ich diese Schwabbelbrüste in eine 95 Doppel-D. Ich musste sie sogar richten, damit jeder Zentimeter seinen Platz hatte und nichts drückte. Ich sah aus wie eine zu lange nicht gemolkene Milchkuh! Die Beine bekam ich auch nicht mehr richtig auseinander. Gut, dass mein Gatte ein äußerst schlankwüchsiger Mann war. So konnte er sich wenigstens in den, ihm zur Verfügung stehenden Spalt zwischen den Beinen hineinlegen. Ach, du Scheiße! Jetzt erinnerte ich mich an den vor wenigen Tagen stattgefundenen Versuch, an alte Zeiten anknüpfen zu wollen und in der Küche auf dem Küchenschrank zu vögeln. Übelkeit stieg in mir auf. Schon der Kraftakt, mich auf den Schrank zu hieven!
Vor einigen Jahren übernahm das Harry. Er hob mich auf wie ein kleines Vögelchen (wie passend) und setzte mich auf den Küchenschrank, riss mir den Stringtanga (den ich ja damals noch trug) zur Seite, um mich zu ficken. Sein Mund saugte sich an den zarten Knospen meiner niedlichen Brüste fest. Es war noch nicht so, dass er Mühe hatte, den Kopf aus meiner Milchkuhbasis herauszuziehen. Ich hatte also Probleme, mich auf diesem kleinen Stück Küchenplatte, welches mir früher durchaus reichte, zu halten. Die Beine konnte ich nicht mehr so geschmeidig in der Luft halten und dabei tun, als würde mich das nicht die geringste Anstrengung kosten. Meine Arme stützte ich hinter mir ab, um mich überhaupt noch halten zu können. Dabei vergaß ich natürlich nicht das Stöhnen, immer in der Hoffnung, mein Mann würde bald abspritzen und mich erlösen. »Ahhhh, ja, fick mich, komm, mach weiter, stoß mich, du geiler Bock!« Zumindest war mein Vokabular nicht eingerostet.
Endlich war es soweit. Mir schmerzten alle Gelenke. Dankbar und behäbig rutschte ich vom Küchentisch herunter und biss mir tapfer auf die Unterlippe. Meine Beine fühlten sich an, als würden sie mir jeden Moment abfallen. Durch meine Arme schienen tausende Ameisen zu krabbeln. Ich knutschte Harry herzhaft, der sich gut zu fühlen schien. »Du bist immer noch so gut wie früher, du geile Stute, du!«, hauchte er mir zu und klatschte auf meinen Hintern. Da fällt mir ein, dass ich diesen noch gar nicht erwähnt habe. Der war nicht so schlimm, wie alle anderen Regionen. Das lag sicherlich daran, dass ich ihn nie sah. Zumindest war er noch lange nicht so auffällig wie meine Hüften. Wahrscheinlich haben diese die gesamte Optik für sich in Anspruch genommen.
Während mir klebrig die Beine hinunterlief, was mir mein Mann hinterlassen hatte, legte ich meinen mondänen Stutenblick auf, warf mein langes Haar über seine Schulter und schnurrte: »Ich bin nur so gut, wie du gut bist und dein obergeiler, dicker Schwanz!« Das gefiel ihm offensichtlich. »Wenn du weiter so redest, machen wir gleich weiter!«, raunte er mir zu, küsste mich und fasste an meinen Hintern. Um Gottes willen!
Niemals Hobbycamperin
In den nächsten Tagen wurde es ruhiger in mir. Ich hatte nämlich eine phänomenale Entscheidung getroffen. Wenn ich schon so rasant und unvorbereitet in die Phase des Klimakteriums, mit fast 45 Jahren unsanft aus der Mädchenwelt herausgerissen, regelrecht gestoßen wurde, dann musste ich dies mit Würde tun: stumm und duldsam. Ich brauchte nun kein neues Tuch, keine hübschen Stiefeletten für den nächsten Frühling, sondern ganz eindeutig Tuniken und Ponchos, unter denen ich all das verstecken konnte, was mir meine letzte mädchenhafte Würde zu rauben beabsichtigte. Auch meine Brüste beschlossen, ein Eigenleben zu entwickeln. Das stelle Frau sich vor: Es ist ja noch zu verkraften, von zwei lieblichen Tennisbällen zu zwei voluminösen Ballons zu wechseln. Doch ich dachte auch an meine süßen, mir im Laufe der Jahre ans Herz gewachsenen Stringtangas. Wenn ich die jetzt anprobierte, quollen links und rechts vom Spitzendreieck des Tangas einige unansehnliche Berge hervor (zumal der Sitz des Tangas inzwischen äußerst unausgeglichen wirkte). Ich hätte mein Augenlicht gern noch behalten (mein Mann sicher auch), dachte an meine Erziehung und an meine Mutter, die fast täglich zu sagen pflegte: »Du musst dich immer so anziehen, dass du dich niemals schämen musst, falls du dich mal ausziehen musst.« Also, um das vorweg richtigzustellen: Sie meinte, wenn mir mal was passierte und der Arzt packte mich aus, sollte er keinen Schreck bekommen oder womöglich selbst in einen komatösen Zustand gelangen.
Es hieß also einkaufen zu gehen. Ich überlegte, welche Riesenzelte ich jetzt käuflich erwerben würde. Da man mir meine immense, neue Konfektionsgröße nicht ansah, musste ich bei den Verkäuferinnen mit gnadenlosen Geschichten aufwarten. Die Gedanken an meine Mutter kamen mir gerade recht. Diese Frau, die mit 75 Jahren immer noch aussehen wollte, als würde sie sich bei Heidi Klums »Topmodel« bewerben wollen, sich ihr ganzes Leben lang mit Diäten quälte und auch von anderen verlangte, sich mit den Schönsten der Schönen zu messen, dieser Frau wollte ich jetzt eins auswischen. Das Beste an dieser kleinen Rache, die sich nur in meinem Bewusstsein abspielte, war: Sie würde nie davon erfahren.
Mein erster Einkauf gestaltete sich folgendermaßen: Der Laden sah erst einmal ganz normal aus. Ich schwänzelte zwischen den Kleiderkarussells hin und her, sah mir gedankenverloren einige Oberteile an und versuchte, mich auf den eigentlichen Zweck des Einkaufes zu konzentrieren. Ich musste mich an den Geruch in dem Laden gewöhnen, mich einfühlen und einstellen. Es war wie immer, wenn ich einkaufen ging. Doch dieses Mal stand ich unter extremer Spannung. Diese negierte ich mit aufrechtem Gang, vorgestrecktem Kinn und nach hinten geworfenem Haar, denn ich spürte die aufmerksamen Blicke der Verkäuferin auf der anderen Seite des Ladens auf mir.
Ich berührte die Sachen, ohne sie wahrzunehmen. Mein Blick